Sonntag 14. Dezember 2025

40 Jahre Thrash – DARKNESS entfesseln The Death Squad Chronicles

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Vier Jahrzehnte Thrash Metal, vier Jahrzehnte kompromisslose Energie: DARKNESS gehören zu den Pionieren der deutschen Thrash-Szene und feiern 2025 ihr 40-jähriges Jubiläum. Mit ihrem neuen Album The Death Squad Chronicles bringen sie nicht nur Klassiker in modernem Gewand zurück, sondern liefern auch brandneue Songs, die zeigen, dass echter Thrash kein Verfallsdatum kennt. Für unser aktuelles Interview hatten wir die Gelegenheit, mit DARKNESS über ihr neues Album, die bevorstehende Tour und darüber zu sprechen, was vier Jahrzehnte im Zeichen des Thrash Metals für die Band bedeuten. Gitarrist Arnd stand uns dabei Rede und Antwort.

40 Jahre DARKNESS – wenn ihr auf eure Anfangstage 1984 zurückblickt: Hättet ihr jemals gedacht, dass ihr 2025 noch immer Thrash Metal spielt – und dazu noch mit einem neuen Album?

ARND:

Ganz ehrlich? Nein, absolut nicht. Vier Jahrzehnte sind eine absurd lange Zeit, in der sehr viel passiert ist. Wir sind in der wilden „Belle Époque der Stromgitarren“ des Metal der 1980er Jahre gestartet. Wir waren jung, wild und wollten einfach nur unsere Musik machen. Dass wir heute, 40 Jahre später, hier sitzen und darüber reden — das ist schon surreal. So weit haben wir damals gar nicht gedacht.

Aber im Grunde sind wir noch genauso bescheuert wie früher, wir haben noch immer die gleiche Energie. Es macht uns sehr stolz, dass wir eine so lange Zeit ‚stattfinden‘ und dass die Leute uns so lange die Treue halten.

Euer neues Werk The Death Squad Chronicles vereint neu aufgenommene Klassiker mit bislang unveröffentlichtem Material und brandneuen Songs. Wie habt ihr die Balance zwischen Vergangenheit und Zukunft gefunden?

ARND:

Wir wollten den Leuten etwas zurückgeben und uns für die lange Treue bedanken.

Die Auswahl der Songs für „The Death Squad Chronicles“ war alles andere als einfach. Jeder in der Band hatte seine eigenen Erinnerungen und Favoriten, also hat jeder Vorschläge gemacht und wir haben unsere Schnittmengen eruiert. Am Ende haben wir uns entschieden, nur Material von vor dem Neustart mit „The Gasoline Solution“ zu nehmen, weil einige der Songs, die wir ausgewählt haben, nie in der „neuen“ Besetzung mit Lee am Mikrofon aufgenommen oder gespielt wurden. Es sollte von jedem Album und von den Demos etwas dabei sein.

Was die alten Songs betrifft, ist es für uns wichtig, dass sie die alte Energie aus den 80ern behalten, dass sie den rohen Geist unserer frühen Jahre in sich tragen, aber nicht veraltet wirken. Ich denke, wir haben die richtige Balance gefunden — die Produktion ist modern, aber niemals steril oder kalt, und das war uns sehr wichtig.

Die beiden neuen Songs haben genau diesen Spirit. Sie mögen frisch sein, aber sie tragen denselben Geist wie unser altes Material, weshalb sie sich so natürlich mit den Klassikern verbinden. Für uns bilden sie eine Art Brücke zwischen den alten und den neuen DARKNESS und zeigen, dass das Feuer, das wir in den Achtzigern hatten, heute noch brennt.

„Death Squad 2025“ ist mehr als ein Re-Recording – es ist eine Hymne mit unzähligen Gästen aus der Metal-Szene. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande, und wie war es, so viele Weggefährten zu vereinen?

ARND:

Nun, wir kennen viele Bands; die Szene ist groß, aber irgendwie eine Familie. Wir sind seit Jahren mit SODOM und KREATOR befreundet; wir kommen alle aus dem Ruhrgebiet. Wir kennen halt viele Leute und einige haben wir um Mithilfe gebeten. Bei den alten Mitstreitern, mit denen wir nach wie vor in Kontakt stehen, war es ohnehin kein Problem, sie zu fragen.

Es war eine große Ehre für uns, dass so viele gute Kollegen uns die Ehre erwiesen haben, unsere Songs zu singen — Mitglieder von Sodom, Kreator, Vader, Nifelheim, Municipal Waste, Traitor, Warrant, Messiah, Assassin und viele mehr. Besonders zu erwähnen ist, dass es da keine Dünkel und Zickereien gab. Alle waren sofort bereit mitzumachen, ganz locker und sehr kollegial. Darauf sind wir sehr stolz. Vielen Dank an alle, die mitgemacht haben: Ihr seid die Besten!

Cornelius Rambadt (Produktion/Mix) und Dennis Köhne (Mastering) haben dem Album einen modernen Sound verpasst. Welche Bedeutung hatte für euch die Neuinterpretation eurer Klassiker im Jahr 2025?

ARND:

„The Death Squad Chronicles“ markiert unsere vierte Zusammenarbeit in dieser Konstellation mit Cornelius und Dennis. Die Zusammenarbeit mit Corny war wieder absolut entscheidend für den Erfolg des Albums. Es funktioniert großartig, weil Corny nicht nur ein guter Produzent ist — er ist ein guter Kumpel. Er kennt unsere Musik, und was am wichtigsten ist: Corny holt das Beste aus uns heraus.

Wir wollten, dass diese Songs ihren alten Geist behalten — diese rohe, kompromisslose Thrash-Intensität, die uns definiert hat — während wir gleichzeitig einen modernen Produktionsansatz verfolgen. Es ist wie ein Seiltanz zwischen der Ehrung deiner Vergangenheit und der Weiterentwicklung für die Zukunft. Und irgendwie ist es Corny gelungen, genau das zu tun.

Dennis hat auch beim Mastering gute Arbeit geleistet und den letzten Schliff hinzugefügt. Aber was mich am meisten bewegt, ist, wie sich der gesamte Prozess angefühlt hat. Es fühlt sich fast so an, als wären wir durch ein Wurmloch nach 1989 ins Studio gegangen und dann direkt wieder nach 2025 zurückgekehrt. Diese Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart — das war uns sehr wichtig.

Für mich persönlich ist es eine großartige Erfahrung, diese Songs wieder zum Leben zu erwecken. Es fühlt sich fast so an, als würden wir einem Teil unserer Vergangenheit eine zweite Chance geben — und uns wieder mit dem Feuer verbinden, mit dem alles begann.

Ihr wart schon immer für kompromisslosen, schnellen und gleichzeitig eingängigen Thrash bekannt. Wie würdet ihr euren Sound heute beschreiben? Hat sich die Energie von 1987 verändert oder ist sie nur noch härter geworden?

ARND:

Wir haben noch immer den gleichen Spirit wie in den Achtzigern, denn das war eine so großartige und prägende Zeit für uns, und sie treibt uns auch heute noch an. Thrash Metal ist in unserem Blut. Dieses Feuer ist nicht ausgegangen. Die Welt wird nicht besser — es fühlt sich an, als würde sie nur schlimmer werden — und das gibt uns endlose Inspiration für Songs. All der Mist, der um uns herum passiert, kann einen nur wütend machen, und diese ständige Wut war schon immer die Energie hinter unserem Sound.

DARKNESS ist purer, kompromissloser deutscher Thrash Metal. Schnell, hart, aggressiv und voller roher Energie. Wir nehmen keine Gefangenen! Wir absorbieren all die Scheiße, die da draußen in der Welt passiert, und verwandeln sie in Musik. So klingen Ungerechtigkeit, Krieg, Gewalt, Umweltverschmutzung und all der andere Mist, wenn man sie in Sound umwandelt.

Musikalisch haben sich unsere Fähigkeiten natürlich verbessert, daher sind die Songs auch etwas elaborierter, als sie es früher waren, ohne aber unsere Wurzeln zu verleugnen. Aber wir verlieren niemals aus den Augen, was einen Thrash-Song ausmacht — er muss sein, wie ein Schlag ins Gesicht.

Ich denke man kann also sagen: wir sind eher härter geworden.

Zwei brandneue Songs sind auf dem Album. Könnt ihr uns einen kleinen Einblick geben, welche Themen oder Stimmungen ihr darin verarbeitet habt?

ARND:

Die beiden neuen Songs mögen frisch sein, aber sie tragen denselben Geist wie unser altes Material, weshalb sie sich so natürlich mit den Klassikern verbinden.

In „PROUD PARIAH“ geht es um die alten Zeiten (oh, wie ich es hasse „die alten Zeiten“ sagen zu müssen!), in denen Heavy Metal noch Spartenmusik war und lange Haare die Leute noch geschockt haben. Der Pariah ist ja der Aussätzige und das haben wir mit Stolz vor uns hergetragen. Aussätzig, weil wir eben nicht den Weg unserer Vorfahren in Zechen und Stahlwerken gehen wollten, weil wir eben nicht gebuckelt oder gekuscht haben. Wir hatten immer eine große Fresse, sind immer unseren Weg gegangen, wir haben immer gesagt, was wir meinten und haben uns nie um Trends, Regeln und schon gar nicht um das Establishment gekümmert. Das hat uns damals eben zu „Stolzen Aussätzigen“ gemacht, darum geht es im Song.

Bei „LAST ROUND IS ON US“ haben sich eine musikalische Idee von Dominik und eine Textidee von Lacky gepaart. Lacky wollte eine kleine Huldigung an die Szene. 40 Jahre sind, wie schon gesagt, eine lange Reise durch die Zeit, aber immer nur in Richtung Zukunft. In dieser Zeit wurde der Metal oft tot geredet, da wurde uns öfter mal gesagt, lasst es doch sein. Aber so läuft das nicht, wenn man Thrash im Körper hat. Wir sind immer noch da, auch wenn es Opfer auf dem Weg gab. Und sollte es irgendwann wirklich mal dem Ende zugehen, dann geht „die letzte Runde auf uns.“

Eure Jubiläumstour führt euch auf legendäre Festivals und in Kultlocations. Auf welches Konzert oder Festival freut ihr euch persönlich am meisten – und warum?

ARND:

Das Jahr 2025 war sehr arbeitsam, wir hatten viel mit der Produktion, der Promotion und den Konzerten zu tun. Das Jahr 2026 füllt sich langsam mit Terminen. Ich freue mich sehr darauf, dass wir zum ersten Mal in Portugal spielen werden. Und hoffentlich klappt es dieses Jahr mit New York, wir hatten in der Vergangenheit einiges Pech mit den Arbeitsvisa und konnten nicht in die USA einreisen.

DARKNESS haben viele Line-up-Wechsel erlebt. Die aktuelle Besetzung wirkt unglaublich stark und eingespielt. Was macht die Chemie dieser Formation so besonders?

ARND:

Die Chemie zwischen uns ist sehr gut. Wir sind nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde. Sicher, wir haben oft unterschiedliche Meinungen, und auch wenn unser Umgang miteinander oft sehr rüde ist, finden wir am Ende immer zusammen.

Wir haben seit dem Comeback viele Höhen und Tiefen erlebt, eigentlich mehr Tiefen als Höhen, was lustigerweise immer am Business oder irgendeinem Pech gelegen hat, selten an uns selbst. So etwas schweißt zusammen.

Persönlich glaube ich, dass wir auf der Bühne noch vereinter sind als im Studio, und dafür gibt es einen Grund. Konzerte sind immer ein konzentrierter Energieausbruch. Auf der Bühne drehen wir immer durch; wir sind wie ein Tsunami, der über die Menge hinwegfegt. Ich glaube, in unseren Adern fließt heißes Metall und kein Blut, das hält uns zusammen.

Nach so vielen Jahren im Metal-Business: Was treibt euch noch immer an, mit derselben Wucht auf die Bühne zu gehen wie in den Achtzigern?

ARND:

Ich kann hier in erster Linie nur für mich reden, aber ich denke, das ist bei uns allen ähnlich. Es mag jetzt pathetisch klingen, aber Konzerte spielen ist so, als holst du dir Stück für Stück ein wenig Unsterblichkeit. Ich brauche die Bühne und das ganze drumherum. Das ist wie eine Aufladestation oder ein Voodoo, bei dem du dir die Energie der Leute reinziehst. Auf der Bühne fliegt das Adrenalin einfach durch deinen Schädel, und nach der Show erinnerst du dich genau daran, warum du das nach so vielen Jahren immer noch machst.

Und ehrlich gesagt halten uns die Fans am Laufen. Thrasher sind treue, leidenschaftliche Menschen. Wenn du jemanden bei einer Show mit einem DARKNESS-Shirt siehst, wenn du Leute triffst, die dir erzählen, dass deine Musik ihnen durch schwere Zeiten geholfen hat — das bedeutet alles.

Ich persönlich werde Musik machen, bis ich tot von der Bühne in den Fotograben falle.

Wenn ihr euren Fans eine Botschaft mit auf den Weg geben könntet – was bedeutet für euch „40 Jahre Thrash“ in einem Satz?

ARND:

40 Jahre Thrash bedeutet für uns: Das Feuer brennt immer noch, die Wut ist noch da, und solange wir Energie und Leidenschaft haben, werden wir weiter Musik machen und Shows spielen, also: „metal on!“

Unser Dank geht an DARKNESS für das offene, mitreißende Gespräch. Wir drücken die Daumen für The Death Squad Chronicles, für eine kraftvolle Jubiläumstour und für viele weitere Jahre voller thrashiger Energie. Auf die nächsten 40 Jahre! Interview by CK 

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