Das M’era Luna Festival 2024, eines der bedeutendsten Festivals der Gothic- und Darkwave-Szene, fand auch in diesem Jahr traditionell am zweiten Augustwochenende auf dem Flugplatz Drispenstedt in Hildesheim statt. Die Veranstaltung lockte erneut tausende Besucher aus aller Welt an, die das einzigartige Zusammenkommen von Musik, Mode und Kultur genossen. Mit 25.000 Gästen pro Tag war das M’era Luna dieses Jahr ausverkauft.
Für mich war dieses Festival wie eine Rückkehr nach Hause, da ich seit der Pandemie nicht mehr dabei sein konnte. Einige Dinge, die für andere nicht mehr neu waren, überraschten mich wirklich, wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Halle-Bühne nicht mehr dabei war. Die neue Club-Stage 2 hatte zwar längere Wege, bot meiner Meinung nach jedoch deutlich mehr Platz.
Die Wettergötter waren uns am Samstag besonders wohlgesonnen: Das Wetter war sonnig und windig, und es gab keinen Regen. Am Sonntag hingegen war es leider etwas zu sonnig und es wehte kaum ein Lüftchen, aber das haben wir auch gut überstanden. Ein Verkaufsschlager an diesen Tagen, der auch mich gerettet hat, war die schwarze Kapuze aus dem M’era Luna-Merchandise. Eine super Idee und ein großartiges Design für die Kinder der Nacht.
Nun kommen wir zum wichtigsten Thema des Festivals: dem Line-up.
Am Samstagmorgen um Punkt 11 Uhr eröffneten die Jungs von RE.MIND die Main Stage. Als Newcomer überzeugten RE.MIND mit einem energetischen und vielversprechenden Auftritt, der Lust auf mehr machte.
Weiter ging es mit STERIL auf der Club Stage. Diese Band präsentierte eine kraftvolle Mischung aus Industrial und EBM und bot dem Publikum einen intensiven Auftritt. Ich war absolut begeistert von dem Sänger; seine Energie, Bewegungen und Stimme machten den Auftritt zu etwas wirklich Besonderem.
SCHWARZER ENGEL überzeugte mit einer energiegeladenen Show, die Härte und Melodie gekonnt kombinierte. Es machte richtig Spaß, ihnen zuzusehen.
Der gesamte Morgen verlief in einem sehr hohen Tempo, da die ersten Bands nur 20-25 Minuten für ihren Auftritt hatten. Erst ab Mittag wurde es etwas entspannter.
Als Nächstes erwarteten uns RROYCE auf der Club Bühne. Die Synthpop-Band bot eine eingängige und tanzbare Performance, die für gute Stimmung sorgte. Der Sänger machte den Auftritt besonders spannend, als er in den Fotograben ging, um mit dem Publikum zusammen zu feiern und zu singen. Wie immer eine Show auf hohem Niveau, die viel Spaß gemacht hat.
Auf den Auftritt von HELL BOULEVARD hatte ich sehnsüchtig gewartet. Ich mag, was Matteo macht; für mich ist er ein unvergleichlicher Künstler, und dieser Auftritt hat mich nicht enttäuscht. Mit ihrem Gothic-Rock-Sound brachten Hell Boulevard eine düstere und kraftvolle Performance auf die Bühne.
Auf der Club Bühne erwartete uns CENTHRON. Die Aggrotech-Band ließ es richtig krachen und brachte das Publikum mit harten Beats und düsteren Texten zum Tanzen.
Weiter ging es mit den wundervollen LACRIMAS PROFUNDERE. Die Dark-Rock-Band überzeugte mit ihrer Mischung aus Melancholie und Härte. Songs wie „Ave End“ und „My Release in Pain“ erzeugten eine emotionale Stimmung. Ich persönlich war total begeistert von Julian Larre. Falls jemals eine neue Verfilmung von „Queen of the Damned“ gemacht wird, gibt es keinen besseren Kandidaten für die Rolle von Lestat als Julian – sogar Vampirzähne hat er schon. Seine Ausstrahlung, seine Bewegungen, alles – ich fühlte mich tatsächlich in eine der Konzertszenen aus dem Film versetzt, mit dem einzigen Unterschied, dass es am Tage war.
S.P.O.C.K machten wie immer richtig Spaß. Die schwedische Synthpop-Band sorgte mit ihren humorvollen und spacigen Songs für gute Laune. Ihre Darbietung war leicht, verspielt und eine willkommene Abwechslung.
Auf DIE HERREN WESSELSKY hatte ich mich sehr gefreut. Ich mag alles, was Alex macht, aber diese Band sah ich zum ersten Mal live, und es war echt spannend. Als humorvolle und satirische NDH-Band präsentierten DIE HERREN WESSELSKY eine Show, die zwischen Ernst und Ironie balancierte und das Publikum bestens unterhielt.
Zurück an der Club Bühne warteten THE CASSANDRA COMPLEX auf uns. Diese britische Band brachte mit ihrem Mix aus Industrial und Gothic-Rock einen experimentellen Sound auf die Bühne. Ihre Performance war eindrucksvoll und bot etwas Abwechslung im Line-up.
Auf der Main Stage wurde es Zeit für OOMPH!. Es war das erste Mal für mich, dass ich Daniel Schulz als Sänger von OOMPH! auf der Bühne sah. Ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht – es war einfach anders und trotzdem gut. Die Pioniere der Neuen Deutschen Härte präsentierten eine mitreißende Show mit ihren größten Hits. Songs wie „Augen auf!“ und „Labyrinth“ brachten das Publikum zum Toben. Natürlich gab es auch viele Songs aus der neuen Platte, die mit Daniel zusammen aufgenommen wurde.
Leider musste der Auftritt von FUNKER VOGT aufgrund technischer Probleme ausfallen. Die Band wurde daher gleich für das Line-up 2025 bestätigt.
Mit ca. 15 Minuten Verspätung wurde es Zeit für HÄMATOM. Zuerst kam jedoch ein rosa Einhorn auf die Bühne und prüfte, ob das Publikum bereit für die Band war. Die NDH-Band brachte mit ihren provokanten Texten und harten Klängen die Menge zum Beben. Songs wie „Lichterloh“ und „Wir sind Gott“ wurden lautstark mitgesungen und sorgten für eine energiegeladene Show, die das Publikum in ihren Bann zog. Auch die schöne Feuershow hat dem Publikum Spaß gemacht und blieb in Erinnerung.
Anschließend kam SHE PAST AWAY auf die Club Stage. Diese türkische Band verzauberte das Publikum mit ihrem düsteren Post-Punk-Sound. Ihre melancholischen Klänge und tiefen Vocals schufen eine einzigartige Atmosphäre.
DEINE LAKAIEN stehen für eine gelungene Mischung aus Darkwave und Avantgarde. Mit ihrer melancholischen und doch kraftvollen Musik brachten Alexander Veljanov und Ernst Horn eine besondere Note auf die Bühne. Lieder wie „Over and Done“ und „Gone“ sorgten für Gänsehautmomente.
Auf ASSEMBLAGE 23 hatte ich mich gefreut. Dieses Projekt hat etwas Besonderes an sich, das mir immer Gänsehaut beschert. Diese Futurepop-Band aus den USA beeindruckte mit ihrem Mix aus emotionalen Melodien und tanzbaren Beats. Songs wie „Disappoint“ und „Let Me Be Your Armor“ sorgten für ein intensives Erlebnis.
SALTATIO MORTIS, die Mittelalter-Rocker aus Deutschland, brachten mit ihren eingängigen Melodien und kraftvollen Rhythmen eine ganz besondere Atmosphäre auf das Festivalgelände.
Selbst eine Verletzung hielt Alea nicht davon ab, eine gute Show abzuliefern. Beim zweiten Song konnte man sehen, dass die linke Seite seines Gesichts blutverschmiert war – er bemerkte es nicht einmal, bis Luzi es ihm sagte. Alea wischte es einfach weg und machte weiter.
Mit Hits wie „Wo sind die Clowns?“ und „Eulenspiegel“ sorgten sie für ausgelassene Stimmung und ein Meer aus tanzenden Fans.
An der Club Stage herrschte SUICIDE COMMANDO, und es war richtig gut! Die belgische Aggrotech-Band ließ es richtig krachen. Mit treibenden Beats und düsteren Texten brachte Johan van Roy die Menge in Bewegung. Songs wie „Hellraiser“ und „God is in the Rain“ sorgten für intensive Momente auf der Tanzfläche.
FRONT 242 – diese belgische EBM-Legende ließ es krachen. Mit Klassikern wie „Headhunter“ und „Tragedy >For You<“ bewiesen FRONT 242 einmal mehr, warum sie zu den Pionieren des Genres zählen. Ihre energiegeladene Show war ein Highlight für alle Fans elektronischer Musik.
Der Headliner der Club Stage am Samstag war LONDON AFTER MIDNIGHT. Diese Gothic-Rock-Ikonen aus den USA boten einen düsteren und atmosphärischen Auftritt. Mit Klassikern wie „Sacrifice“ und „Kiss“ begeisterten sie alte und neue Fans gleichermaßen.
Den großen Abschluss des Abends auf der Main Stage machten ASP. ASP, die unbestrittenen Meister des Gothic Novel Rock, begeisterten das Publikum mit ihrer Mischung aus düsteren Erzählungen und epischen Melodien. Obwohl Asp immer wieder betont, dass sie keine Gothic-Band sind, ist die Band in der Szene sehr beliebt. Es gab einige Überraschungen und eingeladene Gäste auf der Bühne. Songs wie „Ich will brennen“ sorgten für eine mitreißende Stimmung und einen beeindruckenden Abschluss des ersten Festivaltages.
Der Sonntag begrüßte uns mit viel Sonne und Hitze, aber auch mit noch mehr tollen Bands, die man unbedingt sehen musste.
Die Eröffnung des Tages auf der Main Stage machten JanRevolution. Als Newcomer überzeugten JanRevolution mit einer energiegeladenen Show und hinterließen einen bleibenden Eindruck.
Extize öffnete die Club Stage. Diese Aggrotech-Band sorgte mit harten Beats und einer wilden Performance für einen kraftvollen Start in den Tag.
Als Nächstes kamen Erdling auf die Main Stage. Ich bin der Meinung, dass die Band unterschätzt wurde und einen späteren Slot mit mehr Spielzeit verdient hätte. Für diese frühe Uhrzeit war der Platz vor der Bühne ziemlich voll, was mich angenehm überrascht hat. Die Dark-Metal-Band bot eine intensive und kraftvolle Performance, die durch harte Klänge und düstere Texte bestach.
Eden Weint Im Grab brachte mit ihrer Mischung aus Dark Metal und lyrischen Texten eine besondere Note auf die Bühne. Ihre Performance war atmosphärisch und eindringlich.
Die NDH-Band Stahlmann präsentierte eine kraftvolle Show, die durch harte Riffs und eingängige Refrains überzeugte. Songs wie „Tanzmaschine“ und „Plasma“ brachten das Publikum in Bewegung. Natürlich durften eine schöne Show und Feuer nicht fehlen.
Future Lied To Us, bestehend aus Mitgliedern bekannter Futurepop-Projekte, überzeugte mit melodischen und tanzbaren Tracks. Ich liebe es, die Band zu fotografieren, denn Sänger Damasius Vanys mit seiner Attitude und seinen Moves macht es besonders spannend. Für mich war er der „Dancing King“ von M’era Luna 2024.
Zeraphine – diese Gothic-Rock-Band bot eine melancholische und emotionale Show, die perfekt in das düstere Ambiente des M’era Luna passte.
[X]-RX eroberte die Club Stage. Diese Industrial-Techno-Band sorgte mit ihren harten Beats und treibenden Rhythmen für eine ausgelassene Tanzstimmung.
dArtagnan rockte die Main Stage. Die Folk-Rock-Band brachte mit ihren fröhlichen Melodien und eingängigen Texten eine erfrischende Leichtigkeit auf die Bühne. Ihre Performance war ein Highlight für Fans des Genres.
Das Ich, die als Pioniere des „Neue Deutsche Todeskunst“-Genres gelten, beeindruckten mit ihrer theatralischen und düsteren Show. Ihre Performance war intensiv und emotional, mit Klassikern wie „Gottes Tod“ und „Kain und Abel“.
Es wurde Zeit für die Deathstars auf der Main Stage. Auf diesen Auftritt habe ich mich sehr gefreut. Die Band macht immer viel Spaß auf der Bühne, und auch dieses Mal war keine Ausnahme. Diese schwedische Industrial-Metal-Band sorgte mit ihrem düsteren und kraftvollen Sound für eine intensive Performance. Mit Tracks wie „Cyanide“ und „Blitzkrieg“ brachten sie die Menge zum Beben.
Welle: Erdball, die ihre Musik als „Hörspiel“ beschreiben, sorgten mit ihrem Mix aus elektronischen Klängen und Retro-Ästhetik für eine besondere Atmosphäre. Songs wie „Starfighter F-104G“ und „Es geht voran“ begeisterten das Publikum.
Der Auftritt von Schandmaul war überwältigend für mich. Viele Fans und die Band selbst, die über die Krankheit von Thomas Lindner Bescheid wussten, waren unsicher, ob die Band jemals wieder live auftreten würde. Als Thomas Lindner auf die Bühne kam, konnte ich ihn kaum erkennen, aber er strahlte eine solche Ruhe, Sicherheit und Dankbarkeit aus, dass er heute hier auf dieser Bühne stehen konnte – das hat mich tief berührt. An diesem Abend war noch ein zweiter Sänger dabei, um Thomas zu unterstützen. Die Mittelalter-Rock-Band brachte eine mitreißende und fröhliche Stimmung auf das Festival. Ihre Songs wie „Der Teufel“ und „Vor der Schlacht“ sorgten für ausgelassene Stimmung und luden zum Mitsingen ein.
Mit einem speziellen Old-School-Set begeisterte Combichrist die Fans der härteren elektronischen Klänge. Es sah so aus, als hätten nicht nur das Publikum, sondern auch Andy und Elliott auf der Bühne besonders viel Spaß.
Lord of the Lost eroberten die Main Stage. Die Hamburger Band, die inzwischen international erfolgreich ist, bot eine eindrucksvolle Show mit einer Mischung aus Gothic Rock, Metal und Industrial. Hits rissen das Publikum mit und zeigten die Vielseitigkeit der Band. Auch die Feuershow durfte nicht fehlen, obwohl es für mich persönlich ein bisschen zu viel war – man hatte das Gefühl, dass jede Stelle auf der Bühne, wo kein Instrument stand, Feuer spuckte. Aber es machte Spaß, und das ist das Wichtigste.
[:SITD:] – Diese deutsche EBM-Band bot eine düstere und kraftvolle Show, die das Publikum mit ihren treibenden Beats und eindringlichen Texten begeisterte.
Epica war für mich die größte Überraschung des M’era Luna 2024. Ich war absolut verzaubert von Simone Simons und Mark Jansen. Die niederländische Symphonic-Metal-Band war ein Highlight des Tages. Mit ihrer Mischung aus harten Metal-Riffs und orchestralen Arrangements, gepaart mit der kraftvollen Stimme von Simone Simons, sorgten sie für ein beeindruckendes Konzerterlebnis. Songs wie „Cry for the Moon“ und „The Phantom Agony“ wurden begeistert aufgenommen.
Langsam ging das Festival zu Ende, und auf der Club Stage wurde es Zeit für die Headliner des Abends, Die Krupps. Die deutschen Industrial-Pioniere überzeugten erneut mit ihrer Mischung aus harten Riffs und elektronischen Beats. Songs wie „Metal Machine Music“ und „Machineries of Joy“ zeigten, warum Die Krupps seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Szene sind. Besonders habe ich mich über „Schmutzfabrik“ gefreut. Es war ein großartiger Auftritt.
Auf der Main Stage war es Zeit für das große Finale – VNV Nation. Die Band lieferte eine Show, die emotionale Tiefe mit tanzbaren Beats verband. Ronan Harris begeisterte das Publikum mit Klassikern wie „Nova“ und „Illusion“, und die energiegeladene Performance ließ keine Wünsche offen. Es war ein wunderschöner Abschluss des Festivals.
Fazit:
Das M’era Luna 2024 bot ein Line-Up, das sowohl für langjährige Fans der Szene als auch für Neulinge einiges zu bieten hatte. Die Mischung aus etablierten Größen und neuen Talenten machte das Festival zu einem abwechslungsreichen und intensiven Erlebnis. Mit einer gelungenen Auswahl an Bands, die die gesamte Bandbreite der Gothic-, Darkwave-, Industrial- und Metal-Szene abdeckten, war das Festival einmal mehr ein voller Erfolg. Die Künstler sorgten für unvergessliche Auftritte und eine besondere Atmosphäre, die das M’era Luna zu einem einzigartigen Ereignis machten. Für Fans der dunklen Musik und Kultur bleibt das M’era Luna ein Pflichttermin im Veranstaltungskalender. Das nächste M’era Luna Festival im Jahr 2025 wird mit Sicherheit wieder zahlreiche Besucher anlocken und die Tradition fortsetzen, ein Highlight der alternativen Festivalszene zu sein.
Im Jahr 2025 feiert M’era Luna sein 25-jähriges Jubiläum, und die ersten Bands sind bereits angekündigt worden: EISBRECHER, AND ONE, HEILUNG, SUBWAY TO SALLY, BLUTENGEL, LACUNA COIL, COVENANT, IN STRICT CONFIDENCE, UNIVERSUM 25, CORVUS CORAX, ROTERSAND, OST+FRONT, COPPELIUS, FADERHEAD, LEÆTHER STRIP, FUNKER VOGT, TANZWUT.
Mein persönliches Ziel für 2025 ist es, dabei zu sein – ich hoffe, wir sehen uns dort!
Text & Fotos © bay Daria Tessa