Dienstag 16. Dezember 2025

Marco Mengoni in Frankfurt: Ein Pop-Philosoph der Tragödie und Wiedergeburt erobert die Festhalle

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Wenn ein Künstler über 85-faches Platin in seiner Heimat hält, über 2,9 Milliarden Audio-/Video-Streams generiert hat und Stadien wie das San Siro in Mailand (mit 56.000 Zuschauern) füllt, dann ist die Rede von einem Superstar. Wenn dieser Superstar dann die Bühne betritt, dann ist es mehr als ein Konzert – es ist ein tief menschliches, kunstvolles Erlebnis. Der 36-jährige Marco Mengoni, der begnadetste Wahlmailänder der Pop-Szene, gastierte am kalten Abend des 26. November 2025 im Rahmen seiner „Live in Europe 2025“-Tour in der ausverkauften Festhalle Frankfurt und erfüllte sein Versprechen: Er ließ uns in eine Welle von Emotionen eintauchen.

15 Jahre Karriere: Ein Fundament aus Emotionen und Rekorden

Mengonis Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis konsequenter künstlerischer Weiterentwicklung. Der Grundstein wurde 2009 mit dem Sieg der italienischen X Factor-Ausgabe gelegt, doch der wahre Triumphzug begann danach. Schon 2010 zeigte er beim Sanremo-Festival mit „Credimi ancora“ seine Klasse und holte den dritten Platz. Im selben Jahr errang er als erster Italiener überhaupt den MTV Europe Music Award als „Best European Act“, eine Auszeichnung, die er 2015 noch einmal wiederholte. Insgesamt wurde er dreimal als „Bester italienischer Act“ (2010, 2013 und 2015) bei den MTV European Awards gewürdigt.

Sein bisheriger Karriere-Höhepunkt gipfelte im Jahr 2023, als er zum zweiten Mal nach 2013 das wichtigste italienische Musikfestival, Sanremo, gewann. Sein Siegersong „Due Vite“ ist nicht nur mit über 115 Millionen Streams auf Spotify sein erfolgreichstes Stück, sondern wurde auch beim Eurovision Song Contest mit dem Marcel Bezençon Award für die beste Komposition ausgezeichnet, während er einen respektablen 4. Platz belegte.

Das Konzept der Tragödie: Trauma und Wiedergeburt

Die „Live in Europe 2025“-Tour ist die logische Weiterführung von Mengonis jüngstem Werk, der Multi-Platin-Trilogie „MATERIA“. Das finale Kapitel „MATERIA (PRISMA)“ (2023) beschäftigt sich intensiv mit seiner persönlichen Entwicklung, Selbstreflexion und den Facetten seiner Identität.

Dieses tiefe, philosophische Thema spiegelt sich in der gesamten Inszenierung wider. Inspiriert von griechischen Tragödien, erzählt Mengoni auf der Bühne eine Geschichte von Trauma und Wiedergeburt. Das Setting ist beeindruckend:

  • Die T-Stage: Sie ragt tief in die Menge hinein und bricht die Distanz zwischen Star und Fan auf.
  • Das Schauspiel: Zu Beginn und zwischen den Akten tauchen Gestalten in weißen Gewändern auf, die rund um die T-Stage positioniert sind. Sie sind Teil der Dramaturgie.
  • Die Musiker: Links und rechts flankieren die Band, ergänzt durch jeweils zwei herausragende Vocalists.
  • Die Tänzer: Sie sind mehr als nur Begleitung – sie verkörpern in ihren Choreografien die Spannungsfelder der Musik.

Marco Mengoni wird so zum Pop-Philosoph in der Höhe – unnahbar und fast göttlich auf den Podesten seiner Bühne. Doch diese konzeptuelle Distanz ist nur ein Teil der Geschichte.

Musik trifft auf Ausdruck: Von Balladen zu Sommerfeeling pur

Der eigentliche Zauber der Show liegt in der dynamischen Wechselwirkung zwischen Konzept und purem Gefühl. Das gesamte Set ist in verschiedene Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem titelgebenden, gesprochenen Intro beginnen.

Wenn Mengoni seine tiefgründigen Balladen intoniert, etwa „Due Vite“, erzeugt seine Stimme – dieses einzigartige, mal zarte, mal kraftvolle Instrument – eine kollektive Katharsis. Die Festhalle wird still, es ist ein Moment der geteilten Melancholie und Verletzlichkeit.

Doch Mengoni, der italienische Superstar, weiß auch, wie man feiert. Der Pop-Philosoph steigt buchstäblich von seinen Podesten herab, taucht in die Menge ein und entfesselt die ansteckende, warme Energie Italiens. Bei tanzbaren Stücken wie „Ma stasera“ oder „Pazza musica“ schaltet die Show um auf Sommerfeeling pur. Hier treffen Musik und Tanz auf den ungefilterten, menschlichen Ausdruck italienischer Leidenschaft.

Ein Blick in die Zukunft erlaubte die brandneue Single „Mandare tutto all’aria“, die ab dem 29. November 2024 auf allen Streaming-Plattformen verfügbar ist. Der emotionale Song mit seiner mitreißenden Rhythmik deutet an, dass Mengonis neues musikalisches Kapitel die Balance zwischen Nachdenklichkeit und Groove perfekt halten wird.

Künstlerische Reife auf europäischer Ebene

Marco Mengoni hat in Frankfurt ein Konzert der Superlative abgeliefert. Die „Live in Europe 2025“-Tour ist ein Zeugnis seiner künstlerischen Reife nach 15 Jahren erfolgreicher Karriere – einer Karriere, in der er nicht nur Hits liefert, sondern sich auch durch Duette mit internationalen Größen wie Tom Walker und Paloma Faith sowie italienischen Legenden wie Lucio Dalla und Adriano Celentano als einer der innovativsten und meistgeschätzten Singer-Songwriter Europas etabliert hat.

Sein Auftritt in der Festhalle war mehr als ein Konzert. Es war eine tief emotionale, perfekt inszenierte Performance, die beweist: Marco Mengoni gehört zur absoluten Elite des europäischen Pop. Seine Musik ist das beste Gegenmittel gegen den Novemberblues und ein kraftvolles Statement für die Heilung und Stärke, die in der Musik liegt.

Text & Fotos © by Boris Korpak | bokopictures

Fotogalerie: Marco Mengoni

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