Freitag 29. März 2024

Ein Gespräch mit FAU über Kunst, Musik und Emoji-Herzen.

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Moin FAU, du bist eine kreative Person: Auch neben der Musik bist du in der Kreativbranche tätig. Lassen sich Beruf und Künstlerpersönlichkeit FAU trennen?

Ich trenne das nicht, das befruchtet sich gegenseitig. Mich beschäftigen Themen und ich versuche sie als Musiker zu verpacken und zu verarbeiten. Die sind natürlich auch Bestandteil dieser Person. Die künstlerische Freiheit impliziert dann, dass mir mein Arbeitgeber jetzt nicht sagen kann “Du scheinst mir ein Drogenproblem zu haben und Suizid gefährdet zu sein”. Das ist Kunst und hat nicht unbedingt eins zu eins etwas mit mir als Angestellter zu tun.

Wie ist die Verquickung von Design und Kooperationen für dieses musikalische Projekt, für das du ja alleine stehst?

Ich arbeite mit Leuten zusammen, die ich teilweise schon ewig kenne und die sich alle auf ihrem Gebiet spezialisiert und weiterentwickelt haben. Bei den Videosachen bin ich stark involviert, ich produziere meine Songs überwiegend selbst und nehme auch selber die Vocals auf. Im Entstehungsprozess gibt es hin und wieder kreative Kooperationen und auch beim Mixing und Mastering arbeite ich mit Spezialisten zusammen.

Inwieweit ist auch Graffiti ein Ursprung und ein wichtiger Aspekt für dich?

Die Ausläufer der Jam-Kultur habe ich noch mitbekommen und Graffiti war eine Art Einstiegsdroge. Bombing, und das ein oder andere Piece war auch dabei. Graffiti ist mittlerweile in der Popkultur verankert. Es ist Teil der ganzen Bildwelt geworden, aus der sich jeder bedient. Ob es jetzt irgendwelche Instagram-Filter sind, wo Schriftzüge zu sehen sind, Fashion oder Werbung. Vom Style her ist das nicht mehr ein Underground-Phänomen, sondern einfach auch Teil vom Mainstream, auch wenn es ursprünglich der Hip-Hop-Kultur zuzurechnen ist.

Sprechen wir über Ästhetik. Im Song “Defender” haben wir ein prägnantes Auto, klassisches Rapper-Thema, um damit anzugeben. Aber deine Kombination lautet: Autos und Wald?

Die Autos in Musikvideos stehen ja oft für einen monetären Wert – je teurer das Auto, umso besser für das Image des Musikers. Ein nagelneuer Bolide, der 100 000 kostet, passt eher in den Rap-Kontext. Der Defender ist ein Sinnbild für den Wunsch nach Freiheit und mal auszubrechen im wahrsten Sinne des Wortes. Auch über Offroad Strecken zu fahren, anstatt auf den vordefinierten Straßen, mal aus dem digitalen Buzz raus. Es ist also ein ganz einfaches Bild: Ab in den Wald mit einem Auto, was auch schon alt ist. Raus aus dem, worin wir festhängen oder worin wir uns bewegen.

In einem weiteren Song, “Dopamin”, liefert das Leben nicht wie bestellt…

Ich glaube, egal was die Vorstellung von dem war, was das Leben einem zu liefern hat – wir werden immer enttäuscht. Auch wenn man jetzt in der großen Villa sitzen würde oder als einsamer Wolf mit der Kippe im Mundwinkel. Je nachdem, was der Lebenstraum auch ursprünglich war, am Ende fühlt es sich nicht genauso an, wie man es sich in seiner Jugend ausgemalt hat. Diese totale Verwirklichung und totale Erfüllung bietet das Leben nicht.

Bist du denn, wie in deinen Texten beschrieben, Malocher und Mittelschicht und brauchst trotzdem eine Therapeutin?

Malocher und Mittelschicht steht für eine gewisse Normalität. Und Normalität bedeutet, dass du eigentlich keine Therapeutin brauchst. Aber gerade in dieser Normalität besteht dann auch die Gefahr durchzudrehen…

…was auf die eine oder andere Art passiert auf “Emoji-Herzen” – ist das ein klassisches Liebeslied oder eher Technologie-Kritik?

Ich bin ja selbst Teil dieser ganzen Medienproduktion-Geschichte. Also, Technologie ist schon ein Thema. Aber ich möchte auch den Interpretationsspielraum offenlassen: Was hören oder finden die Leute darin? Beide Themen können nebeneinander in dem Song existieren. Der eine sieht nur das zwischenmenschliche Beziehungsthema. Es sind ja nicht nur die Schattenseiten. Neben dem Drama geht es auch um das Vertragen. Die Story funktioniert auch unabhängig von Technologie. Aber durch die Technologie hat man noch andere Mittel. Wie viel kann ein Icon, ein Emoji wirklich bewirken? Welche Gefahr birgt diese technologische Barriere gegenüber dem, jemanden direkt ins Gesicht zu sagen „Du bist ein Sternchen, Sternchen, Sternchen…“?

Möchtest du mit dem Titel “FAUvismus” eine bestimmte Theorie prägen?

Eine eigene Stilistik zu entwickeln ist der Anspruch. Im Musikalischen und in der Ästhetik. Ismus hat oft auch etwas Religiöses. Du sollst zuhören, eventuell inspiriert es dich oder beeinflusst dich in deinem Leben. Hinzu kommt eine Art Personenkult. Dass man von seinen Zuhörern vergöttert wird, das ist der Wunsch vieler Musiker. Ich habe die letzten drei Jahre viel am Style gearbeitet. Am Ende des Tages versuche ich was zu machen, was aktuell ist und interessant klingt, und auch wenn ich das Rad nicht neu erfinde und es mit dem aktuellen Sound zu tun hat, möchte ich etwas machen, was die Leute hören wollen.  

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Label: Hoodquarter
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Genre: Hip-Hop & Rap
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