Freitag 26. Dezember 2025

Tanz auf der Zeitenwelle – Saltatio Mortis und Bad Loverz in der Jahrhunderthalle Frankfurt

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(Weltenwanderer Tour 2025, Frankfurt, 7. November 2025)

Wenn in Frankfurt der Herbstwind durch die Straßen zieht und die Lichter der Jahrhunderthalle aufblitzen wie ferne Sterne, dann weiß man: Heute wird getanzt, gesungen und gefeiert. Die Weltenwanderer Tour 2025 von Saltatio Mortis machte Halt in der Mainmetropole – und was sich hier abspielte, war weit mehr als nur ein Konzert. Es war ein mitreißendes Spektakel zwischen Mittelalter und Moderne, zwischen Dudelsack und Gitarrenbrett, zwischen Gänsehaut und kollektiver Ekstase. Den Auftakt übernahmen die Bad Loverz, die das Publikum mit einer Mischung aus Ironie, Partygeist und erstaunlicher musikalischer Präzision bestens aufwärmten.


Bad Loverz – Achtziger trifft Ballermann trifft Herzblut

Schon beim Opener „The Look“ (Roxette-Cover) wurde klar: Hier geht es nicht um subtile Zwischentöne, sondern um pure Unterhaltung. Die Bad Loverz verstehen es meisterhaft, Klassiker aus Pop und Rock so zu veredeln, dass sie zugleich augenzwinkernd und respektvoll wirken. Ihr Set war eine Zeitreise durch die popkulturelle DNA der letzten Jahrzehnte – von „Hangover“ (Taio Cruz) über das ikonische „Pokémon Theme“ bis zu „Take On Me“ von a-ha.

Besonders letzteres wurde zum kollektiven Mitsingmoment: Ein ganzer Saal, der in der Falsett-Höhe mit Morten Harket konkurriert – wer das überlebt, hat stimmlich alles gegeben. Der Partyfaktor erreichte seinen Höhepunkt, als das Publikum bei „Major Tom (Völlig losgelöst)“ fast den Refrain übertönte. Die ironische Mischung aus 80er-Glam und moderner Club-Ästhetik funktionierte perfekt.

Livin’ on a Prayer“ verwandelte die Jahrhunderthalle schließlich in einen Rocktempel, bevor die Band mit „Angels“ (Robbie Williams) einen fast zärtlichen Abschluss setzte – Feuerzeuge (oder besser: Smartphone-Lichter) wurden geschwenkt, und für einen Moment war die Halle ein einziges leuchtendes Meer. Bad Loverz lieferten ein kurzes, aber intensives Set, das zeigte: Covers müssen nicht seelenlos sein – wenn man sie mit Humor, Können und einer ordentlichen Portion Selbstironie serviert.


Saltatio Mortis – Zwischen Götterfunken und Gänsehaut

Nach einer kurzen Umbaupause verdunkelte sich die Bühne. Runen glühten auf LED-Leinwänden, Nebel kroch über das Drumset, und dann erklangen die ersten Töne von „Finsterwacht“. Das Publikum tobte, als Alea der Bescheidene die Bühne betrat – mit erhobenem Schwertmikrofon und einer Energie, die sofort übersprang.

Saltatio Mortis sind längst mehr als eine Mittelalterband. Ihr Sound ist zu einer ganz eigenen Form von Rock-Mythologie geworden – irgendwo zwischen Pagan-Hymne, Punk-Attitüde und poetischem Pathos. Songs wie „Wo sind die Clowns“ und „Taugenichts“ entfalteten eine melancholische Tiefe, während „Loki“ und „Schwarzer Strand“ mit wuchtigen Gitarrenriffs und Dudelsackattacken die Halle erbeben ließen.

Ein erster emotionaler Höhepunkt: „Nachts weinen die Soldaten“ – getragen, ernst und eindringlich. Hier zeigte sich die andere Seite der Band: die der Geschichtenerzähler, die der Mahner und Bewahrer.

Doch kaum verklang das letzte Echo, setzte mit „Feuer und Erz“ die geballte Energie wieder ein. Die Fans sangen jede Zeile mit, als stünde die Band mitten in einem Sturm aus Stimmen. Besonders beeindruckend: „Heimdall“ und „Odins Raben“, zwei Songs, die live eine fast liturgische Kraft entfalten. Dudelsäcke, Trommeln, Gitarren – alles verschmolz zu einem Klanggewitter, das im Publikum Wellen schlug.

Dann kam der magische Moment des Abends: „My Mother Told Me / Valhalla Calling“, das Miracle-of-Sound-Cover, das Saltatio Mortis seit einiger Zeit als Hommage an nordische Mythen interpretiert. Die Halle sang im Chor, als wäre sie ein einziger Wikingerchor, Gänsehaut inklusive.


Feuer, Tanz und keine Regeln

Nach der mythischen Reise folgte eine zweite Set-Hälfte voller Spielfreude und Überraschungen. „We Might Be Giants“ brachte das Publikum zum Springen, „Der Himmel muss warten“ wurde zum Massenchor, und bei „Mittelalter“ tanzten Dudelsäcke und E-Gitarren im perfekten Gleichschritt.

Ein besonderer Gänsehautmoment war „Rattenfänger“, der live eine fast theatralische Wucht entfaltet. „Eulenspiegel“ und „Prometheus“ bewiesen dann erneut, dass Saltatio Mortis nicht nur Musiker, sondern Geschichtenerzähler mit revolutionärem Geist sind.

Als „Uns gehört die Welt“ erklang, war die Halle längst im kollektiven Ausnahmezustand. Menschen tanzten, lachten, weinten – eine emotionale Katharsis. Der folgende Block mit „Vogelfrei“ und dem frech-energiegeladenen „Keine Regeln“ (FiNCH-Cover) zeigte die rebellische Seite der Band. Ein wilder Mix aus Mittelalterpunk und moderner Anarchie – und die Menge liebte es.

Mit „Für immer jung“ verabschiedete sich die Band scheinbar, doch natürlich forderte das Publikum eine Zugabe – laut, unnachgiebig, ekstatisch. Und Saltatio Mortis ließen sich nicht zweimal bitten.


Das große Finale – Schwur und Träume

Im Encore erklangen „Große Träume“ und schließlich das unvermeidliche „Spielmannsschwur“ – jener Song, der sinnbildlich für alles steht, was diese Band ausmacht: Leidenschaft, Zusammenhalt und die unerschütterliche Liebe zur Musik. Unter tosendem Applaus, im Konfettiregen und mit leuchtenden Augen verabschiedeten sich Saltatio Mortis von Frankfurt – doch der Zauber blieb.


Eine Nacht für die Ewigkeit

Die Weltenwanderer Tour 2025 ist mehr als eine Konzertreihe – sie ist ein Bekenntnis. Zu Gemeinschaft, zu Träumen, zu Geschichten. In einer Zeit, in der viele Shows glattgebügelt und berechnet wirken, bieten Saltatio Mortis ein Erlebnis, das Herz und Seele gleichermaßen berührt.

Die Bad Loverz lieferten den perfekten Auftakt, Saltatio Mortis setzten das musikalische Feuerwerk, und die Jahrhunderthalle wurde für einen Abend zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen.

4000 Menschen tanzten, sangen, weinten und lachten – vereint im Spielmannsschwur.

Bilder und Text by Jan Heesch

Bad Loverz

Saltatio Mortis

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