Donnerstag 25. April 2024

Sinnfrei – Erotik des Zerfalls

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Knapp zwei Jahre mussten die Fans von Sinnfrei warten, jetzt ist das erste Album des Sextetts aus Düsseldorf endlich fertig. Der Debüt-Longplayer „Erotik Des Zerfalls“ erscheint am 19.08.2022 auf Vinyl und umfasst 12 Lieder rund um die Frage: „Wie kann man mit dem ganzen Mist im Leben umgehen?“

Wie vielfältig dieser Umgang sein kann, zeigen Sinnfrei in ihren Songs, in denen sie sich durch die Stile „Punk, Ska und Rock ́n ́Roll“ jonglieren ohne dabei unentschlossen zu wirken.

Nach der Vorgänger-EP „Kontrolliertes Chaos“ (2019) wurden 2020 3 digitale Singles (produziert in den Rock or Die-Studios bei Michael Czernicki) veröffentlicht, von denen es zwei Lieder (Forever Alone, Komm Mal Klar) remastert auch auf das nun erscheinende Album geschafft haben. Die Hauptproduktion des Albums übernahm Amadeus Sektas (Another-Level- Tonstudio).

Das Album fängt rasant an: Gleich zu Beginn feuert der Opener „Stock-im-Arsch-Typ“ in einem temporeichen Wechsel aus Punk und Ska aus allen Rohren. „Forever Alone“, eine Pop-Punk-Hymne auf die Vorzüge des Singlelebens, läd im Anschluss zum Mitsingen ein. Beim Titelsong „Erotik Des Zerfalls“ wird es nicht wenig überraschend sehr zynisch, die Offbeats treten zudem in den Hintergrund und das durchrollende Grundgerüst des Songs überrascht mit einem unerwarteten pointierten Refrain. „Tinder“, gesungen von Gitarrist Simon Reiter beschreibt sarkastisch die schwierige Suche nach der Liebe in Zeiten des Internets, wenn die Auswahl gefühlt endlos ist. Und wenn man am Leben verzweifelt, rückt einem der Uptempo Ska- Song „Komm Mal Klar“ den Kopf wieder gerade. Das schlicht „College-Song“ genannte Stück reist zurück in Zeiten, als der Ernst des Lebens noch nicht völlig begonnen hatte, und sich die alte Clique zu  ́Filmriss, Spaß und Dramen ́ in der Stammkneipe traf bevor das Leben die Menschen zwangsläufig in andere Richtungen zog.

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Dass die Komposition an Pop- Punk der 2000er Jahre erinnert, ist dazu bewusst gewählt worden. Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit dem Lied „Sozialinkontinenz“, eine Anklage an Schwurbler, Verschwörungstheoretiker, Internet-Trolle und Co., die Fresse zu halten wenn man nichts produktives beizutragen hat. Ein hervorstechendes Konstrukt aus Knüppelpunk, funkigen Gitarren in den Strophen und dem in eine schwere Soundwand integrierten Rap-Part von Gast Daniel Robust (Frontmann der Crossover- Band „Conyo“). Die Band scheut einen Stilbruch nicht und lässt mit „Manchmal“ einen cleanen Ska-Song folgen, auf dessen fröhliche Melodien ein bitterböser Text gelegt wurde über einen Mensch, der Pläne schmiedet die nie umgesetzt werden um letztendlich „regungslos im Sessel zu verwesen“. Die kürzeste Nummer der Platte, beschreibt kurz und knapp das, wie der Titel verrät, alles auch immer noch etwas „Besser“ geht, sei es auf persönlicher, politischer oder gesellschaftlicher Ebene. Eineinhalb Minuten Power-Punk mit zackigen Bläsersätzen, die live zum pogen einladen werden.

„Ansatzlos Gestrichen“ hingegen vertont den Schmerz, den Menschen empfinden wenn sie Leidtragende des sogenannten „Ghostings“ werden. Besonderes Augenmerk sollte hier auf das lange, äußerst vielseitige Gitarrensolo gelegt werden, das die Melancholie des Hauptriffs grandios weiter steigert. „Um Den Freien Willen“ begleitet die Band im Live-Set schon einige Jahre, umso stolzer ist man nun auf fertige Ausarbeitung die man im Studio recorden konnte. Getreu dem Motto: Tu was dich glücklich macht, sei es locker-leicht und/oder schäbig-schick. Den Abschluss bildet „Nicht Gut Für Mich“ der im Gegensatz zum Opener die Erkenntnis lässt, dass sich manche Dämonen vielleicht nicht besiegen lassen, also stürzt man sich letztendlich auf sie, auch wenn man mit fliegenden Fahnen untergeht.

Abwechslungsreich, nie langweilig, immer nach Vorne – Sinnfrei liefern ein Album ab, dass sich in den Gehörgang setzt und sich nicht einfach herausschütteln lassen wird.

Sinnfrei sind:

Nils Redeker (Gesang)
Simon Reiter (Gitarre, Gesang im Song „Tinder“) Kay Mohr (Bass)
David Stursberg (Trompete)
Christian Krey (Posaune)
Christian Schäfer (Schlagzeug)

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