Freitag 12. Dezember 2025

Peace & Happiness begeistern im Capitol

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MANNHEIM. Während draußen der vorweihnachtliche Trubel vibrierte, öffnete das Capitol am Sonntagabend eine Tür zurück in die 1960er Jahre – hinein in eine Welt aus Love, Peace & Happiness. Wer der Hektik entkommen wollte, fand hier Zuflucht in einer Zeitreise, die das legendäre Woodstock-Festival wieder aufleben ließ. Vor 56 Jahren auf einem abgeernteten Maisfeld bei New York geboren, wirkt der Geist dieses Festivals bis heute nach – rebellisch, frei, voller Hoffnung. Schon im Foyer zeigte sich: Das Publikum war bereit für den Trip. Weite Schlaghosen, baumelnde Peace-Zeichen, überlange Wollpullover – manche Besucher sahen aus, als seien sie direkt aus der Hippie-Ära herübergeschwebt. Auf der Bühne standen die Songs jener Tage im Mittelpunkt, die längst zu musikalischen Kulturerinnerungen geworden sind. Das Ensemble – Jeannette Friedrich, Maram el Dsoki, Susanne Back, Sascha Kleinophorst sowie Special Guest Jonas Birthelmer – präsentierte eine fein abgestimmte Auswahl an Woodstock- und Flower-Power-Hymnen. Die Herausforderung des Abends lag darin, jeder Nummer die passende Stimme zu geben – und genau das gelang eindrucksvoll. Schon früh setzte Jeannette Friedrich mit einem fast magischen „A Whiter Shade of Pale“ ein Glanzlicht, das ihre stimmliche Nähe zum Original spüren ließ. Markus Lauer wiederum entfaltete an der Hammond-Orgel einen Klangteppich, der den Saal erzittern ließ – warm, voll, hypnotisch. Sascha Kleinophorst, einziger männlicher Sänger im Vordergrund, lebte seine Songs mit voller Hingabe. Wenn er „Light My Fire“ anstimmte, schien die Essenz der Doors greifbar im Raum zu schweben. Auch im Zusammenspiel mit den drei Sängerinnen entstanden immer wieder Momente, die das Publikum in die farbigen 60er zurückzogen – dorthin, wo Musik Trost spendete, Gedanken ordnete und Alltagslasten für einen Moment verschwinden ließ. Ein weiterer Höhepunkt war ohne Zweifel das Gitarrenduell von Matthias Klöpsch und Christof Brill. Ihr Mut, sich an „Hey Joe“ aus dem „Jimi Hendrix Experience“-Repertoire zu wagen, wurde mit minutenlangen Soli belohnt, in denen sie mit ihren Instrumenten nahezu verschmolzen. Als Klöpsch und Brill schließlich die Saiten über dem Kopf bespielte und später sogar  Klöpsch mit der Zunge zupfte, kochte der Saal. Dann betrat Maram el Dsoki die Bühne – in der Rolle von Janis Joplin. Mit festem Schritt, rauem Timbre und ungebändigter Energie fesselte sie das Publikum sofort. Man sah glänzende Augen, hörte begeistertes Mitsingen, spürte die Nähe zu einer Ikone. Sanftere Töne brachte Susanne Back ein, die sich den melancholischeren Songs widmete. „Ruby Tuesday“ oder „When You’re Down on Trouble“ passten perfekt zu ihrer warmen, tragenden Stimme und hinterließen einen nachhallenden Eindruck. Und natürlich durfte Bob Dylan nicht fehlen. Der Mannheimer Jonas Birthelmer – Gitarre, Mundharmonika, eine ruhige Präsenz – erwies sich als echte Bereicherung. Mit „Don’t Think Twice, It’s All Right“ und „Mr. Tambourine Man“ schuf er diese besondere Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang, die Dylan seit Jahrzehnten auszeichnet. Am Ende stand ein gemeinsamer Ruf: „Let the sunshine in!“
Es war eine kurzweilige, farbenfrohe und berührende musikalische Reise in bewegte Zeiten – ein Abend, der zeigte, dass die Botschaften und Melodien von damals heute aktueller sind denn je.

Text und Fotos: Helmut Dell

Band:

Martin Preiser – Musikalische Leitung / Keyboards
Matthias Klöpsch – Gitarre
Christof Brill – Gitarre
Stephan Schuchardt – Schlagzeug
Benedikt Rauch – Bass    
Michael Gilb – Saxofon
Markus Lauer – Hammond

Fotogalerie:

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