Mit Abstand geht es nicht – „Es ist fünf vor zwölf für alle in der Branche“
Am Montag Vormittag versammelten sich Vertreter aus verschiedenen Bereichen der deutschen Veranstaltungsbranche, um auf die gravierenden Probleme aufmerksam zu machen, die die Kultur- und Eventbranche momentan belasten. Unter dem Motto „Mit Abstand geht es nicht“ wurde eine klare Botschaft gesendet: Die Branche steht am Abgrund – und es bleibt kaum noch Zeit, die Wende zu schaffen.
Pünktlich um fünf vor zwölf begann die Veranstaltung, ein symbolischer Zeitpunkt, der das drohende Ende vieler Existenzen verdeutlichte. Anwesend waren prominente Gäste wie Johannes Scheerer, Badesalz, Mundstuhl sowie Szenegrößen wie Mario Barth, Bülent Ceylan, die Ehrlich Brothers und Veranstalterlegende Marek Lieberberg. Doch alle hatten an diesem Tag einen gemeinsamen Fokus: die vielen Mitarbeiter und Dienstleister einer Branche, die momentan am Boden liegt. Es ging nicht um individuelle Interessen, sondern um die gesamte Veranstaltungslandschaft, die ohne dringende Unterstützung nicht mehr überlebensfähig ist.
Marek Lieberberg äußerte sich deutlich und machte klar, dass niemand um Almosen betteln wolle. Es gehe vielmehr darum, dass mit den gleichen Maßstäben in allen Bereichen gehandelt werde. „Warum gelten in der Gastronomie, im Langstreckenbus und Flugzeug andere Regeln als für Veranstaltungen? Warum werden trotz Hygieneplänen immer wieder die gleichen Hindernisse aufgebaut?“, fragte er. Diese und viele andere Fragen blieben bislang unbeantwortet. Die Veranstaltungsbranche fühlte sich in dieser Krise völlig allein gelassen.
Die Situation sei längst nicht nur wirtschaftlich dramatisch, sondern auch menschlich. Viele Existenzen stehen auf der Kippe, und leider gibt es bereits erste Fälle, in denen die Hilfe zu spät kam. „Ein Land ohne Kultur ist ein armes Land“, mahnte Lieberberg. Und auch die Künstler unter den Anwesenden machten klar, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern auch für die vielen Menschen in der Branche kämpfen, die durch die aktuelle Situation ihr Überleben gefährdet sehen.
Bülent Ceylan sprach von den enormen Herausforderungen, vor denen er und seine Crew stehen. Er habe seine Crew aus eigener Tasche finanziert, da staatliche Hilfen für sie nicht ausreichten. „Es ist wie eine Familie“, erklärte er, aber warum sollte er diese Verantwortung übernehmen müssen, während die Regierung nicht reagiert? Warum müssen Künstler immer noch als „nicht systemrelevant“ gelten, während die Kultur weiterhin eine zentrale Rolle im Leben der Gesellschaft spielt?
Mario Barth fügte hinzu, dass es für Komiker momentan zwar eine herausfordernde, aber auch inspirierende Zeit sei. Die schwierige Lage fördere neue Ideen für zukünftige Programme. Trotzdem blieb die Grundstimmung angesichts der ernsten Situation angespannt.
Die Veranstaltung verdeutlichte, wie dringend die Branche Lösungen benötigt, bevor noch mehr Menschen und Unternehmen ihre Existenz verlieren. Die Zeit drängt, und es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen endlich die richtigen Schritte unternehmen. Sollte dies nicht geschehen, könnte es erforderlich werden, rechtliche Mittel einzusetzen, um die Branche zu retten. Aber auch die Hoffnung auf eine gemeinsame Lösung blieb bestehen.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatte Cityguide Rhein Neckar einige Künstler um Statements gebeten, die ebenfalls in diesem Bericht zu finden sind. Die Veranstaltung „Mit Abstand geht es nicht“ bleibt ein eindringlicher Appell an alle, dass die Veranstaltungsbranche nicht länger warten kann – es muss jetzt gehandelt werden.
#mitabstandgehtesnicht
Text & Foto © by Boris Korpak



