Seit drei Jahrzehnten stehen EISREGEN für kompromisslosen Extreme Metal aus Thüringen – mit rabenschwarzem Humor, unverwechselbarer Atmosphäre und einer treuen Fangemeinde. Zum 30-jährigen Jubiläum kehren sie mit einem besonderen Highlight zurück: Das legendäre Album „Krebskolonie“ erscheint am 26. September 2025 endlich wieder legal in Deutschland – in einer aufwendig gestalteten Neuauflage, inklusive Bonusmaterial und einer brandneuen Interpretation des Klassikers „Futter für die Schweine“.
Passend dazu veröffentlichte die Band ein neues Musikvideo zum Titelsong „Krebskolonie“ und startet im Herbst ihre große Jubiläumstour. Wir haben mit EISREGEN über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gesprochen.
30 Jahre EISREGEN – wenn ihr zurückblickt: Was war für euch der prägendste Moment in dieser langen Bandgeschichte?
M.Roth: Es gab sicher nicht diesen “einen” prägenden Moment, sondern es waren eine ganze Reihe. Ich werde aber beispielsweise nie den Moment vergessen, als ich 1998 unser erstes Album “Zerfall” als fertige CD in den Händen hielt. Das war schon sehr besonders.
„Krebskolonie“ war über Jahre hinweg ein verbotener Klassiker. Wie fühlt es sich an, dass das Album nun endlich wieder offiziell erhältlich ist?
M.Roth: Es ist für sehr viele Leute ein wichtiges Album, mit dem sie Erinnerungen verbinden und das sie in bestimmten Lebensabschnitten begleitet hat. Auch für uns ist das so. Ich kann mich noch gut an die Aufnahmen selbst erinnern, selbst nach all den Jahren. Es ist ein wichtiger Schritt gewesen, die Freigabe bei der Prüfstelle zu erwirken – aber auch ein zeitintensiver und sehr teurer… 2025 das Album in seiner derzeit bestmöglichen Version zum ersten Mal auf Vinyl zu hören ist schon auch einer dieser besonderen Momente.
Das neue Musikvideo zu „Krebskolonie“ wirkt unglaublich intensiv. Wie habt ihr die düstere Atmosphäre visuell umgesetzt?
M.Roth: Da wollen wir uns nicht mit fremden Federn schmücken, das Videokonzept haben Alex Krull & Ingo Spörl von Omni Snesus Media entwickelt. Uns hat bereits ihre erste Version zugesagt und es waren nicht viele Veränderungen nötig bis zu der finalen Version. Das Video fängt sehr schön die makabre Atmosphäre des Liedes ein und überträgt sie ins Jahr 2025.
Viele Fans verbinden mit „Krebskolonie“ einen ganz besonderen Sound. Wie seid ihr beim Remastering vorgegangen, um die Essenz zu bewahren und dennoch neue Energie hineinzubringen?
M.Roth: Wir haben uns mit unserem Stammtontechniker Markus Stock in der Klagschmiede E getroffen und das Album so authentisch wie möglich bearbeitet. Der Sound ist jetzt differenzierter und kraftvoller, etwas weniger verwaschen – aber immer noch sehr nahe am Original. Für die Vinyl-Variante haben wir noch ein weiteres Master anfertigen lassen, um den speziellen Anforderungen des Mediums gerecht zu werden. Für uns als Vinyl-Enthusiasten ist die LP-Version auch die für uns wichtigste.
Mit „Futter für die Schweine – Rezept 2025“ habt ihr einen eurer bekanntesten Songs neu interpretiert – diesmal vegan und politisch korrekt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
M.Roth: Das war die einzige Möglichkeit, um “Futter” neu zu veröffentlichen – die Originalversion des Liedes haben wir leider nicht frei bekommen & sie bleibt nach wie vor indiziert, was ein bezeichnendes Licht auf die Kunstfreiheit in Deutschland auch im Jahre 2025 wirft…
Eine Option wäre gewesen, das Lied komplett weg zu lassen – wir haben uns für die geänderte Version entschieden – die Musik ist zu 100% so geblieben, der Text zu 80%, nur die beanstandeten Textstellen habe ich neu eingesungen. Ich finde die neue Version sehr witzig, jetzt ist sie politisch korrekt und ein Kind der heutigen Zeit.
Ihr seid seit Jahren ein fester Bestandteil der deutschen Metal-Szene. Wie hat sich eurer Meinung nach die Szene seit den 90ern verändert – und welchen Platz nimmt EISREGEN heute darin ein?
M.Roth: Die Szene an sich hat sich nicht all zu drastisch verändert. Die Leute lieben nach wie vor von Herzen die Musik, die ihnen etwas bedeutet. Für viele ist auch heute noch Eisregen eine Herzensangelegenheit, und dafür sind wir sehr dankbar. Manches hat Bestand und Wertigkeit, wenn das auch auf uns zutrifft macht mich das stolz.
Viele Bands feiern Jubiläen mit Best-Of-Alben. Ihr habt euch bewusst für ein Re-Release entschieden. Was bedeutet „Krebskolonie“ für euch persönlich?
M.Roth: Ein Best Of zum Jubiläum in Tontägerform macht für mich keinen Sinn, der Re-Release der Kolonie natürlich schon, um einen sehr wichtigen Teil unserer Geschichte wieder erhältlich zu machen. Ich denke, die Fans sehen das ähnlich. Auch für uns schließt sich da ein Kreis.
Wie sehr hat euch die Zusammenarbeit mit Andy Classen und Markus Stock dabei geholfen, das Album neu erstrahlen zu lassen?
M.Roth: Andy Classen war dabei nicht beteiligt, wir haben zu ihm seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr. Unser langjähriger Freund Markus hat zusammen mit uns ein Remaster der alten Aufnahmen erstellt, das dem Oriiginal gerecht wird und den Sound etwas frischer und knackiger ins Jahr 2025 transportiert.
Ihr geht dieses Jahr auf große Jubiläumstour. Was dürfen die Fans von den Konzerten erwarten – mehr Nostalgie oder auch frische Überraschungen?
M.Roth: Wir spielen natürlich auch Klassiker aus der Kolonie wieder live, das war einer der Hauptgründe der Deindizierungskampagne. Aber auch genügend neuere und ältere Songs werden das Set zieren – ich denke, darauf können sowohl die Fans als auch wir uns bei der Tour freuen.
Wenn ihr nach vorne blickt: Was können die Fans in den nächsten Jahren noch von EISREGEN erwarten? Gibt es bereits neue Projekte in Planung?
M.Roth: Wir haben an den Arbeiten für ein neues Album begonnen, es geht also weiter. Alles andere wird die Zukunft zeigen.
Ein großes Dankeschön an EISREGEN für ihre Zeit und Offenheit in diesem Interview. Wir gratulieren herzlich zu 30 Jahren kompromissloser Dunkelheit und wünschen der Band alles Gute für die kommenden Jahrzehnte. Möge die „Thüringer Dunkelheit“ noch lange weiterleben! CK
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