Dienstag 16. April 2024

Interview mit Gesundheitsautorin und Superfood-Expertin Barbara Simonsohn 

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 „Der Löwenzahn verdient unsere höchste Wertschätzung!“ 

 „Die zahlreichen Heilwirkungen dieser weitverbreiteten und widerstandsfähigen Pflanze sind wissenschaftlich gut belegt. Der Löwenzahn verleiht uns Resilienz auf körperlicher und seelischer Ebene, stärkt unser Immun- und Nervensystem und schützt uns vor Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Er wächst vor unserer Haustür, kostet nichts, und wir sind genetisch bestens an ihn angepasst, weil er uns schon seit Urzeiten begleitet.“ Nach Meinung der Gesundheitsautorin Barbara Simonsohn, Autorin des Kompakt-Ratgebers „Löwenzahn“, sollten wir der oftmals als Unkraut geschmähten Powerpflanze mit Wertschätzung und Respekt begegnen, ihre gesundheitlichen Vorzüge honorieren und nutzen. 

In Ihrem neuesten Kompakt-Ratgeber beschäftigten Sie sich mit dem meist als Unkraut verkannten Löwenzahn. Wie kommt es, dass eine solche Wunderpflanze, deren Heilwirkungen seit alters her belegt sind, heute so wenig Beachtung findet? 

Barbara Simonsohn: Viele Menschen betrachten Löwenzahn als lästiges Unkraut, weil er ihr Bild von einem schönen Rasen stört und durch seine lange Pfahlwurzel so gut wie unausrottbar ist. Wenn nur der kleinste Teil der Wurzel in der Erde bleibt, entwickelt sich daraus über kurz oder lang eine neue Pflanze. Hier ist in meinen Augen unbedingt ein Umdenken nötig. Haben Sie Löwenzahn im Rasen, lassen Sie doch kleine Löwenzahn-Inseln stehen und wachsen, und mähen Sie drumherum. So haben Sie ständig frisches gehaltvolles Grün, im März eine Insektenweide für Wildbienen & Co. und im April schon ein wertvolles Futterangebot für Körnerfresser wie Gimpel und Stieglitz, die um diese Jahreszeit wenig Essbares finden. Eine gelbe Löwenzahn-Insel ist außerdem ein Augenschmaus. Wenn Sie Löwenzahn im Gemüse- oder Blumenbeet stört, graben Sie ihn tief aus, und pflanzen Sie ihn in eine Ecke ihres Gartens oder in einen großen Keramiktopf mit Loch. So haben Sie diese Heilpflanze immer in Ihrer Nähe und leisten einen Beitrag zum Artenschutz für mehr Biodiversität. Allzu Vertrautes wird leider im Allgemeinen nicht wertgeschätzt; wäre der Löwenzahn eine seltene oder exotische Pflanze, wäre das vermutlich anders. Die Briten sagen: „Familiarity breeds contempt“ – allzu Vertrautes erntet nur Verachtung. Ich halte es lieber mit unserem Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe: „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.“ Superfoods vor der eigenen Haustür kosten nichts, und wir sind genetisch an sie bestens angepasst, weil sie uns schon seit Urzeiten begleiten. Ich habe das Buch über Löwenzahn auch und vor allem deshalb geschrieben, damit wir dieser etwas unscheinbaren Pflanze mit Wertschätzung und Respekt begegnen und ihre gesundheitlichen Vorzüge honorieren. Im Löwenzahn finden wir genau die wertvollen Inhaltsstoffe, die wir aus unserem Kulturgemüse systematisch herausgezüchtet haben, wie zum Beispiel die segensreichen Bitterstoffe. 

Löwenzahn gilt für Sie als eine der „anpassungsfähigsten Pflanzen, die es gibt“ und steht für „Transformation und Resilienz“. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit seine Stärke auch in unserer modernen Welt wieder wertgeschätzt werden kann? 

Barbara Simonsohn: Tatsächlich wächst Löwenzahn auf sandigen und nährstoffreichen Böden, im Flachland und in Höhen bis zu 3800 Metern, auf saurem wie auf alkalischem Untergrund. Er dringt durch Mauerritzen, ist äußerst vermehrungsfreudig und hat mit seiner Fruchtbarkeit und Widerstandsfähigkeit den ganzen Globus erobert, von den Tropen bis zur Arktis. Diese Resilienz gibt er an uns weiter, auf körperlicher und seelischer Ebene. Zahlreiche Inhaltsstoffe stärken unser Immunsystem und Nervensystem und schützen vor den Geißeln der Menschheit wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Demenz. Das alles sind keine „Glaubensfragen“, sondern durch zahlreiche Studien belegte Tatsachen. Information ist Macht. Wenn wir die Forschungsergebnisse der modernen Wissenschaft über Löwenzahn, die sich mit den Erfahrungen der Volksmedizin und der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) decken, zur Kenntnis nehmen, kommt in meinen Augen die Wertschätzung von allein. Ziel meines Buchs ist es, den neuesten Stand der Forschung sowie die Fülle an gut belegten Informationen und Anwendungsmöglichkeiten komprimiert, leicht verständlich und alltagstauglich zur Verfügung zu stellen. 

Der Löwenzahn ist in vielen Kulturen bekannt und verfügt allein im deutschsprachigen Raum über mehr als 500 Bezeichnungen, die auf seine Wirksamkeit hindeuten. Bei welchen Beschwerden wird Löwenzahn traditionell in der Volksmedizin eingesetzt? 

Barbara Simonsohn: Es gibt tatsächlich keine andere Heilpflanze im deutschsprachigen Raum, die eine solche Fülle an Namen bekommen hat. Damit haben unsere Vorfahren ihre Wertschätzung zum Ausdruck gebracht. Auf Heilwirkungen weisen solche Namen wie „Augenwurzel“, „Eiterbeulenkraut“, „Pissblume“, „Krätzenblume“ und „Schorfblume“ hin: Der Löwenzahn hilft also bei Schorf und anderen Hautproblemen, stärkt die Augen und die Sehkraft, hilft bei Entzündungen wie Eiterbeulen und regt den Harnfluss, den Stoffwechsel und die Entgiftung an. Alle diese Heilwirkungen werden durch die moderne Wissenschaft bestätigt. Unsere Vorfahren wussten, ähnlich wie die nordamerikanischen Indigenen oder Medizinmänner Afrikas und Südamerikas, intuitiv um die Heilwirkungen der Pflanzen. Man sagt zum Beispiel in Afrika: „Wenn ein Medizinmann stirbt, geht eine Bibliothek in Flammen auf.“ Es könnte noch viel mehr Studien zum Löwenzahn geben. Leider steht dem im Wege, dass Forschungsmittel vorwiegend für Medikamente ausgegeben werden, die man patentieren kann. Eine Wildpflanze und ihre Extrakte lassen sich aber nicht patentieren und mit hohem Profit vermarkten. Dass es dennoch viele Studien gibt, liegt daran, dass die Schulmedizin mit ihren Nebenwirkungen und Antibiotika-Resistenzen zunehmend an die Grenzen ihrer Wirksamkeit gerät. 

Das allgegenwärtige Wunderkraut bringt den Stoffwechsel auf Trab, stimuliert unser Immunsystem, bekämpft Viren und Bakterien, entgiftet sogar von Schwermetallen und stärkt unsere seelischen Abwehrkräfte. Welche Inhaltsstoffe sind für diese Wirkungen verantwortlich? 

Barbara Simonsohn: Löwenzahn enthält extrem viel Folsäure, die wichtig ist für eine gesunde Blutbildung und ein gesundes Nervensystem. Das Chlorophyll regeneriert die Darmflora und macht pathogenen Darmkeimen den Garaus. Das Magnesium im Löwenzahn wirkt wie viele andere Inhaltsstoffe antioxidativ, es fängt und neutralisiert freie Radikale, die für frühzeitige Alterungsprozesse und chronische Erkrankungen verantwortlich zu machen sind. Isoflavonoide verlängern die Wirksamkeit von Vitamin C und schützen das Vitamin E in den Zellmembranen vor Oxidation. Das vollständige und ausgewogene Aminosäurenspektrum sorgt für den Aufbau gesunder Muskeln und Zellen. Der hohe Gehalt an Kalium und Calcium im Löwenzahn sorgt fürs Säure-Basen-Gleichgewicht und für gesunde Knochen. Magnesium und Kalium gelten außerdem als Anti-Stress-Mineralstoffe. Flavonoide wirken krebs- und entzündungshemmend. Bor schützt vor Arthrose und Arthritis. Der Eisengehalt schenkt Mars-Energie bzw. Willenskraft und sorgt für gesundes Blut und ein fittes Immunsystem. Ballaststoffe optimieren die Verdauung; seltene Bitterstoffe wie Taraxacin entschlacken den Organismus, regenerieren die Darmflora und bekämpfen erfolgreich Krebsgeschehen in jeder Phase seiner Entwicklung. 

Löwenzahn ist nicht nur eine vielseitige Heilpflanze und ein gesundes Lebensmittel, sondern wird zunehmend auch bei der medizinischen Behandlung von Diabetes- und Krebspatienten genutzt. Welche Anwendungsmöglichkeiten gibt es hier, und in welche Richtung wird sich die wissenschaftliche Forschung entwickeln? 

Barbara Simonsohn: Wildpflanzengrün ist das effektivste natürliche Mittel für Diabetiker, das es gibt. Polyphenole und Bitterstoffe im Löwenzahn glätten die Blutzuckerkurve, senken einen zu hohen Blutzuckerspiegel und machen die Zellen sensibler für Insulin. Löwenzahnwurzeln sind das ideale Gemüse für Diabetiker, weil sie insulinunabhängig verstoffwechselt werden und als Broteinheiten nicht mitgezählt werden müssen. Studien mit Diabetikern, die Löwenzahnextrakte bekamen, lassen aufhorchen. Der „Jipper“ nach Süßem, fatal für Diabetiker, lässt durch die Bitterstoffe nach. Auch die Krebsforschung kommt zu erstaunlichen Ergebnissen: Bitterstoffe und Polyphenole im Wurzelextrakt hemmen die Vermehrung von Krebszellen und führen zu deren Apoptose – ihrem „Selbstmord“ –, ohne gesunde Zellen zu tangieren. Auch die Auswirkungen einer Chemotherapie können durch Löwenzahnextrakt gemildert werden. Viele Krebsarten sind mittlerweile gegenüber Chemotherapeutika resistent. Hier gibt Löwenzahn Anlass zur Hoffnung, zudem er bei üblicher Dosierung keine Nebenwirkungen mit sich bringt. Eine Anti-Krebs-Kur mit einer Löwenzahnwurzel-Kapsel pro Tag kostet rund 7 Euro – im Monat! 

Löwenzahn wächst in jedem Garten und ist fast ganzjährig verfügbar. Welche Teile der Löwenzahnpflanze sind überhaupt verwendbar, und was muss beim Sammeln und Zubereiten von Heilrezepten und Gerichten mit Löwenzahn beachtet werden? 

Barbara Simonsohn: Alle Pflanzenteile sind verwertbar: Blätter, Knospen, Stängel, Blüten, Samen und Wurzeln. Weil Bitterstoffe aus unseren Lebensmitteln herausgezüchtet wurden, sollten wir es „sutsche“ angehen und uns mengenmäßig erst langsam an diese Bitterpflanze gewöhnen. Also beginnen wir mit einer Tasse Löwenzahnwurzel- oder -blättertee und nicht gleich mit einer Thermoskanne voll. Wir essen zu Anfang nicht Löwenzahnblätter-Salat pur, sondern geben eine Handvoll kleingeschnitten in den gewohnten Salat und steigern langsam die Dosis. Wir stellen auch nicht über Nacht auf 100 Prozent Löwenzahnwurzel-Kaffee um, auch wenn dieser viel gesünder ist als Bohnenkaffee, sondern beginnen mit einer Tasse pro Tag. Wenn man mit Blättern, Stängeln und Wurzeln hantiert, kann der weiße Milchsaft unschöne Flecken auf Haut und Kleidung verursachen. Das ist der Grund, warum Mütter früherer Zeiten ihren Kindern gegenüber behaupteten, der Milchsaft sei giftig, was nicht stimmt. Also ziehen wir beim Ernten und Zubereiten nicht gerade unsere schönste Kleidung an, sondern alte, und wer will, kann dünne Handschuhe tragen. Die Flecken auf Haut und Textilien lassen sich aber mit Kernseife gut beseitigen. Ich liebe den direkten Körperkontakt zur Pflanze, verzichte daher auf Handschuhe und komme damit bestens klar.

Barbara Simonsohn
Löwenzahn – Wunderkraut für Resilienz und Lebenskraft

Verlag: mankau
Veröffentlichung: 03.04.2023
ISBN:  978-3-86374-694-0 
Genre: Energie & Heilung
Preis: 12,00 €
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Barbara Simonsohn (geb. 1954) ist Ernährungsberaterin und Reiki-Lehrerin. Seit 1982 gibt sie Seminare im In- und Ausland, vor allem über das authentische Reiki mit sieben Graden, aber auch in Azidose-Therapie und -Massagen nach Dr. Renate Collier sowie in Yoga. Darüber hinaus befasst sie sich intensiv mit dem Thema „gesunde Ernährung“ und gilt als Expertin für „Superfoods“. Regelmäßig reist die Hamburgerin nach Indien, wo sie meditiert und ehrenamtlich als Englischlehrerin für Waisenkinder arbeitet; außerdem fördert sie Moringa-Projekte und hat im Rahmen ihrer Entwicklungsarbeit auf Haiti Fruchtbäume gepflanzt und Bio-Gärten angelegt. Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht; die Gesamtauflage ihrer Bücher beläuft sich auf etwa 580.000 Exemplare. 

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