Wenn ein Konzert mehr ist als nur Lautstärke, Schweiß und kollektives Mitsingen, dann war es dieser Abend in der ausverkauften Stadthalle Offenbach. Feine Sahne Fischfilet lieferten gemeinsam mit Focus nicht einfach nur eine weitere Station ihrer Tour ab – sie schufen einen emotionalen Ausnahmezustand, der lange nachhallen dürfte.
Den Auftakt übernahmen Focus, die die Halle früh auf Betriebstemperatur brachten. Druckvoll, direkt und ohne Umwege setzten sie ein erstes Ausrufezeichen und machten klar, dass dieser Abend keine Anlaufphase braucht. Das Publikum war sofort da – Pogo, Fäuste in der Luft, breite Grinsen in den Gesichtern. Eine perfekte Vorlage für das, was noch kommen sollte.
Als Feine Sahne Fischfilet schließlich die Bühne betraten, gab es kein Halten mehr. Mit „Wir kommen in Frieden“ wurde die Richtung vorgegeben: laut, solidarisch, kompromisslos. Es folgten frühe Abrisse wie „Zurück in unserer Stadt“ und „Alles auf Rausch“, bei denen die Stadthalle endgültig zum brodelnden Kessel wurde. Die Band wirkte eingespielt, hungrig und bemerkenswert nahbar – ein Zustand, der sich durch den gesamten Abend ziehen sollte.
Zwischen Eskalation und Euphorie fanden sich immer wieder ruhige, fast intime Momente. Songs wie „Mit Dir“, „Schlaflos in Marseille“ oder „Zuhause“ gaben Raum zum Durchatmen, ohne die Spannung zu verlieren. Besonders deutlich wurde dabei, wie breit das emotionale Spektrum der Band inzwischen ist: Punkrock als Ventil, aber auch als Umarmung.
Der Abend stand jedoch unter einem schweren Vorzeichen. Sänger Monchi zeigte sich ungewöhnlich offen und emotional, als er von einem Verlust sprach, der die Band an diesem Tag getroffen hatte: Ein alter Freund der Band, Ralph, war verstorben. Die Halle wurde spürbar still, als Monchi die Worte fand – brüchig, ehrlich, ohne Pathos. Der folgende Song „Wenn’s morgen vorbei ist“, Ralph gewidmet, wurde zum bewegenden Zentrum des Konzerts. Tausende Stimmen sangen jede Zeile mit, viele mit Tränen in den Augen. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen ein Konzert zur gemeinsamen Trauerarbeit wird.
Doch Feine Sahne Fischfilet verstanden es auch an diesem Abend, aus der Schwere wieder Kraft zu ziehen. Mit Klassikern wie „Kiddies im Block“, „Angst frisst Seele auf“ und „Warten auf das Meer“ wurde die Halle erneut angezündet. Humorvolle Einschübe – etwa das „Awarenesskonzept“ – wechselten sich mit klaren politischen Botschaften ab, ohne belehrend zu wirken.
Spätestens bei den Covern „Sternhagelvoll“ (Focus) und „The Slim Shaddy“ (Eminem) zeigte sich die Spielfreude der Band, bevor mit Hymnen wie „Komm mit aufs Boot“, „Niemand wie ihr“ und „Geschichten aus Jarmen“ der Endspurt eingeläutet wurde. Die letzten Songs – „Manchmal finde ich dich scheiße“, „Wo niemals Ebbe ist“, „Wir haben immer noch uns“ und schließlich „Komplett im Arsch“ – ließen eine erschöpfte, glückliche Menge zurück.
Dieses Konzert war keine bloße Feier. Es war ein Statement über Freundschaft, Verlust, Zusammenhalt und die Kraft von Musik. Feine Sahne Fischfilet bewiesen in Offenbach einmal mehr, warum sie für viele weit mehr sind als nur eine Punkband. Und sie zeigten, dass selbst an einem Abend voller Schmerz Platz ist für Hoffnung – laut, ehrlich und gemeinsam.
Setlist Feine Sahne Fischfilet:
- Wir kommen in Frieden
- Zurück in unserer Stadt
- Alles auf Rausch
- Endlich auf Reise
- Mit Dir
- Schlaflos in Marseille
- 15 Jahre
- Kiddies im Block
- Awarenesskonzept
- Angst frisst Seele auf
- Eine rauchen wir noch
- Warten auf das Meer
- Zuhause
- Lass uns gehen
- Keine Panik
- Sternhagelvoll (Focus Cover)
- Diese eine Liebe
- Grüße ins Neandertal
- Komm mit aufs Boot
- Wenn’s morgen vorbei ist
- Haut an Haut
- Niemand wie ihr
- The Slim Shaddy (Eminem Cover)
- Geschichten aus Jarmen
- Manchmal finde ich dich scheiße
- Wo niemals Ebbe ist
- Wir haben immer noch uns
- Komplett im Arsch
Text und Bilder by Jan Heesch
Galerie folgt…
