Staubige Highways, flirrende Hitze und ein Sound, der wie ein brennender Sonnenuntergang über einer weiten Wüstenlandschaft hängt – Johnny Indigo hat mit seinem Album „American Daydreams“ die Rocklandschaft ordentlich durchgeschüttelt. Gemeinsam mit seiner Band The El Dorado Wildfire zündet er einen Mix aus rauer Rockenergie, Western-Coolness und ehrlicher, handgemachter Musik, die in unserer glattpolierten Popwelt fast schon rebellisch wirkt.
Das Album ist draußen, das Release-Konzert im Kramladen war ein voller Erfolg: laut, wild und filmreif. Johnny und seine Band haben gezeigt, dass echter Rock noch immer eine Bühne verdient, auf der jede Note spürbar, jede Emotion greifbar ist. Kein Hochglanz, keine Backing-Tracks – nur Strom, Schweiß und pure Leidenschaft.
In unserem Interview spricht Johnny Indigo über seine Inspirationen, das Finden der eigenen Stimme zwischen Led Zeppelin und Queens of the Stone Age, seine Zeit in den USA und die Magie, die entsteht, wenn eine Band wie The El Dorado Wildfire live auf der Bühne explodiert.
Ein Gespräch voller Energie, Haltung und Herzblut – genau wie das Album selbst.
Bereit für Staub, Strom & Sehnsucht? Dann taucht ein in die Welt von Johnny Indigo.
Johnny, „American Daydreams“ klingt wie ein Soundtrack für staubige Highways und flirrende Hitze – was hat dich inspiriert, dieses Album genau jetzt zu machen?
Ich war bis 2019 sehr sehr viel Live mit verschiedensten Bands/Acts unterwegs von RIAN bis The Boys You Know. Das war eine sehr sehr intensive Zeit, die mich dann dazu gebracht hat eine forcierte gesundheitliche Pause einzulegen in der ich viel von Zuhause an Imagefilmen, Soundtracks, Werbe Jingles etc. gearbeitet habe. Rückblickend war das während den Lockdowns wirklich mehr Glück als Verstand. In dieser Zeit habe ich auch angefangen Gesangsstunden Remote zu nehmen und dann hat eines zum anderen geführt und voila…auf einmal war ich nicht mehr die Rechte Hand sondern Frontman.
Ihr beschreibt euren Sound als rau, kompromisslos und echt. In einer Zeit, in der vieles auf Hochglanz poliert ist – was reizt euch daran, diesen kantigen Weg zu gehen?
Mein Vater hat einmal zu mir gesagt: “Entweder du machst das, was alle machen, besser als alle anderen oder du machst etwas ganz anderes.”
Hab mich dann entschieden wieder mal ins kalte Wasser zu springen, weil ich Musik machen am aufregensten finde, wenn ich das Gefühl habe mit den Zehen nicht mehr ganz den Beckenboden zu spüren.
Der Albumtitel „American Daydreams“ klingt fast nostalgisch – was träumt ein Wahlwiener wie du von Amerika, und was davon steckt in der Musik?
Viel träume ich von der Zeit in der ich in Grandview in Washington State zur High School gegangen bin. Aktuell weiß ich nicht, was davon noch übrig ist aber das war definitiv eine meiner prägendsten Zeiten.
Zu gleichen Teilen steckt da auch die Coolness von den Spaghetti Western drinnen. Vor allem The Good, The Bad and The Ugly. Clint Eastwood und Terence Hill sind absolute Kindheits-Heroes. Mir hat auch die Idee, dass ein Europäer (Sergio Leonne) den Western mit einer perspektive von Außen, komplett umkrämpelt, immer sehr gut gefallen.
„Was Sergio Leone für den Western war, ist Johnny Indigo für die Rockmusik.“ Das ist ein wuchtiger Vergleich – fühlt sich das wie ein Kompliment oder wie ein Versprechen an?
Langweilige Antwort: Beides.
„The El Dorado Wildfire“ klingt wie eine Truppe aus einem Tarantino-Soundtrack – wie habt ihr euch als Band gefunden und was macht euch live so explosiv?
Ich hab alle Leute durch meine Arbeit hinter den Kulissen kennen gelernt. Das sind meine Inglorious Basterds und meine Hateful Eight. Jeder von ihnen hat wirklich jahrelange Erfahrung und hunderte Gigs in den Stiefeln stecken. Das merkt man. Außerdem sind das alles Überzeugungstäter, die wie ich, lebenslänglich im Musik Business ausgefasst haben.
In einer Welt voller Backing Tracks und Auto-Tune geht ihr ganz bewusst den analogen Weg. Ist das eher Rebellion oder einfach der einzig wahre Weg für euch?
Ich hab die Aufregung vermisst, die ich in meiner allerersten Band hatte. Da waren Backing Tracks, Samples und Auto-Tune einfach technisch noch nicht möglich. Wären auch zu dumm dazu gewesen…
Wenn du in die Schei*e getreten bist dann hattest du eben Schei*e am Schuh. Das Soll kein Diss gegen Leute sein, die das alles verwenden aber ich spür lieber die Connection zu Leuten, die sich den Hut aufreißen und dabei vielleicht etwas unschön dastehen aber dafür Echt. Warzen, Pickel und ein bisschen Haare auf den Zähnen gehören für mich einfach zum echten Leben. Tik-Tok Filter dürfen auf Tik-Tok bleiben.
Auf dem Album hört man Einflüsse von Led Zeppelin bis zu Queens of the Stone Age – wie findet man zwischen solchen Giganten seine eigene Stimme?
Ich glaub das ist das schwierigste, dass es in der Musik und Kunst generell gibt. Seine Eigene Stimme finden. Ehrlich und vor allem authentisch sein ist da denk ich das wichtigste. Das heißt jetzt nicht, dass ich keine Show machen kann und oder mich zu verkleiden weil vielleicht ist das ja auch ein ehrlicher Teil von mir.
Ich glaub, dass das auch für jeden anders ist aber für mich war es nicht irgendwelchen Trends hinterher zu jagen oder mir Gedanken machen, was andere cool finden könnten. Das alles hier mach ich zu 100% aus egoistischen Gründen mit Null Rücksicht auf Publikum oder Swag-Polizei.
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Mehr InformationenNach dem Release geht’s auf Tour – wo wollt ihr mit dem Album hin, geografisch und emotional? Gibt’s schon erste Stationen oder Träume, wo ihr unbedingt spielen wollt?
Geografisch ganz egal. Wir wollen einfach alle spielen. That being said…obviously the US.
Dazu wünsch ich mir, dass bei unseren Konzerten ein kommunales Feeling aufkommt. Wenn man aktuell von „Community“ spricht hab ich oft das Gefühl, dass das gern als Social Media Marketing Kampfbegriff verwendet wird. Bei uns sind alle gern gesehen, die sich anderen gegenüber mit Respekt verhalten. Rassisten, Homophobe und Faschisten jeder Art können gerne in ihren Löchern bleiben.
Zum Schluss ganz ehrlich: Was ist für dich die größte Belohnung nach so einem Album – die Bühne, der Applaus oder einfach der Gedanke, dass jemand eure Platte auflegt und kurz die Welt vergisst?
Dass ich immer noch zufrieden bin damit! In der Vergangenheit hatte ich einige Projekte bei denen ich mir im Nachhinein denke: da hätte ich das Besser machen können und wieso hab ich das damals nicht wahrhaben wollen, dass das einfach nicht funktioniert etc. etc.
Dieses mal hab ich mehr das Gefühl, dass ich mich auf die Challenge freue das noch irgendwie zu übertreffen.
Und, dass mein Papa sich mit dem Album im Arm neben dem Besitzer vom sehr oft gemeinsam frequentierten Plattenladen hat fotografieren lassen.
Vielen Dank an Johnny Indigo und die großartige Band The El Dorado Wildfire für dieses offene, leidenschaftliche und mitreißende Interview. Es ist schön zu sehen, dass echte Musik mit Haltung und Herzblut noch immer neue Wege findet. Wir wünschen euch für die kommende Tour nur das Beste – auf dass American Daydreams viele neue Träumer findet! Rock on! Interview by CK

Johnny Indigo
American Daydream
Label: ℗© 2025 Johnny Indigo
VÖ: 12.09.2025
Genre: Country, Blues, Rock
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