Sonntag 7. Dezember 2025

Theater des Grauens: Ice Nine Kills zelebrieren „The Work of Art“ in der ausverkauften Jahrhunderthalle Frankfurt

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Frankfurt wird am 06. Dezember 2025 zur Kulisse eines höchst morbiden Gesamtkunstwerks. „The Work of Art“-Tour macht Halt in der restlos ausverkauften Jahrhunderthalle – und was sich an diesem Abend entfaltet, ist mehr als ein gewöhnliches Metalcore-Konzert. Mit TX2, Creeper, The Devil Wears Prada und dem Headliner Ice Nine Kills steht ein Line-up auf der Bühne, das stilistisch kaum abwechslungsreicher sein könnte und dennoch perfekt ineinandergreift. Vom emotionalen Alternative-Rock über düsteren Horrorpunk bis hin zu brachialem Metalcore und blutigem Theaterspektakel: Frankfurt wird Zeuge eines Abends, der sich tief ins Gedächtnis brennt.

TX2 – Emotionen zwischen Wut, Schmerz und Hoffnung

Den Auftakt übernehmen TX2, die das noch gedämpfte Licht mit sofortiger Intensität durchbrechen. Mit „Feed“ wird das Publikum direkt gepackt, „Vendetta“ und „HOSTAGE (they will not erase us)“ treiben die Energie spürbar nach oben. Besonders eindrucksvoll: „Mad“, bei dem Miles Dimitri Baker die Bühne betritt und gemeinsam mit Flat Out performed – ein Moment, der die Halle erstmals geschlossen zum Mitsingen bringt. Spätestens bei „So Numb“ und dem finalen „I Would Hate Me Too“ ist klar: TX2 sind längst mehr als nur ein Support-Act, sondern setzen ein echtes emotionales Ausrufezeichen.

Creeper – Düstere Romantik trifft große Gesten

Creeper verwandeln die Bühne anschließend in ein makabres Gothic-Theater. Frontfrau Hannah Greenwood und ihre Mitstreiter zelebrieren ihre Songs mit theatralischer Eleganz, ohne dabei an Kraft zu verlieren. „Mistress of Death“ eröffnet den Reigen, „Lovers Led Astray“ und das kraftvolle „Headstones“ sorgen für wogende Bewegungen im Publikum. Mit „The Ballad of Spook & Mercy“ erreicht das Set einen ersten dramatischen Höhepunkt, bevor „Parasite“ und das eindringliche „Cry to Heaven“ die Fans vollständig in Creepers morbide Klangwelt ziehen. Die Jahrhunderthalle ist nun endgültig auf Betriebstemperatur.

The Devil Wears Prada – Abriss im Metalcore-Gewand

Was folgt, ist pure Urgewalt. The Devil Wears Prada treten mit „Ritual“ in ein wahres Metal-Gewitter ein. „Danger: Wildman“ löst die ersten massiven Moshpits des Abends aus, „Outnumbered“ und „Salt“ lassen die Halle beben. Die Band wirkt technisch wie emotional in absoluter Bestform: „Everybody Knows“, „So Low“ und „For You“ liefern die nötigen atmosphärischen Kontraste, bevor „Chemical“ und „Sacrifice“ das Set mit wuchtiger Härte beenden. Kaum jemand kann danach noch stillstehen – und doch ist allen klar, dass das eigentliche Spektakel erst noch bevorsteht.

Ice Nine Kills – Horror als perfektionierte Bühnenshow

Dann verdunkelt sich die Halle, das Intro kündigt den Headliner an – und Ice Nine Kills betreten die Bühne wie aus einem Slasher-Film entsprungen. Der erste große Knall folgt mit „Meat & Greet“ und „Funeral Derangements“, bevor mit „Hip to Be Scared“ und „Stabbing in the Dark“ die Horror-Inszenierung in voller Pracht losbricht. Blutspritzer, Kostümwechsel, filmreife Requisiten – hier wird nicht einfach gespielt, hier wird inszeniert.

Mit „Wurst Vacation“ erreicht die Show einen grotesken Humor, der nahtlos in den unerwarteten „Walking on Sunshine“-Cover-Moment übergeht. Auch „Rainy Day“ und „The Great Unknown“ sorgen für Gänsehaut, ehe Ice Nine Kills mit „Ex-Mørtis“ und „The Impression That I Get“ erneut Genregrenzen überschreiten. Spätestens bei „A Grave Mistake“ singen tausende Kehlen geschlossen mit, während „The Laugh Track“ und „The Greatest Story Ever Told“ die Intensität nochmals steigern.

Das große Finale des Hauptsets beginnt mit „The Shower Scene“, gefolgt von „Opening Night“, „Welcome to Horrorwood“ und dem brachialen „IT Is the End“. Die Jahrhunderthalle gleicht nun einem brodelnden Hexenkessel aus Licht, Nebel, Kostümen und ekstatischem Publikum.

Doch Frankfurt bekommt mehr: Die Zugabe startet mit dem Klassiker „The American Nightmare“, bevor mit „A Work of Art“ der emotionale Schlusspunkt gesetzt wird – unterstützt von Hannah Greenwood von Creeper, die nochmals auf die Bühne tritt. Ein symbolischer Schulterschluss aller Bands des Abends und ein würdiger Abschluss dieser Tour-Etappe.

„The Work of Art“ in Frankfurt ist kein Konzert, sondern ein Gesamterlebnis. TX2 liefern emotionale Tiefe, Creeper eine düstere Ästhetik, The Devil Wears Prada pure brachiale Energie – und Ice Nine Kills vollenden den Abend mit einer beispiellosen Horror-Show. Die ausverkaufte Jahrhunderthalle erlebt einen Abend zwischen Kunst, Chaos und Katharsis. Ein Pflichttermin für Fans moderner, visueller Metal-Shows – und ein Ereignis, das noch lange nachhallen wird.

Text by Jan Heesch

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