Lange genug hat es gedauert, aber WONACH WIR SUCHEN sind mit ihrem neuen Album „Mauern“ (VÖ 10.01.) zurück. Der Vorgänger „Laute Pfade, leise Sohlen“ ist vor vier Jahren erschienen und wie so viele andere Musik in den Untiefen von Corona verloren gegangen. Die jetzige Platte ist allerdings weniger ein Nachfolgealbum, sondern eher ein Neuanfang.
WONACH WIR SUCHEN haben eine Menge Entwicklung hinter sich. Pirr macht das Ganze seit mehr als fünfzehn Jahren und von den ersten Tagen als Akustikduo über die kurze Zeit als Trio sind es mittlerweile vier Menschen, die sich zusammen auf die Suche machen. „Laute Pfade, leise Sohlen“, das 2020 erschienene Album, war nach den Jahren des Zusammenfindens eine sehr gute, eindrucksvolle Sammlung von Überarbeitungen und Neuinterpretationen bereits bestehender und jahrelang gespielter Lieder. Vielleicht der charmante Abschluss eines Bandkapitels?
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Mehr Informationen„Mauern“ ist nun das erste Album von WONACH WIR SUCHEN, das als Band gewachsen ist und dies spürt man von der ersten Sekunde an. Das Schlagzeug ist mit den Songs entstanden, die Gitarre vom Grünen bekommt mehr Raum, es gibt Backing-Vocals, die sich ganz natürlich in die Lieder einfügen und die Akustikgitarre ist oft präsent, manchmal auch nur zu erahnen, würde aber dennoch fehlen, wäre sie nicht da. Kern des Ganzen war aber immer Pirrs Stimme und die Texte, die er in die Welt trägt. Und die haben es in sich.
Mentale Gesundheit („Sommer aus“), der Rechtsruck innerhalb der Gesellschaft („Da draußen“), die Kriminalisierung von Klimaschützer*innen und Antifaschist*innen sowie Selbstreflexion zu diesen Themen („Anständig zu sein“, „Hinter den Mauern“), sexualisierte Gewalt („Lass sie los“), die Selbstdarstellung auf Social Media („Wedding Vacation“) – das alles wurde beobachtet und so pointiert ausformuliert, wie es nur wenigen Bands gelingt. Und somit ist das Album in seiner Gesamtheit noch expliziter politisch, als das bisher der Fall war – in der aktuellen Zeit notwendiger als zuvor.
Was allerdings auch immer zu WONACH WIR SUCHEN gehört hat, ist der Blick nach innen und auf Beziehungen und auch der kommt hier nicht zu kurz. Gerade das Ende des Albums, eine Ode an die Sehnsucht danach, wieder ans Meer zu fahren („Vom Meer“) transportiert unglaublich viel Gefühl – vielleicht gerade durch die Geschichte des Liedes, die in Pirrs Straßenmusikvergangenheit zu finden ist.
In genau dieser Vergangenheit, die auch in „Normal“ thematisiert wird, wurde auch „Desillusioniert“ oft gespielt und somit ist auch auf diesem Album, wie auf „Laute Pfade…“ ein Cover von Yok/Quetschenpaua zu finden. Gesangliche Unterstützung gab es hier von Rodi, der einigen als ehemaliger Sänger von 100 Kilo Herz noch bekannt sein könnte.
Explizit zu erwähnen ist auch der Gastgesang bei „Anständig zu sein“, für den Fatima von „The Dead End Kids“ verantwortlich ist und scheinbar mit spielender Leichtigkeit dem Album einen weiteren Gänsehautmoment hinzugefügt hat.
Unbedingt erwähnt werden muss auch das Cover der Platte, welches eine eigene Analyse verdient hätte. In weiß und grün gibt es hier ein Bild von verschiedenen Mauern, die sich ineinander verlaufen, ohne einen Anfang oder ein Ende klar erkennbar zu machen. So sollte auch „Hinter den Mauern“ nicht als Titellied des Albums gesehen werden, vielmehr erstrecken sich die Mauern durch das gesamte Album. Seien es die Mauern der gesellschaftlichen Spaltung, die Mauern in den Köpfen der anderen Menschen und nicht zuletzt die individuellen Mauern, welche sowohl Schutz als auch Hindernis sein können.
Alles in allem ist WONACH WIR SUCHEN hier etwas gelungen, was wenigen Bands so spät in ihrer Karriere gelingt. Denn wo sich bei Anderen ein gewisser Standard einstellt und Veränderungen nur noch marginal stattfinden, fordern WONACH WIR SUCHEN sich selbst, sind überraschend facettenreich und nehmen alte und neue Zuhörer*innen auf eine faszinierende Reise mit. Ein Album mit Ecken und Kanten, das dennoch nach dem klingt, zu dem WONACH WIR SUCHEN nach langer Zeit gewachsen sind – einer Band, die weiß, was sie ist und was sie möchte.
wonach wir suchen
Mauern
Label: ℗© wonach wir suchen GbR
VÖ: 10.01.2025
Genre: Rock
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