Am 17. Dezember 2025 lag über dem Neuen Messplatz in Mannheim dieser besondere Zauber, den man nicht planen kann. Lichter spiegelten sich im winterlichen Abendhimmel, der Duft von Popcorn und Glühwein lag in der Luft, Kinderaugen leuchteten, Erwachsene wurden wieder ein bisschen jünger. Mit seiner dritten Premiere hat der Mannheimer Weihnachtscircus eindrucksvoll bewiesen, dass er längst mehr ist als ein saisonales Event. Er ist ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit in der Region geworden.
Knapp 1.400 Gäste strömten zur Premiere ins große Zirkuszelt und wurden mitgenommen auf eine Reise voller Staunen, Spannung, Humor und leiser, berührender Momente. Vom 17. Dezember 2025 bis zum 4. Januar 2026 präsentiert der Mannheimer Weihnachtscircus ein komplett neues Programm, das bewusst auf Abwechslung setzt und die ganze Familie anspricht. Hier sitzt niemand lange still, hier passiert immer etwas.
Schon zu Beginn wird klar, dass diese Inszenierung mit viel Liebe zum Detail entwickelt wurde. Musik, Licht und Dramaturgie greifen ineinander und schaffen eine warme Atmosphäre, in der sich internationale Spitzenartistik ganz selbstverständlich anfühlt. Der Mannheimer Weihnachtscircus bleibt dabei seiner Linie treu und verzichtet auf Effekthascherei. Stattdessen stehen echte Menschen, echtes Können und echte Emotionen im Mittelpunkt.
Für ausgelassene Heiterkeit sorgen in diesem Jahr The Rabbit Eaters. Die französische Elite der Clownerie bringt frischen, intelligenten Humor in die Manege. Ihre Komik ist verspielt, überraschend und dabei stets charmant. Ohne viele Worte schaffen sie es, das Publikum generationsübergreifend abzuholen. Kinder lachen laut, Erwachsene schmunzeln leise und genau darin liegt die große Kunst dieser Ausnahmeclowns.
Ein starker Kontrast dazu und zugleich eines der visuellen Highlights des Abends ist die Acrobatic Troupe of Dezhou City. Acht Künstler aus China zeigen eine Schirm-Hand-auf-Hand-Darbietung, die Präzision und Eleganz auf höchstem Niveau vereint. Die Balanceakte wirken beinahe schwerelos, jeder Handgriff sitzt, jede Bewegung ist perfekt abgestimmt. Dass diese Truppe auf eine lange Geschichte und mehr als 150 internationale Auszeichnungen zurückblicken kann, ist in jeder Sekunde spürbar.
Hoch hinaus geht es auch mit Li Dazhi, der die traditionelle Stuhl-Stapel-Kunst neu definiert. In bis zu zehn Metern Höhe stapelt er schwere Holzstühle und setzt dem Ganzen mit Handständen, Jonglage und spektakulären Abgängen die Krone auf. Was hier so ruhig und kontrolliert aussieht, lässt den Atem stocken. Man spürt förmlich die Spannung im Zelt, bis sich am Ende alles wieder auflöst und der Applaus losbricht.
Poetisch und beinahe romantisch wird es mit dem Duo Unity. Lea Toran Jenner und Francis Perreault haben mit ihrem Cyr-Wheel-Duo eine ganz eigene Zirkussprache entwickelt. Zu zweit in den riesigen Rädern verschmelzen Kraft, Vertrauen und Anmut. Ihre Darbietung erzählt von Nähe und Risiko, von Balance im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.
Einen faszinierenden Blick in die Zukunft des Zirkus bietet Robo Pole. Wenn der französische Pole-Artist Roger Jene Mujal mit einem Roboterarm interagiert, entsteht ein spannender Dialog zwischen Mensch und Maschine. Die Vision von UliK Robotic verbindet modernste Technik mit klassischer Körperkunst und sorgt für staunende Gesichter im Publikum.
Mit Elena Drogaleva betritt eine echte Legende die Manege. Ihre Keulen-Jonglage ist kraftvoll, präzise und voller Präsenz. Sie dominiert die Bühne mit einer Selbstverständlichkeit, die beeindruckt. Jeder Wurf sitzt, jede Bewegung hat Ausdruck. Hier steht eine Künstlerin, die genau weiß, was sie kann.
Hoch oben unter der Zeltkuppel zieht Alyona Pavlova im Luftring ihre atemberaubenden Pirouetten. Geschwindigkeit, Eleganz und Mut verbinden sich zu einem Akt, der lange nachhallt. Ganz anders, aber nicht weniger spektakulär sind die Lemon Brothers, die mit ihrem modernisierten Schleuderbrett-Act pure Energie in die Manege bringen. Ihre Triple-Saltos sorgen für Gänsehaut.
Glanz und Körperbeherrschung vereint Heejin Diamond mit ihrer Kontorsionskunst, während Jump’n Roll mit Powerizer-Sprungstelzen das Zelt zum Beben bringt. Schwerelosigkeit wird hier neu interpretiert. Staunen garantiert auch Ludwig Navratil, der mit schwebenden Leuchtkugeln die Gesetze der Physik scheinbar außer Kraft setzt. Anastasiia Burdina bringt die Eleganz der Rhythmischen Sportgymnastik in die Manege und verbindet Sport und Show auf beeindruckende Weise.
Zusammengehalten wird das Programm von Katja Friedenberg, die mit ihrer klaren, gefühlvollen Stimme und großer Bühnenpräsenz als Conférencieuse überzeugt. Sie führt das Publikum sicher und sympathisch durch den Abend und verleiht dem Weihnachtscircus eine warme, persönliche Note.
Der Mannheimer Weihnachtscircus 2025 ist ein Erlebnis, das lange in Erinnerung bleibt. Er zeigt, wie zeitgemäß, emotional und vielseitig moderner Zirkus sein kann. Wer in der Weihnachtszeit einen Ort sucht, an dem Staunen erlaubt ist und der Alltag draußen bleiben darf, wird hier fündig. Mannheim hat sich mit diesem Weihnachtscircus ein echtes Highlight geschaffen.
Text & Fotos © by Boris Korpak | bokopictures
