Sonntag 14. Dezember 2025

„Krawall, Klang und Konfessionen – Parc de Triomphe über ihr Debüt, dunkle Erinnerungen und grelle Hoffnungen“

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Am 26.09.2025 erscheint endlich das selbstbetitelte Debütalbum von Parc de Triomphe – eine explosive Mischung aus düsterem Elektro-Pop, tanzbaren Beats und schonungsloser Lyrik. Wir haben mit Jörn Brien und Florian Knabenschuh über ihr erstes Album, musikalische Wurzeln, die DDR, Wiener Nächte und die Zukunft des New-New-Wave gesprochen. 

Euer Debüt erscheint als Vinyl mit grell-pinken Farbtupfern – warum diese Farbwahl für ein doch sehr düsteres Album? Ironie, Statement oder einfach guter Geschmack?

Vor allem guter Geschmack! Aber natürlich auch als Reminiszenz an die New-Wave-Ära und als eine Art Symbol für das Licht am Ende des Tunnels. Schlussendlich ist vielleicht doch alles furchtbar in Ordnung.

In euren Songs geht es um Einsamkeit, Angst und Umbrüche. Welche persönlichen Erfahrungen haben euch beim Schreiben besonders beeinflusst – und wo zieht ihr die Grenze zwischen Kunstfigur und Realität?

Die Songs sind von persönlichen Erfahrungen inspiriert, insbesondere geprägt von Eindrücken der Kindheit und Jugend. Aber natürlich erzählt in den Texten eine fiktive Figur von ihren Erlebnissen und Gedanken. 

Wie war die Zusammenarbeit mit Produzent Alf Peherstorfer? Gab es kreative Reibung oder war das eher Liebe auf den ersten Take?

Uns verbindet ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu Alf – also eher Letzteres. Aber ohne kreative Reibung entstehen natürlich auch keine guten Songs. Es stimmt also beides.

Ihr habt euch in einem Wiener Park kennengelernt. Wie kam es von diesem zufälligen Treffen zur Bandgründung – und warum gerade Wien als musikalische Heimat?

Wir haben uns gleich gut verstanden und festgestellt, dass wir gerne wieder Musik machen würden, am besten in einer Band, so wie früher in Hamburg beziehungsweise Berlin. Wien ist mittlerweile unsere Heimat, hier leben wir mit unseren Familien, also klar: auch unsere musikalische Heimat. 

„Krawall! Elektro! Pop!“ – wie lebt ihr dieses Motto im Alltag? Gibt es da auch mal musikalische Diskussionen à la „Krawall ja, aber nicht vor dem ersten Kaffee“?

Wir leben das Motto vor allem im Proberaum und auf der Bühne. Aber ja, es gibt auch mal musikalische Diskussionen. Krawall ja, aber erst nach dem ersten Bier. 

Die Songs nehmen Bezug auf die DDR, die Wendezeit und die Baseballschlägerjahre. Wie wichtig ist euch politische Haltung in der Musik – und wo hört Nostalgie auf, wo beginnt Verantwortung?

Wir versuchen, mit unseren Texten und der Musik ein Stück weit einer möglichen DDR-Nostalgie entgegenzuwirken. Vielleicht war früher nicht alles schlecht, aber vieles war es ganz bestimmt. Wir sind froh, jetzt in einer Demokratie zu leben, die – noch – Freiheit und bunte Vielfalt bietet. Aber das gilt es zu verteidigen. Vielleicht können wir mit unserer Musik einen kleinen Beitrag leisten.

Ihr habt mit „Harte Zeiten“ schon FM4 und radioeins begeistert. Wie fühlt sich das an, wenn eure Musik plötzlich im Radio läuft?

Den eigenen Song im Radio zu hören, ist toll! Man fühlt sich, als würde man schweben, ist voller Stolz und Glück. Aber dann will man das öfter haben. Das heißt: Immer weiter machen und noch tollere Songs entwickeln. Das ist uns hoffentlich mit unserem Album gelungen. Mal schauen, ob wir uns demnächst wieder so freuen können – am besten schön oft.

Das Album ist laut, wütend, verletzlich, aber auch tanzbar. Welche Rolle spielt Tanzbarkeit für euch – Flucht, Therapie oder bewusstes Stilmittel gegen die Schwere der Themen?

Dass die Songs auch tanzbar sind, war uns wichtig. Ja, vielleicht ist es ein bisschen ein Gegengewicht zu der Schwere der Themen. Und auch ein Stück weit ein therapeutisches Element. Denn Tanzen hilft ja gegen Angst und Stress!

Wenn ihr einen Song eures Albums als Soundtrack für einen Film wählen müsstet – welcher wäre es, und für welche Szene?

Das wäre ganz klar „Angst“. Ein Song, der gut in einen Psycho-Thriller passen würde. Vielleicht in einer Szene, in der eine Person voller Panik aufwacht und sich – gefesselt – in einem leeren und dunklen Raum wiederfindet. Und dann poltern schwere Tritte die Stufen hinab … 

Was erwartet uns nach dem Release am 26. September? Weitere Konzerte, ein Musikvideo in pinkem Nebel oder vielleicht sogar ein zweites Album?

Jetzt wollen wir erst einmal das Debüt gründlich feiern und die Songs live vorstellen. Dann gehen wir mit dem Album sicher noch auf eine kleine Tour durch Österreich und Deutschland. Aber ein zweites Album? Klar, warum nicht?

Herzlichen Dank an Parc de Triomphe für das offene, ehrliche und inspirierende Gespräch. Wir wünschen euch viel Erfolg mit dem Debütalbum, eine unvergessliche Release-Show am 26.09. im Rhiz Wien – und vor allem: viele neue Fans, schrille Synths und weiterhin Mut zum Krawall.

Alles Gute für die Zukunft – und bis zum nächsten Tanz im Nebel! CK 

Titelbild © Tom Pohnert

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