1. Euer neues Album Heartbeat Chronicles ist ein echter Meilenstein. Was war der erste Moment, in dem ihr wusstet: “Das wird groß”?
Um ehrlich zu sein habe ich das Album nicht mit dem Hintergedanken oder der Erwartung geschrieben, dass es groß werden soll oder muss. Es war mehr ein Prozess in dem ich mich selbst neu ausprobieren, orientieren und finden wollte, sowohl menschlich als auch musikalisch. Außerdem habe ich viel über die aktuellen Ereignisse in der Welt und über die Richtung in die sich der durchschnittliche Mensch der heutigen Gesellschaft zu entwickeln scheint, nachgedacht. Schließlich entstand daraus ein Wechselspiel zwischen einer persönlichen und gesellschaftskritischen Entwicklungsgeschichte.
2. „Different Light“ ist ein kraftvoller Song über Verlust und Neubeginn. Könnt ihr uns mehr über den Entstehungsprozess erzählen – vor allem, wie Sebis musikalische Idee und Benes persönliche Erfahrung zusammenfanden?
Sebi kam mal in die Bandprobe und meinte er hätte da eine neue Idee, die vielleicht eine gute Grundlage für einen Banger sein könnte. Leider ging es mir zu der Zeit nicht sonderlich gut, da ich privat eine plötzliche emotionale Erschütterung erlebt habe, die mir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Sebi und Tom bemerkten das, worauf wir uns anstatt zu proben für einen „Ratscher“, wie es bei uns heißt, für mindestens zwei Stunden in die Küche hockten. Sie erzählten mir ein wenig von ihren tiefgreifenden ähnlichen Erfahrungen, wodurch ich mich nicht mehr so alleine fühlte. Dieses Gespräch zusammen mit einer tiefgründigen Phase der Selbstreflexion, haben mir aus diesem Loch geholfen und dazu veranlasst den Songtext für die Songidee von Sebi zu schreiben.
3. Der Albumtitel klingt wie ein Tagebuch in Tönen. Gibt es einen Song auf Heartbeat Chronicles, der euch emotional besonders fordert – auf der Bühne oder im Studio?
Für mich persönlich ist es die Bridge von „Different Light“, die mich emotional am meisten trifft. In der heißt es „Now I’m by the fire, with my truest friends, the love of my life. Laughing singing and the simplest fare. What more could life give than this right here?“
Dieser Abschnitt beschreibt nämlich jene Phase, ab der es mir nach dieser schweren Zeit wieder gut ging und ich die einfachen Dinge im Leben wieder mehr zu schätzen wusste.
4. Wie ist das für euch: persönliche Themen so offen in Songs zu verarbeiten – ist das eher befreiend oder macht es verletzlich?
Ich komme eigentlich aus einem Umfeld, wo man nicht so offen über tiefgründige „Gefühlsduseleien“ spricht. Ich war aber immer schon ein Mensch, der irgendwie nicht anders konnte, als seine Emotionen zu zeigen und darüber zu sprechen. Doch meistens nur mit vertrauten Personen, ich war eigentlich nie der Typ von Mensch, der jedes Problemchen oder jede emotionale Hochphase meines Lebens öffentlich machen wollte, sondern hielt das ganze eigentlich immer für zu privat. Aber mit der Zeit habe ich auch bemerkt wie befreiend und hilfreich es sein kann, durch einen Song etwas zu verarbeiten und auch außenstehenden Personen einen Einblick zu gewähren und daran teilhaben zu lassen. Nicht nur für einen selbst, sondern auch andere Menschen, die sich mit dem Inhalt deines Songs identifizieren können, finden vielleicht eine Art Halt darin oder können sich mitfreuen und amüsieren. Und wenn ich damit auch nur einer Person den Tag rette oder ein gutes Gefühl gebe, dann hat es sich doch schon gelohnt. Darum finde ich es mittlerweile schön und befreiend persönliche Songs offen in Songs zu verarbeiten und auch „fremden“ Personen Einblick darin zu verschaffen.
5. Ihr verbindet Folk, Indie, Rock, Americana und Britpop – wie schafft ihr es, all diese Elemente zu einem stimmigen Sound zu verweben, ohne euch zu verlieren?
Das ist eine gute Frage, ich bin eigentlich kein Fan von dem Schubladendenken dieser spezifischen Genrebezeichnungen. Allerdings muss sich jemand, der/ die uns noch nicht kennt irgend eine Stilrichtung vorstellen können, um sich was darunter vorstellen zu können, welche Musik wir machen. Wir finden den Mix der Bezeichnungen Indie Folk, Alternative Rock, Americana und Brit Pop am treffendsten, denn unser Sound hat Einflüsse verschiedenster Bands aus diesen Stilrichtungen wie z.B. Mumford & sons, The Lumineers, Bon Iver oder Coldplay. Natürlich gibt es auch noch weitere verschiedene Einflüsse, welche sich diesen Stilrichtungen nicht so gut zuordnen lassen wie z.B. Jacob Collier oder Komponisten aus dem Jazz, der zeitgenössischen neuen Kirchen Musik wie z.b. Eric Whitacre. Aber den Kern unseres Sounds und die Hauptelemente mit dem größten Wiedererkennungswert, lassen sich schon den vorher genannten Stilrichtungen zuweisen.
Und das ist eigentlich schon die Antwort auf die Frage, wir versuchen nicht stilgerecht zu bleiben sondern wir bedienen uns lediglich dieser Hauptsäulen und machen daraus zusammen mit den verschiedensten individuellen Einflüssen eines jeden einzelnen von uns unseren „Timbresound“.
6. Eure Live-Auftritte haben etwas beinahe Intimes, selbst auf großen Bühnen. Was bedeutet euch die Verbindung zum Publikum – gerade jetzt, wo es wieder auf große Tour geht?
Die Verbindung zum Publikum ist bei der Art von Live Musik wie ich sie sowohl alleine als auch mit meiner Band mache, ein essentieller Bestandteil des Ganzen, ohne das das Konzert für mich nur wenig Sinn hat. Durch diese Verbindung wird die Musik lebendig bekommt Sinn. Durch die Interaktion zwischen KünstlerInnen und Publikum, wird eine einzigartige Atmosphäre geschaffen, die nie identisch ist, man könnte sagen jedes Publikum hat ihr eigenes Herz oder ihren eigenen Spirit und die Interaktion zwischen. Ich will durch meine Musik eine Atmosphäre schaffen, in der sich jede und jeder wohl und dazugehörig, ja fast wie zu Hause fühlt und in der man für die zwei Stunden jegliche Sorgen vom Ernst des Lebens mal bei Seite schieben kann und das Leben und die Liebe einfach zusammen feiern kann.
7. Vom Wohnzimmerkonzert bis zur Festivalbühne: Gibt es einen Tour-Stopp, auf den ihr euch ganz besonders freut – und warum?
Eigentlich nicht, denn jedes Konzert wird auf seine Weise einzigartig sein und wie toll es schlussendlich sein wird, hängt eigentlich nie vom Venue oder von der größe des Publikums ab, sondern von der Atmosphäre, von der ich eben gesprochen habe und die kann man nie wirklich vorhersagen. Aber ich habe trotzdem ein Event im Hinterkopf, bei dem ich ein wenig davon ausgehe, dass eine sehr coole Stimmung sein wird und zwar ist das ein kleines Garten Konzert am 06.08.25 in Sibbesse, bei einer lieben Frau namens Susanne, welche sehr tolle Konzerte veranstaltet, um unabhängige, hauptsächlich Indie Folk – KünstlerInnen wie mich und Timbreroots zu unterstützen.
8. Bene, deine Stimme ist markant, deine Texte tiefgründig. Hast du beim Schreiben manchmal das Gefühl, mit der Musik Dinge auszusprechen, die du sonst nicht sagen könntest?
Vielen Dank, das freut mich sehr! Ich würde vielleicht nicht sagen, dass ich bestimmte Dinge „nur“ durch Musik aussprechen kann, aber die Art und Weise wie Dinge ausgesprochen werden, wird meistens durch Musik einfach erleichtert und alles wird irgendwie schneller verständlich und bekommt viel. mehr Tiefe und Ausdruck, als wenn man es einfach in Worten versuchen würde zu beschreiben und zu erklären.
9. Mal ehrlich: Was darf bei euch auf Tour auf keinen Fall fehlen – außer Instrumenten? (Snacks? Glücksbringer? Kuscheltiere?)
Das Allerwichtigste ist natürlich die Lust und die Laune, ohne die kann man nämlich noch so viel Snacks, Getränke und sonst was bei sich haben. Sonst sind wir eigentlich recht einfach zu haben, mit einer warmen Mahlzeit und vielleicht ein paar „Watt-Karten“ (Südtiroler Spielkarten) sind wir eigentlich schon gut aufgehoben 😉
10. Und zuletzt: Wenn ihr Heartbeat Chronicles in einem einzigen Wort beschreiben müsstet – welches wäre das?
Entwicklung
Vielen herzlichen Dank, liebe Timbreroots, dass ihr euch Zeit für dieses Interview genommen habt!
Eure Musik ist wie ein Kompass für Herz und Seele – mal leise und berührend, mal laut und befreiend, aber immer ehrlich und nahbar. Wir freuen uns riesig auf das neue Album und wünschen euch eine unvergessliche Tour voller Klang, Kraft und Begegnung!
Rock on & see you on the road! 🖤🎶 CK
Titelbild – TIMBREROOTS © Felix Bacher
Timbreroots
Heartbeat Chronicles
Label: Sanoll
VÖ: 25.04.2025
Genre: Alternative
Bei iTunes kaufen
TIMBREROOTS Live
10.05.25 IT-Neumarkt, Unterland Live Open Air
17.05.25 IT-Seis am Schlern, Air Fashion & Second Hand
23.05.25 DE-Mannheim, Stadtfest
24.05.25 IT-Cermes, Benefizkonzert
31.05.25 IT-Brixen, Zugluft Festival
22.06.25 DE-Mannheim, Sunday Beats
06.07.25 IT-Sterzing, Familienfest am Rosskopf
24.07.25 IT-Neumarkt, Unterland Live Sing & Songwriter Edition
25.07.25 DE-Irschenberg, Dinzler Kaffeerösterei
26.07.25 DE-München, Gans Woanders
29.07.25 DE-Hamburg, Freundlich & Kompetent
31.07.25 DE-Berlin, Bar Bobu
01.08.25 DE-Berlin, Artliners
02.08.25 DE-Berlin, Herman Schulz Cafe
03.08.25 DE-Berlin, Zimmer 16
10.08.25 IT-Sterzing, Sunrise Concert
29.08.25 AT-Innsbruck, Alles Gute Festival
24.10.25 DE-Heidelberg, Bar Sapiens
25.10.25 DE-Mannheim, Casino Capitol
31.10.25 DE-Irschenberg, Dinzler Kaffeerösterei
15.12.25 IT-Bozen, Carambolage
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