Frank Turner ist mit neuem Album „Be More Kind“ auf Tour und machte im Schlachthof Wiesbaden halt. Erst im November erschien mit „Songbook“ das (erste) Best-of-Album des wunderbaren Frank Turner. Jetzt hat der Brite angekündigt, dass er weiter an großartigen Stücken arbeitet: Im Mai erscheint mit „Be More Kind“ das siebte Studioalbum des charismatischen Sängers, Gitarristen und Songwriters.
Nach „Positive Songs For Negative People“ folgt nun also die Aufforderung, doch ein wenig freundlicher zu sein. Turner wird scheinbar altersmilde, wenn man sich die Titel seiner Platten so ansieht. Doch das täuscht: Der 36-Jährige ist weder alt, noch milde. Inhaltlich geht es Turner um Gefühle, Politik und deren Personal. Ursprünglich wollte er ein Konzeptalbum schreiben, das sich um große Frauen dreht, die die Geschichtsschreibung vergessen hat, doch dann „drehte die Welt kollektiv durch“, wie er selbst es beschreibt.
Und so kommen wir zurück auf den Plattentitel, der aus einem Gedicht von Clive James stammt: Am Ende spiegelt das eigene Leben genau wieder, wie man andere Menschen behandelt hat. „Letztlich geht es bei ,Be More Kind‘ darum, dass meine persönlichen und die politischen Ideale zusammenlaufen müssen“, sagt Turner, es gehe um Empathie: „Wenn Du nicht mit Deinem Gegner reden kannst, läuft es auf die Stärke der Waffen hinaus. Und das ist, da sind wir uns hoffentlich einig, immer eine schlechte Idee.“ Klare Kante also wieder einmal von Frank Turner, der in seiner langen und äußerst erfolgreichen Karriere, weder mit seiner alten Punkband Million Dead, noch als Solist oder mit seinen Sleeping Souls, noch mit seiner Hardcore-Combo Möngöl Hörde, ein Blatt vor den Mund genommen hat.
Nur wenige Songwriter können wie er ihre eigenen Erfahrungen und daraus resultierenden Ansichten derart in mächtige, allgemeingültige Lieder verwandeln, in einfachen Worten Persönliches zum Politischen machen, ohne dabei peinlich oder aufgesetzt zu wirken. So zum Beispiel in der ersten Single „1933“, einer wütenden Hymne, in der er rigoros mit dem hin und wieder gehörten Quatsch aufräumt, die neuen Rechten seien der neue Punkrock. Auch musikalisch geht Frank Turner wieder einmal neue Wege. Zusammen mit seinen Produzenten Austin Jenkins und Joshua Block hat er einen straighten Rocksound mit Synthesizerklängen kombiniert und dadurch eine besondere Atmosphäre geschaffen, die perfekt zum Inhalt der Stücke passt.
Fotos © by Jan Heesch