Sonntag 14. Dezember 2025

SABATON Live in Frankfurt: Ein Triumphzug der Geschichte – Die „Legendary Tour“ sprengt alle Dimensionen

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Es gibt Konzerte, und es gibt Ereignisse, die sich so tief in das kollektive Gedächtnis einer ganzen Szene einbrennen, dass man noch Jahre später davon spricht. Was sich am Abend des 25. November 2025 in der restlos ausverkauften Festhalle Frankfurt abspielte, gehört zweifellos in die zweite Kategorie. SABATON, die schwedischen Hohepriester des historischen Power Metals, luden zur „The Legendary Tour“ und versprachen im Vorfeld nicht weniger als eine Revolution ihrer eigenen Live-Historie. Und um das Fazit vorwegzunehmen: Sie haben nicht zu viel versprochen. Mit einem gänzlich neuen Story-Konzept, einem radikalen Bühnendesign und einem Vorprogramm, das die Grenzen zwischen Metal-Konzert und klassischer Symphonie einriss, haben Sabaton ihren Status als eine der größten Live-Bands der Welt zementiert.

Ein Abend im Zeichen des eigenen Schaffens: Der Einlass

Schon vor dem offiziellen Einlass glich der Platz vor der Festhalle einem Heerlager. Kuttenträger, Fans in Camouflage-Hosen und Menschen in historischen Gewandungen mischten sich unter die Tausenden, die begierig darauf warteten, Teil dieses Spektakels zu werden. Die Stimmung war elektrisierend, geprägt von einer Mischung aus Vorfreude auf die gewohnte Sabaton-Energie und Neugier auf die angekündigten massiven Veränderungen. Kein Panzer auf der Bühne? Ein Orchester als Vorband? Die Gerüchteküche brodelte, bis sich die Tore öffneten und den Blick auf eine Arena freigaben, die für Großes vorbereitet war.

THE LEGENDARY ORCHESTRA – Symphonie der Zerstörung

Pünktlich um 18:30 Uhr erlosch das Saallicht zum ersten Mal. Doch statt einer dröhnenden Vorband betrat ein Kollektiv die Bühne, das die Festhalle in ein Opernhaus verwandelte: THE LEGENDARY ORCHESTRA. Sabaton hatten sich dazu entschieden, keinen externen Support mitzunehmen, sondern ihr eigenes Schaffen in einem neuen, klassischen Gewand zu präsentieren. Eine mutige Entscheidung, die sich als genialer Schachzug erwies.

Unter der Leitung der charismatischen Dirigentin und Sängerin Noa Gruman (bekannt von Scardust), die mit ihrer unglaublichen Stimmgewalt sofort jeden Winkel der Halle ausfüllte, begann eine 65-minütige Reise durch die Sabaton-Diskografie, wie man sie noch nie gehört hatte. Unterstützt wurde das Ensemble von der virtuosen Violinistin Miao Asano und der unvergleichlichen Patty Gurdy, deren Drehleier-Klänge den Songs eine folkige, fast mystische Note verliehen.

Der Opener „Ghost Division“, normalerweise der explosive Startschuss jedes Sabaton-Sets, entfaltete als Orchester-Version eine bedrohliche, cineastische Wucht. Ohne E-Gitarren, dafür mit Streichern und Bläsern, wirkte der Song noch dramatischer. Es folgte „Bismarck“, dessen stampfender Rhythmus durch die tiefen Bässe des Orchesters den Boden der Festhalle zum Vibrieren brachte.

Besonders emotional wurde es bei „The Final Solution“ und „Sarajevo“. Hier zeigte sich die Stärke dieses Konzepts: Die historischen Tragödien, die Sabaton besingen, erhielten durch die klassische Instrumentierung eine Schwere und Ehrfurcht, die im normalen Metal-Gewitter manchmal untergehen kann. Patty Gurdy brillierte besonders bei „The Unkillable Soldier“ und dem treibenden „Resist And Bite“, wo ihre Drehleier fast die Rolle der Lead-Gitarre übernahm.

Als das Orchester das Set mit den Fan-Favoriten „Winged Hussars“ und schließlich den unvermeidlichen „Swedish Pagans“ beendete, fraß ihnen das Frankfurter Publikum längst aus der Hand. Die „Ohoho“-Chöre, die sonst von Bier und Schweiß getrieben sind, klangen in Begleitung von Violinen und Celli fast sakral. The Legendary Orchestra war kein Lückenfüller – es war eine Ouvertüre von Weltklasse.

Setlist: THE LEGENDARY ORCHESTRA (Support)

  1. Ghost Division (Orchestral Version)
  2. Bismarck (Orchestral Version)
  3. Maid Of Steel
  4. Hearts Of Iron
  5. The Final Solution
  6. Sarajevo
  7. Angels Calling
  8. The Unkillable Soldier (feat. Patty Gurdy)
  9. Resist And Bite (feat. Patty Gurdy)
  10. A Lifetime Of War
  11. Sparta
  12. Winged Hussars
  13. Swedish Pagans

Fotogalerie: THE LEGENDARY ORCHESTRA

Das Schauspiel beginnt – Geschichte wird lebendig

Nach einer kurzen Umbaupause, in der die Spannung fast greifbar war, geschah um 20:00 Uhr etwas Unerwartetes. Der Fokus richtete sich nicht auf die Hauptbühne, sondern auf die B-Stage inmitten des Publikums. Plötzlich stand dort niemand Geringeres als Napoleon Bonaparte. Was folgte, war kein Song, sondern ein theatralischer Monolog. Zwischen genialem Eigenlob und fast wahnsinniger Überheblichkeit zog der französische Kaiser den Zorn und das Gelächter der Fans auf sich.

Doch er blieb nicht allein. Historische Schwergewichte wie Dschingis Khan und Julius Caesar traten auf, jeder überzeugt, die größte Legende der Geschichte zu sein. Diese schauspielerische Einlage war riskant für ein Metal-Konzert, doch sie funktionierte perfekt als atmosphärischer Brückenschlag zum neuen Konzept des Abends. Die Zankerei der Monarchen und Feldherren gipfelte in einem kommandierenden Ton, der plötzlich durch die Halle schnitt.

Der Einmarsch der Tempelritter: Sabatons triumphale Rückkehr

Das Licht wechselte, und am hinteren Ende der Arena öffneten sich die Tore für einen Fackelzug. Der Befehlshaber der Tempelritter schritt voran, gefolgt von einer Leibwache in schweren Rüstungen. Die Menge teilte sich wie das Rote Meer, als der Zug durch den Innenraum marschierte. Der Moment der Erkenntnis, als die Garde auf der B-Stage ankam und die glänzenden Helme abnahm, sorgte für einen ohrenbetäubenden Jubelsturm: Es waren Joakim BrodénPär SundströmChris Rörland und Thobbe Englund selbst, die sich unter den Rüstungen verbargen.

Was dann folgte, war der technische Höhepunkt des Abends: Eine gigantische, fackelbewehrte Brücke senkte sich von der Hallendecke herab und verband die B-Stage mit der Hauptbühne. Über diese Brücke schritten die Musiker, die nun ihre Schwerter gegen ihre Instrumente – ihre „treuen Äxte“ – getauscht hatten, zurück in ihr Reich.

Und was für ein Reich das war! Der Panzer, jahrelang das Markenzeichen der Band, war verschwunden. Stattdessen thronte dort eine mächtige Burg, ein Festungswerk mit Wehrgängen, Türmen und Schießscharten, das als Drum-Riser und Kulisse diente. Sabaton hatten ihr „Militärequipment“ gegen eine Festung getauscht, und es sah atemberaubend aus.

Das Hauptset: Feuer, Stahl und Emotionen

Mit dem Opener „Templars“ (vom neuen Album) explodierte die Festhalle förmlich. Der Sound war glasklar, druckvoll und laut – genau so, wie Power Metal klingen muss. Joakim Brodén, nun befreit von der schweren Rüstung, aber immer noch im passenden Look, fegte wie ein Derwisch über die Bühne.

Die Setlist war eine perfekte Mischung aus neuen Hymnen und unsterblichen Klassikern. „The Last Stand“ und „Hordes Of Khan“ hielten das Energielevel am Anschlag. Bei „I, Emperor“ und „Crossing The Rubicon“ wurde das neue Story-Konzept weiter vertieft, unterstützt von Videoprojektionen auf den Burgmauern, die die historischen Hintergründe visualisierten.

Ein absolutes Highlight war „Carolus Rex“. Wenn Sabaton diesen Song in Deutschland spielen, ist Gänsehaut garantiert, doch durch das neue Burg-Setting wirkte die Darbietung noch majestätischer. „The Red Baron“ brachte das Tempo zurück, und bei „Stormtroopers“ verwandelte sich die Bühne in ein Stroboskop-Gewitter, das die Geschwindigkeit des Angriffs perfekt simulierte.

Interaktion und Inszenierung: Mehr als nur Musik

SABATON lieben das Spektakel, und das zeigten sie an diesem Abend mehr denn je. Kostümwechsel fanden fast am laufenden Band statt, passend zur jeweiligen Epoche des Songs. Doch der intensivste Moment war zweifellos „Attack Of The Dead Men“. Während grüner Nebel die Bühne einhüllte, bahnten sich die Bandmitglieder, ausgestattet mit Gasmasken, erneut einen Weg durch das Publikum. Die Nähe zu den Fans, die Interaktion mitten in der Menge, machte diesen Song zu einem beklemmenden und zugleich euphorischen Erlebnis.

Bei „Christmas Truce“ verwandelte sich die Festhalle in ein Lichtermeer aus tausenden Handys. Es war der emotionale Ruhepol des Abends, ein Moment des Innehaltens, bevor das Finale eingeläutet wurde. Klavierklänge und Feuerzeuge statt Moshpits – Sabaton beherrschen auch die leisen Töne meisterhaft.

Das Finale war ein einziger Siegeszug. „Primo Victoria“ ließ den Hallenboden unter den Sprüngen Fans erzittern. „Steel Commanders“ und „The Art Of War“ peitschten die Menge noch einmal auf, bevor „To Hell And Back“ mit seinen eingängigen Pfeif-Melodien und einem Konfettiregen das reguläre Set beendete.

Doch Sabaton hatten noch eine Überraschung parat. Mit „Masters Of The World“ als allerletztem Song setzten sie ein Statement: Sie sind nicht nur Historiker, sie sind die gegenwärtigen Herrscher des Power Metal-Olymp.

Ein neues Zeitalter für Sabaton

Die „The Legendary Tour“ in der Frankfurter Festhalle war mehr als nur ein Konzert. Es war eine perfekt inszenierte Rock-Oper, ein historisches Reenactment und eine Heavy-Metal-Party in einem. Die Entscheidung, das Vorprogramm mit dem Legendary Orchestra selbst zu gestalten, war brillant und bot einen musikalischen Mehrwert, den man selten erlebt. Das neue Bühnenbild – die Burg statt des Panzers – bringt frischen Wind in die Optik, und die schauspielerischen Einlagen auf der B-Stage verliehen dem Abend einen fast theatralischen Rahmen.

Sabaton haben bewiesen, dass sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Sie haben ihre Show nicht nur vergrößert, sondern qualitativ auf eine neue Ebene gehoben. Wer am 25.11.2025 in Frankfurt dabei war, wurde Zeuge, wie die Schweden ihre eigenen Maßstäbe pulverisierten. Legendär? Ohne jeden Zweifel.

Setlist: SABATON

  1. Templars (Intro / Einmarsch)
  2. The Last Stand
  3. Hordes Of Khan
  4. I, Emperor
  5. Crossing The Rubicon
  6. Carolus Rex
  7. The Red Baron
  8. Stormtroopers
  9. A Tiger Among Dragons
  10. Christmas Truce
  11. Soldier Of Heaven
  12. Attack Of The Dead Men
  13. Night Witches
  14. Primo Victoria
  15. Steel Commanders
  16. The Art Of War
  17. To Hell And Back
  18. Masters Of The World

Text & Fotos © by Boris Korpak | bokopictures

Fotogalerie: SABATON

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