Der 21. September 2025 markierte den Beginn einer Reise, die für die Donots und ihre Fans mehr ist als nur eine Aneinanderreihung von Konzerten. Unter dem Banner „Schwert aus Holz“ haben die Ibbenbürener Punkrocker eine Akustiktour gestartet, die bewusst kleinere, intime Locations ansteuert – und damit nicht nur musikalisch, sondern auch atmosphärisch eine neue Facette der Band zeigt. Den Auftakt gab es im restlos ausverkauften Schlachthof Wiesbaden, wo die Donots zusammen mit den Vorbands Schremm Schremm & LaLa einen Abend auf die Bühne brachten, der gleichermaßen von Energie, Emotion und Nähe getragen war.
Warmup mit Schremm Schremm & LaLa
Der Abend begann mit dem Duo Schreng Schreng & La La, das in Insiderkreisen längst Kultstatus genießt. Mit einer Mischung aus verschrobenem Folk, schelmischem Humor und überraschend tiefgehenden Texten gelang es den beiden, die Zuschauer sofort auf ihre Seite zu ziehen. Ihre Lieder, mal minimalistisch begleitet, mal rhythmisch verschroben, bildeten den perfekten Kontrast zur später folgenden Hauptattraktion. Besonders bemerkenswert: Trotz der spürbaren Nervosität angesichts des großen Publikums zeigten Schremm Schremm & LaLa eine beeindruckende Spielfreude. Lacher, Zwischenrufe und spontane Publikumsinteraktion machten ihre Performance zu einem erfrischenden Auftakt – eine kleine anarchische Spielwiese, bevor das große Akustik-Experiment der Donots startete.
Die Donots betreten die Bühne – Akustik mit Haltung
Als schließlich die fünf Mitglieder der Donots unter warmem Applaus die Bühne betraten, war sofort klar: Hier sollte kein gewöhnliches Akustikkonzert stattfinden. Statt sterilem Unplugged-Feeling wirkte der Schlachthof wie ein Wohnzimmer, in dem Freunde zusammensitzen und Musik teilen. Alte Klassiker wie „Calling“ oder „Stop the Clocks“ bekamen in der reduzierten Instrumentierung eine völlig neue Tiefe, während Songs wie „Keiner kommt hier lebend raus“ oder „Noch eine letzte Runde“ im akustischen Gewand ihre Dringlichkeit auf ungeahnte Weise bewahrten.
Die Band verzichtete bewusst auf große Showeffekte. Stattdessen dominierten Ehrlichkeit, handgemachte Musik und die Fähigkeit, mit wenigen Mitteln eine Atmosphäre zu schaffen, die alle Anwesenden in den Bann zog. Sänger Ingo Donot zeigte sich gesprächsfreudig : Er erzählte Anekdoten, lachte über Pannen und nahm sich die Zeit, das Publikum einzubeziehen. Immer wieder wurde klar, dass es den Donots nicht um eine bloße Akustik-Version ihrer selbst ging, sondern um ein echtes musikalisches Experiment, getragen von Nähe und Authentizität.
Ein unerwarteter Höhepunkt: „Alles muss kaputt sein“
Der unbestrittene Höhepunkt des Abends kam jedoch überraschend – und war so nicht geplant. Als die Setlist eigentlich schon in Richtung Zugaben auslief, griff Gitarrist Alex zum Mikrofon und meldete sich mit einem persönlichen Wunsch zu Wort. Der Grund: Es war sein Geburtstag. Und was wünscht man sich als Musiker an einem solchen Tag? Einen Song, den man schon immer mal in einem ganz besonderen Rahmen spielen wollte. Alex wünschte sich „Alles muss kaputt sein“ – ein Stück, das nicht auf der Setlist stand und in der Akustikversion bislang nicht erprobt war.
Das Publikum hielt den Atem an, als Ingo kurzerhand von der Bühne sprang, sich durch die Menge arbeitete und mitten im Saal Platz nahm. Umringt von Fans, mit nichts weiter als einem Mikrofon und den akustischen Gitarren seiner Bandkollegen, begann er zu singen. Was folgte, war einer dieser raren Konzertmomente, die sich einprägen und über den Abend hinaus weitergetragen werden. Roh, intensiv und vollkommen ungekünstelt brach der Song eine Welle der Emotionen los, die sowohl Band als auch Publikum spürbar bewegte. Man konnte in den Gesichtern sehen, wie sehr dieser spontane Augenblick zu einem Geschenk nicht nur für Alex, sondern für alle Anwesenden wurde.
Intimität statt Bombast
Gerade in diesem Moment offenbarte sich die Stärke der „Schwert aus Holz“-Tour: Es geht nicht um Perfektion oder kalkulierte Dramaturgie, sondern um Echtheit. Die Donots haben es geschafft, ihre große Punkrock-Energie in eine intime Akustik-Form zu übersetzen, ohne dabei ihre Essenz zu verlieren. Statt wilder Circle Pits und donnernder Riffs gibt es nun das gemeinsame Atmen, Lachen und manchmal auch Schlucken im Angesicht der Texte.
Besonders auffällig war, wie die Band ihre Balance hielt: Sie waren einerseits Gastgeber einer warmen, freundschaftlichen Feier – andererseits aber auch politische Musiker, die ihre Haltung nicht in leisen Tönen verstecken. Stücke wie „Immer noch“ oder „What Ever Happened to the 80s“ behielten ihre Kante, auch wenn sie nun von sanfteren Gitarren getragen wurden.
Ausblick auf die Tour
Der Auftakt im Schlachthof Wiesbaden machte deutlich: Diese Akustiktour ist mehr als eine bloße Spielerei. Sie ist ein bewusstes Statement der Donots, die Nähe zu ihren Fans zu suchen und gleichzeitig ihre eigenen Songs neu zu entdecken. Wer bei diesem Tourstart dabei war, konnte spüren, wie sehr die Band nach fast drei Jahrzehnten noch immer Lust darauf hat, sich selbst herauszufordern.
Für das Publikum war dieser Abend ein Geschenk: ein Mix aus Nostalgie, Überraschung und emotionaler Tiefe. Und während draußen vor dem Schlachthof die kühle Herbstluft den Konzertbesuchern entgegenwehte, trugen viele das Gefühl mit sich nach Hause, Teil von etwas Besonderem gewesen zu sein – einem Abend, der nicht nach Routine roch, sondern nach Aufbruch.
Text und Bilder by Jan Heesch
Schreng Schreng & La La
Donots



