Dienstag 11. November 2025

Metal, Märchen und Monster: Battle Beast, Dominum & Majestica entfachen eine Symphonie der Nacht im Schlachthof Wiesbaden

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Wenn die ersten Nebelschwaden über die Backsteinmauern des Wiesbadener Schlachthofs ziehen und das Publikum in dichtem Gedränge auf Einlass wartet, dann weiß man: Heute wird’s episch. Der 1. November 2025, Allerheiligen – doch heilig war an diesem Abend höchstens der Metal. Drei Bands, drei Spielarten des Bombasts, eine gemeinsame Mission: den Schlachthof in eine Kathedrale des Power Metal zu verwandeln.

Majestica – Heldenhymnen aus der Stratosphäre

Den Auftakt machen Majestica, die symphonischen Speed-Magier um Tommy Johansson (bekannt auch als Gitarrist von Sabaton). Schon beim Opener „Power Train“ zischt der Zug los, als hätte jemand den Afterburner gezündet. Johansson sprintet über die Bühne wie ein hyperaktiver Wikinger in Glitzerhose, das Publikum feiert ihn vom ersten Ton an.

Mit „Night Call Girl“ und „Rising Tide“ zünden Majestica ihr Trademark-Feuerwerk: überladene Keyboards, makelloser Falsettgesang und Refrains, die sich irgendwo zwischen Queen, Helloween und Disney-Soundtrack einnisten. Der Sound im Schlachthof ist erstaunlich klar – jedes Gitarrenlecken sitzt, der Chor aus hunderten Kehlen trägt die Songs mit.

„No Pain, No Gain“ bringt das Publikum endgültig auf Betriebstemperatur. Johansson lächelt verschmitzt, hebt den Zeigefinger und ruft: „Are you ready to sing with me?“ – woraufhin das gesamte Haus in ein mehrstimmiges „No pain! No gain!“ einstimmt. Spätestens beim Klassiker „Above the Sky“ verwandelt sich der Saal in eine fliegende Festung aus Licht, Jubel und Gitarren.

Zum Abschluss feuern Majestica mit „Metal United“ und „Alliance Forever“ zwei Hymnen ab, die so heroisch klingen, dass man sich unweigerlich in ein Rollenspiel-Intro versetzt fühlt. Johansson verabschiedet sich mit einem breiten Grinsen und ruft: „Stay Majestic, Wiesbaden!“ – und die Menge antwortet: „Forever!“

Dominum – Horror trifft Stadionrock

Nach einer kurzen Umbaupause wird’s düster: Dominum betreten die Bühne in ihren makabren Bühnenoutfits – ein Mix aus Gothic-Viktorianisch und Zombie-Glam. Frontmann Felix Heldt (alias Dr. Dominum) erscheint in einem blutroten Mantel und beginnt mit „Danger Danger“, während übergroße Tesla-Spulen aufleuchten.

Dominum schaffen, was nur wenige Newcomer können: Sie verbinden Horrortheater mit eingängigem Power Metal. Songs wie „Killed by Life“ und „The Dead Don’t Die“ sind so theatralisch, dass man unweigerlich an Alice Cooper oder King Diamond denken muss – nur moderner produziert und mit poppigeren Hooks.

Ein Highlight ist „Frankenstein“ – zuckende Blitze, Nebel und ein künstliches Monster, das während des Gitarrensolos auf der Bühne „zum Leben erweckt“ wird. Das Publikum tobt.

„Wir sind alle ein bisschen untot heute!“, ruft Dr. Dominum augenzwinkernd, bevor „We Are Forlorn“ die Melancholie perfekt mit Bombast verbindet. Bei „Rock You Like a Hurricane“, dem frech interpretierten Scorpions-Cover, bricht endgültig Partystimmung aus – Headbangen, Mitsingen, sogar ein kleiner Moshpit formt sich im vorderen Drittel.

Der Abschluss mit „Immortalis Dominum“ wirkt wie ein Finale in einem Metal-Musical: große Gesten, orchestrale Samples und ein Publikum, das nicht nur klatscht, sondern mitschunkelt. Dominum beweisen: Horror kann tanzbar sein – und verdammt catchy.

Battle Beast – Power, Pathos und pure Perfektion

Als schließlich die Lichter gedimmt werden und die ersten Klänge von „Straight to the Heart“ erklingen, ist klar: Jetzt kommt die Abrissbirne. Battle Beast betreten die Bühne, angeführt von der charismatischen Noora Louhimo, die in einem schwarzen Lederoutfit und funkelndem Cape wie eine Metal-Göttin wirkt.

Vom ersten Song an hat sie das Publikum fest im Griff. „Master of Illusion“ und „Last Goodbye“ zeigen, warum Battle Beast seit Jahren zu den Speerspitzen des modernen Power Metal zählen: Druckvoller Sound, perfekte Show, mitreißende Refrains. Louhimo singt mit der Energie eines Vulkans – mal sanft, mal donnernd, immer makellos.

Besonders emotional wird es bei „No More Hollywood Endings“ – eine Hymne gegen falsche Träume, die live zu einem kollektiven Mitsingmoment wird. Die Zeilen “No more fairy tales, no more illusions” hallen wie ein Schwur durch den Schlachthof.

„Eye of the Storm“ und „Blood of Heroes“ bringen epische Gänsehaut, doch das Überraschungsmoment des Abends ist zweifellos ihre Version von Elton Johns „Can You Feel the Love Tonight“, teilweise auf Deutsch gesungen. Louhimo lächelt, die Band reduziert das Arrangement auf Piano und sanfte Gitarren – ein Moment purer Magie, bevor der nächste Donner losbricht.

„Where Angels Fear to Fly“ und „Twilight Cabaret“ verbinden Härte und Theatralik auf Weltklasse-Niveau. Der Höhepunkt: „Bastard Son of Odin“ – pure Energie, begleitet von einem tosenden Publikum, das jede Zeile mitbrüllt.

Das Finale hat fast sinfonische Dimensionen: „Steelbound“, „Eden“ (inklusive einer charmanten Mitsing-Einlage, bei der Louhimo das Publikum das Refrain-Schema beibringt) und dann – nach minutenlangem Applaus – das Encore-Doppel „The Long Road“ und „King for a Day“.

Während „Wings of Light“ den Abend beendet, steht der ganze Saal – Arme in der Luft, Stimmen vereint, Schweiß und Glück in der Luft. Noora Louhimo bedankt sich sichtlich gerührt:

„Wiesbaden, you are the true kings and queens of metal! Never stop shining!“

Was Majestica, Dominum und Battle Beast an diesem Abend im Schlachthof lieferten, war mehr als ein Konzert – es war ein dreiteiliges Spektakel zwischen Oper, Comic und Donnersturm. Majestica glänzten mit Virtuosität und Spaß, Dominum mit Theatralik und Konzeptkunst, Battle Beast schließlich mit unangefochtener Bühnenmacht.

Wer dabei war, hat mehr erlebt als Musik: eine Nacht, in der Metal nicht nur laut, sondern leuchtend war.

Text und Bilder by Jan Heesch

Majestica

Dominum

Battle Beast

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