Brände, Unfälle, technische Hilfeleistung: Die Feuerwehr Alzey war 2024 mehr als 300 Mal im Einsatz. Die Belastung für die Ehrenamtlichen bleibt hoch – und die Herausforderungen wachsen weiter. Stadt und Politik stehen hinter der Wehr, doch klar ist: Ohne neue Mitglieder geht es nicht!
Brände, Unfälle, Gefahrguteinsätze und hunderte von Ausbildungsstunden: Wann immer die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Alzey gebraucht werden, sind sie zur Stelle. Mehr als 300 Mal wurden die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer im Jahr 2024 alarmiert. Und so gut die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt in der Wehr an der Kreuznacher Straße auch funktioniert, so positiv die Jahresbilanz im Rahmen der Jahreshauptversammlung auch ausfällt, in einem Punkt sind sich Mannschaft, Wehrführung und Stadtpolitik einig: Die Belastung für die Ehrenamtlichen ist nach wie vor hoch. Während andere ihre Freizeit mit der Familie verbringen, schlagen sich die Ehrenamtlichen die Nächte um die Ohren, opfern ihre Wochenenden und stellen so manche Familienfeier hinten an, um für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Die Herausforderungen werden auch in Zukunft nicht weniger. Auch deshalb sehen Bürgermeister Steffen Jung und Beigeordneter Klaus Kübler weiterhin Handlungsbedarf in Sachen Ehrenamt.
Ein Jahr voller Einsätze
314 Mal rückte die Feuerwehr Alzey im vergangenen Jahr aus. Die meisten Alarmierungen – 36 an der Zahl – gab es im Juli. Es folgt der Januar mit 31 Einsätzen. Der einzige Monat mit weniger als 20 Einsätzen war der April. „Wir sind ohne Zweifel gefragt“, stellte der stellvertretende Wehrleiter Marcel Krusch im Rahmen der Generalversammlung klar. Trotz 36 Einsätzen weniger als im Rekordjahr 2023 bleibt die Zahl der Alarmierungen hoch – ein Trend, der sich wohl nicht mehr umkehren wird und alle Beteiligten nachdenklich stimmt.
Unter den Einsätzen waren 17 Fahrzeugbrände, 35 Gebäudebrände und drei Flächenbrände. Technische Hilfeleistungen machten mit 161 Alarmierungen den größten Anteil aus – darunter 54 Verkehrsunfälle und 43 Türöffnungen. Gefahrguteinsätze gab es 33. Besonders in Erinnerung geblieben ist den Kameradinnen und Kameraden der Einsatz in der Ochslergasse. Der Gebäudebrand band die Einsatzkräfte mehrere Stunden. Glücklicherweise konnte ein Übergreifen auf umliegende Gebäude verhindert werden. Sechs Menschen konnten die Alzeyer Kameradinnen und Kameraden im vergangenen Jahr retten. „Und das“, so Krusch, „ist die schönste Zahl, die man in einer Feuerwehrbilanz präsentieren kann. Genau deshalb machen wir das. Um den Menschen zu helfen.“
Neben der Vielzahl an Einsätzen wurde auch intensiv geübt: Drei große Objektübungen fanden bei den Firmen Importhaus Wilms, SaniXTREME und Lufthansa Technik Aero Alzey statt. „Ein großes Dankeschön an die Firmen, die uns das ermöglicht haben“, so Krusch. Denn nur durch die Möglichkeit des praktischen Übens kann sichergestellt werden, dass im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. Auch die monatlichen Übungen waren immer gut besucht, wie Krusch betont. Besonders die Spezialübung zur Eis- und Wasserrettung stieß bei den Helfern auf großes Interesse.
Mehr Mitglieder – aber auch mehr Aufgaben
Die gute Nachricht: Die Wehr wächst. Die Zahl der Aktiven stieg im Jahresverlauf von 56 auf 59 Feuerwehrleute. Insgesamt zehn Neuzugänge, vor allem aus der Jugendfeuerwehr, stehen 2024 auf der Habenseite. Gleichzeitig sind aber auch sieben Abgänge zu verzeichnen. Angesichts des anhaltend hohen Einsatzaufkommens wären mehr helfende Hände mehr als wünschenswert, wie Wehrleiter Joachim Ganz feststellt. „Die Marke von über 300 Einsätzen im Jahr, also fast täglich einer, wird in Zukunft die Norm sein“, prognostiziert Ganz mit Blick auf die Einsatzzahlen. Die Belastung für die Kameradinnen und Kameraden bleibt also hoch. Auch deshalb betont Ganz: „Jeder Mann, jede Frau, die zu unserer Feuerwehrfamilie stößt, Teil des schönsten Hobbys der Welt wird, entlastet die Truppe und sorgt dafür, dass der Spaß an der Feuerwehr weiterhin überwiegt.“
Die Gesamtzahl der Ausbildungs-, Übungs- und Einsatzstunden liegt für das Jahr 2024 bei über 5.000. „Und das alles ehrenamtlich. Das ist eine Hausnummer. Da kann man nur den Hut ziehen“, so Ganz weiter und ergänzt: „Für das Ehrenamt ist das eigentlich viel zu viel.“
Wachsende Stadt, wachsende Herausforderungen
Die aktuelle Stadtentwicklung tut ein Übriges und ist für die Feuerwehr Chance und Herausforderung zugleich. Denn Zuzug und IG-Ost-Erweiterung bedeuten mehr Einwohner, mehr Betriebe und mehr Verkehr. Und damit auch mehr Risiken und mehr Einsätze. Darauf ist man nicht unvorbereitet. „Wir haben mehr Ausrüstung und Fahrzeuge als früher. Die Zahl der hauptamtlichen Mitarbeiter, die das ehrenamtliche Team tagsüber entlasten, ist von drei auf acht gestiegen. „Ein solcher Personalzuwachs bei einer Freiwilligen Feuerwehr ist alles andere als selbstverständlich. Es zeigt, dass das Thema Feuerwehr nicht nur in der Stadtpolitik angekommen ist, sondern auch die Wichtigkeit gesehen wird“, betont Ganz. Dennoch bleibe eine Tatsache: „Die Mannschaft wächst nicht im gleichen Maße wie die Anforderungen, die Einsatzzahlen und die technische Ausstattung.“
Gleichzeitig investiert die Stadt Alzey in den Katastrophenschutz. Die neuen Sirenen sind installiert, Notstromaggregate für die Stadtteilwehren werden derzeit ausgeschrieben. Zudem wurde 2024 ein Katastrophenschutzstab gegründet, der sich intensiv auf den Ernstfall vorbereitet. „Die Älteren unter uns werden sich an vieles erinnern, was jetzt wiederkommt. Und so ist es auch: Alles, was nach dem Kalten Krieg abgebaut wurde, bauen wir jetzt wieder auf“, fasst Ganz die aktuellen Entwicklungen und Hausaufgaben der Verwaltung zusammen.
Jugendfeuerwehr mit starkem Jahr
In Sachen Mannschaftsstärke ist die Arbeit der Jugendfeuerwehr eine feste Größe. Im Jahr 2024 wurden vier Kameraden aus der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr übernommen. Und wie Jugendwart Erik Rinnus berichtet, sind die neuen Mannschaftsmitglieder bestens vorbereitet. Verstecken muss sich der Alzeyer Nachwuchs jedenfalls nicht, wie der Gewinn des Münch-Braun-Pokals und der Leistungsspange zeigen. Beides holte die Jugendfeuerwehr 2024 nach Alzey.
Zusätzlich wurde regelmäßig gemeinsam geübt. Und hier kommt der Spaß nicht zu kurz. Mehr als 100 Stunden investierte die Jugendfeuerwehr in Ausbildung, Übungen und Wettkämpfe. Mit Erfolg, wie nicht nur die Übergänge in die aktive Wehr belegen.
Stadt und Politik stehen hinter der Wehr
Bürgermeister Steffen Jung nutzte die Generalversammlung, um sich im Namen der Bevölkerung für den unermüdlichen Einsatz zu bedanken: „Das ganze Jahr, 24 Stunden am Tag – wann immer der Melder geht, auf die Feuerwehr ist Verlass.“ Und umgekehrt können sich die Feuerwehrleute auf den Stadtrat verlassen. „Egal, ob es um die Anschaffung von Fahrzeugen, Ausrüstung oder die Schaffung von hauptamtlichem Personal geht – der Stadtrat steht geschlossen hinter seiner Wehr und unterstützt, wo er kann.“ Dies ist auch eine Form der Anerkennung und Wertschätzung für die tägliche Arbeit der Kameradinnen und Kameraden, so Jung.
Auch Jung betonte die Notwendigkeit der Anpassungen aufgrund steigender Aufgaben. „Mit der Feuerwehrbedarfsplanung befinden wir uns in den letzten Zügen und haben damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Feuerwehr getan. Nach Abstimmung mit dem Landesamt und dem Brand- und Katastrophenschutzinspekteur werden die einzelnen Maßnahmen mit den Führungskräften und Mannschaften der Feuerwehr sowie dem Stadtrat diskutiert bzw. zur Beschlussfassung vorgelegt“, so Jung. Gleichzeitig werde es notwendig sein, sich auch an anderer Stelle anders aufzustellen. „Die Alzeyer Wehr und die Stadtteilwehren werden künftig enger zusammenrücken müssen, um die Belastung für den einzelnen Feuerwehrangehörigen im Rahmen zu halten.“ Nicht zuletzt wegen des wachsenden IG Ost seien Anpassungen in dieser Form notwendig, ist Jung überzeugt.
Gleichzeitig müsse auch wieder mehr Eigenverantwortung gefördert und gefordert werden. Denn: „Nicht jedes Problem, das die Kameradinnen und Kameraden auf den Plan ruft, ist auch immer ein Fall für die Feuerwehr.“ Jung appelliert deshalb auch an die Alzeyerinnen und Alzeyer, die Feuerwehr nicht als Dienstleister mit Vollkaskomentalität zu sehen.
Ein Punkt, den auch Beigeordneter Klaus Kübler hervorhebt. Denn Wertschätzung und Anerkennung für dieses große und beispiellose Engagement ist ein wichtiger Aspekt. Seitens der Stadt unterstützt man dies in Zusammenarbeit mit den Alzeyer Fitnessstudios, die den Alzeyer Kameradinnen und Kameraden vergünstigte Tarife anbieten. „In Zukunft wollen wir den Feuerwehrleuten noch mehr bieten. Zum Beispiel in der Fahrschule für junge Einsatzkräfte. Wir führen aber auch Gespräche mit dem Verkehrsverein, um den Kameradinnen und Kameraden für ihren unermüdlichen Einsatz etwas zurückzugeben.“
Gleichzeitig gelte es, weiter und noch stärker um neue Mitglieder zu werben. Sei es die Werbeaktion an den Ortseingängen in Weinheim oder die Mitgliederwerbung unter allen Neubürgern in Dautenheim. „Diese Bemühungen müssen wir auf alle Wehren ausweiten“, betont Kübler. Denn viele Schultern sind das effektivste Mittel, um eine Wehr schlagkräftig und engagiert zu halten, sind Stadtspitze und Wehrleitung überzeugt.
Verpflichtungen, Beförderungen und Entpflichtungen
- Verpflichtet: Jannis Krümpel, Philipp Leitner
- Vom Anwärter zum Feuerwehrmann befördert: Paul Fitting, Sinan Özer-Arasli
- Vom Feuerwehrmann zum Oberfeuerwehrmann befördert: Benjamin Beuckert
- Entpflichtet: Kimberly Sue Mohr
- Neu im aktiven Dienst nach hauptamtlicher Anstellung: Jochen Müller
Generalversammlungen in den Stadtteilen
Auch die Wehren in Weinheim und Dautenheim hielten ihre Jahreshauptversammlungen ab und zogen Bilanz über das vergangene Jahr. In Weinheim blickte Wehrführer Jürgen Mayer auf 35 Einsätze zurück – die zweithöchste Zahl in der 133-jährigen Geschichte der Einheit. Die Mannschaft investierte über 1100 Übungsstunden in ihre Ausbildung, zudem absolvierten mehrere Mitglieder Lehrgänge. Die Personalentwicklung bleibt ein zentrales Thema: Während einige Mitglieder verabschiedet werden mussten, konnten drei neue Feuerwehrleute in die Reihen aufgenommen werden. Um weiter aktiv um Mitglieder zu werben, stellte die Wehr eine neue Kampagne mit Flyern, Bannern und einer Online-Präsenz vor.
Dautenheim:
- Verpflichtet: Kai Samstag
- Beförderung: Bernhard Storr, vom Löschmeister zum Brandmeister und Julian Jung, Feuerwehrmann-Anwärter zum Feuerwehrmann
- Bestellung: Bernhard Storr, Bestellung zum stellvertretenden Wehrführer
Weinheim:
- Verpflichtet: Stephan Borg, Lena Claus und Silas Agrikola
- Entpflichtung: Benedikt Curschmann und Max Dickes
- Beförderung: Anakin Agrikola vom Feuerwehrmann-Anwärter zum Feuerwehrmann und Susanne Braig, von Hauptfeuerwehrfrau zur Löschmeisterin
Foto: Stadtverwaltung Alzey