Eminem hat es wieder einmal geschafft, mit seinem zwölften Studioalbum The Death of Slim Shady (Coup de Grâce) ein kraftvolles, unverwechselbares Statement in die Musikwelt zu setzen. Schon der Titel des Albums deutet auf einen bedeutenden Wandel in der Karriere des Künstlers hin. Während der Name „Slim Shady“ seit Jahrzehnten eng mit Eminems Persona und seinem Stil verbunden ist, scheint es nun an der Zeit zu sein, diesen Teil seiner Identität endgültig hinter sich zu lassen – und das tut er mit einem donnernden Paukenschlag.
Das Album beginnt mit dem Track „Renaissance“, und der Titel könnte nicht passender gewählt sein. Der Song dient als klare Ansage: Dies ist eine Wiedergeburt, ein Neuanfang. Von den ersten Takten an wird klar, dass Eminem weiterhin die lyrische Schärfe und das technische Geschick beherrscht, die ihn zur Legende gemacht haben, aber er ist nun bereit, eine andere Richtung einzuschlagen. „Habits“ reflektiert seine Vergangenheit, den Kampf mit seinen inneren Dämonen, und zeigt, wie weit er gekommen ist, ohne dabei seine dunkle Seite völlig zu verleugnen.
Mit „Trouble“ und „Evil“ tritt die düstere Atmosphäre des Albums voll in den Vordergrund. Diese Tracks sind eine brutale Erinnerung an Eminems Fähigkeit, Themen wie innere Zerrissenheit, Gewalt und den unendlichen Kampf gegen seine eigenen Abgründe auf eine Weise zu thematisieren, die sowohl verstörend als auch hypnotisierend ist. „Lucifer“ und „Antichrist“ sind ebenfalls provokante Titel, die jedoch mehr als nur schockierende Worte liefern – sie erzählen von der inneren Zerrissenheit eines Mannes, der mit seinem eigenen Vermächtnis und der Rolle, die er in der Öffentlichkeit spielt, ringt.
Interessant ist auch, wie Eminem in den Skits „All You Got“ und „Breaking News“ humorvolle und bissige Seitenhiebe auf das Musikbusiness und die Medien macht. Diese kurzen Einlagen brechen die düstere Atmosphäre des Albums auf und zeigen, dass der Rapper trotz der ernsten Thematik immer noch seinen Sinn für Ironie und Sarkasmus bewahrt hat.
Ein besonderes Highlight des Albums ist „Guilty Conscience 2“, eine Fortsetzung des legendären Tracks aus seinem Debütalbum The Slim Shady LP. Hier zeigt Eminem, wie weit er sich seit den frühen Jahren entwickelt hat, während er dennoch die Konflikte seiner Jugend reflektiert. Der Track ist ein Meisterwerk in Sachen Storytelling und erinnert daran, dass Slim Shady zwar tot ist, aber seine Spuren für immer im Hip-Hop verewigt bleiben.
Der Gastauftritt von Big Sean und BabyTron auf „Tobey“ bringt eine frische Energie ins Album und verleiht dem Track einen modernen Touch. Die Kombination aus Eminems Veteranenstatus und der neuen Generation von Rappern zeigt, dass er immer noch relevant ist und problemlos mit den aktuellen Trends mithalten kann, ohne seine Identität zu verlieren.
Mit „Road Rage“ und „Fuel“ kommen die aggressiven Beats und die energiegeladene Delivery zurück, die Eminem so meisterhaft beherrscht. Diese Tracks erinnern an die rohen, ungeschliffenen Eminem-Alben aus den frühen 2000ern und geben Fans das, was sie schon immer an ihm geliebt haben – puren, unverfälschten Rap, der mit voller Wucht trifft.
Zum Schluss des Albums findet man mit „Somebody Save Me“ einen persönlichen, fast schon introspektiven Abschluss. Hier zeigt Eminem, dass trotz aller Provokation und Aggression eine tiefere Verletzlichkeit in ihm steckt, die er nicht verleugnen kann. Es ist ein emotionaler Höhepunkt, der das Album perfekt abrundet und zeigt, dass Marshall Mathers nach wie vor einer der vielschichtigsten Künstler der Musikindustrie ist.
The Death of Slim Shady (Coup de Grâce) ist mehr als nur ein weiteres Album von Eminem. Es ist ein Abschied von einer Ära, eine Ode an die Vergangenheit und gleichzeitig eine mutige Bewegung nach vorne. Während es viele der vertrauten Elemente enthält, die Fans lieben – schnelle, scharfe Reime, düstere Themen und eine unermüdliche Energie – zeigt es auch eine Weiterentwicklung, die Eminem als Künstler und Mensch ausmacht. Slim Shady mag tot sein, aber Eminem ist lebendiger und relevanter denn je.
Trackliste zu THE DEATH OF SLIM SHADY (COUP DE GRÂCE):
- „Renaissance“
- „Habits“
- „Trouble“
- „Brand New Dance“
- „Evil“
- „All You Got“ (skit)
- „Lucifer“
- „Antichrist“
- „Fuel“
- „Road Rage“
- „Houdini“
- „Breaking News“ (skit)
- „Guilty Conscience 2“
- „Head Honcho“
- „Temporary“
- „Bad One“
- „Tobey“ ft. Big Sean, BabyTron
- „Guess Who’s Back“ (skit)
- „Somebody Save Me“
