Keine Band mit deutschen Wurzeln ist weltweit erfolgreicher als die SCORPIONS. Wer heute im Internet den Suchbegriff „Scorpions, Band“ eingibt, wird vielleicht schon nach 19 oder 20 Pages innehalten müssen. Die Fülle der Informationen, die das WorldWideWeb zu der im Jahr 1965 gegründeten Rockband liefern kann, ist scheinbar grenzenlos. Allein wenn man die seither verkauften Tonträger als CDs nebeneinanderlegte, käme eine Strecke heraus, wie von Hannover nach Madagaskar. Und zurück. Wer die Alben nach oben stapelt, erreicht gleich dreimal die Raumstation ISS.
Keine Frage: Höher. Weiter. Schneller. Das könnte das Synonym der im niedersächsischen Hannover gegründeten Musikgruppe sein. Bitte schön: Keine andere Band spielte ein Konzert in größerer Höhe. Vor 40.000 Fans gaben die Scorpions im September 2010 ein Konzert im „Hernando Siles“ Stadion in La Paz, Bolivien, auf 3636 Metern. Keine andere deutsche Band verkauft weltweit mehr Singles als die Scorpions – Wind of Change ist immer noch Rekordhalter. Aber, andrerseits, wohl hat auch keine andere deutsche Band die internationale Rockmusik so nachhaltig beeinflusst, wie die Scorpions. Egal ob Smashing Pumpkins, die mit ihrem Song Tarantula eine Hommage an die Scorpions schrieben oder Kirk Hammett von Metallica, der einmal sagte: „I bought ‘Taken by Force’. That was it. ‘The Sails of Charon’ is my favorite song and a highpoint in modern music for myself. Then I got ‘In Trance’, ‘Lonesome Crow’, ‘Fly to the Rainbow’. From that point on, I was the biggest Scorpions fan and looked for any sort of information I could find on the Scorpions.” Allen voran natürlich Jon Bon Jovi, dessen Band die Scorpions einst die Arenen-Tore für die große Rock-Karriere öffneten: „The only band that still matters today is probably the Scorpions. Why do I say that? Because I think they’re the best thing that has ever happened to heavy metal or hard rock.“
Die Elementarteilchen der Rockmusik sind seit jeher die charakteristischen Schrittmacher einer sich stets wandelnden Gesellschaft. Und mit ihrer Musik, mit ihren Lyrics, gaben die Scorpions dabei in den vergangenen 60 Jahren den Ton an. Songs von „Rock You Like a Hurricane“, „Still Loving You”, “Wind of Change”, bis hin zu den aktuellen Hits wie “Rock Believer“, die Scorpions aus Hannover waren und sind stets am Puls der Zeit.
Einmal erzählte der Bandgründer Rudolf Schenker wie es war, 1965, zur Geburtsstunde der Rockband. „Ich habe damals linker Verteidiger bei Sarstedt gespielt. Und Musik gemacht. Musik und Fußball, das war nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Sonnabends stand meistens abends ein Konzert an, und ich kam erst morgens um vier nach Hause. Die Fußballspiele waren sonntags vormittags. Das war schwer. Doch dann hatte ich einen Unfall und habe mir meinen Mittelfußknochen gebrochen, und schon war die Sache entschieden.“ Fußball ade, die Scorpions wurden gegründet. Was das Geheimnis der Band nach 60 Jahre ausmacht, sagte Sänger Klaus Meine in einem Interview mal so: „Es ist – neben der Musik – die Lebensfreude und die positive Energie, die das mit sich bringt, was wir machen. Durch alle Höhen und Tiefen, über all die Jahre.“ Und es ist vor allem auch nicht der Blick zurück, sondern ins Abenteuer der Zukunft, die Brücke vom Gestern ins Morgen: „Wenn wir nicht gerade ein Jubiläum feiern oder eine Dokumentation über uns angucken“, sagt Matthias Jabs, der Lead-Gitarrist der Scorpions, „würde ich nie über die Vergangenheit nachdenken, sondern nur über das, was wir gerade machen oder was noch zu tun ist“
Das Jahr 1965: Ludwig Erhard ist Bundeskanzler, in den USA unterschreibt Präsident Lyndon B. Johnson das Wahlrecht für Afroamerikaner. In England veröffentlichen die Beatles ihr Album Help, in Deutschland wird Werder Bremen Bundesliga-Meister. Ach ja, im Dezember 1965 gründet Rudolf Schenker die Scorpions. „Ich weiß das deshalb so genau, weil meine Mutter ein Kassenbuch führte und da reinschrieb, wieviel Geld uns mein Vater für die Band jeweils lieh. Also für Benzin, Instrumente, Musikanlagen“, sagt Rudolf Schenker. „Eines Tages fand ich das alte Kassenbuch meiner Mutter und die hat erstmals im Dezember 1965 mit den Aufzeichnungen unserer Schulden begonnen.“ Und weiter: „Mutter war da sehr korrekt. Mein Vater dagegen war ziemlich cool, er sagte immer: Jungs, macht euch keine Gedanken. Macht immer das, was euch Spaß macht, das Geld kommt ganz von selbst.“
Vor sechzig Jahren fing an einem feuchtkalten, regnerischen Dezembertag eine der spektakulärsten Karrieren des Musikbusiness in Sarstedt, einer Kleinstadt im südöstlichen Niedersachsen, an. Inzwischen haben die Scorpions die ganze Rockwelt erobert.
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