Donnerstag 5. Dezember 2024

Interview mit der Heilpflanzen-Expertin und Bestseller-Autorin Barbara Simonsohn

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Der Salbei – Arzneipflanze des Jahres 2023:
„Das Spektrum seiner Heilwirkungen ist spektakulär!“

„Salbei wird schon seit Jahrtausenden als ‚Kraut der Unsterblichkeit‘ verehrt und als Allheilmittel eingesetzt. Heute zählt er zu den vielseitigsten und am besten erforschten Heilpflanzen überhaupt! Er gilt als polyphenolreichste Pflanze Europas; Polyphenole sind kraftvolle Antioxidantien, die freien Radikalen den Garaus machen, damit Krankheiten den Boden entziehen und verfrühten Alterungsprozessen vorbeugen.“ Barbara Simonsohn, Autorin des Kompakt-Ratgebers „Salbei – Mutter aller Heilpflanzen“, sieht in dem aromatischen Heilkraut – geehrt als „Arzneipflanze des Jahres“ – eine großartige Möglichkeit, schweren Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Demenz und Alzheimer vorzubeugen und gleichzeitig viel Gutes für die „Schönheit von innen und außen“ zu tun.

In Ihrem neuesten Ratgeber stellen Sie eine der vielseitigsten und am besten erforschten Heilpflanzen vor. Warum gilt Salbei schon seit der Antike als „Allheilmittel“ oder „Königin der Heilpflanzen“?

Barbara Simonsohn: Salbei gehört tatsächlich zu den ältesten Heilpflanzen der Welt. Die Referenzliste von Kaisern, Ärzten und Gelehrten – mit ehrenvollen Bezeichnungen wie „Mutter aller Kräuter“, „Königin der Heilpflanzen“, „Götterspeise“, „Kraut der Unsterblichkeit“, „Ambrosia der Götter“ oder „Heiliges Kraut“ – ist länger als für jedes andere Heilkraut. Bereits rund 6000 Jahre vor Christus verewigten die Ägypter das Bild einer Salbeipflanze in Stein, und unfruchtbaren Frauen gab man Salbeisaft zu trinken. Der chinesische Kaiser Shen-Nun empfahl in seiner „Materia Medica“ vor mehr als 5000 Jahren die Wurzeln des Rotwurzelsalbeis als Medizin gegen Altersleiden. Hippokrates verwendete um 400 vor Christus Salbei für vielerlei Beschwerden, ebenso wie Plinius der Ältere, Dioskurides und Galen. Das Spektrum der Heilwirkungen des Salbeis ist spektakulär, wie schon unsere Vorfahren wussten. Kaiser Karl der Große verordnete um 800 den Salbeianbau in ganz Europa. Paracelsus nannte die Pflanze „Kraut der Unsterblichkeit“. Im Spätmittelalter galt Salbei als „Panacea“, als Allheilmittel. Heute weiß die moderne Wissenschaft, dass es sich um die polyphenolreichste Pflanze Europas handelt, Polyphenole als kraftvolle Antioxidantien freien Radikalen den Garaus machen, damit Krankheiten den Boden entziehen und verfrühten Alterungsprozessen vorbeugen – doch das war erstaunlicherweise den Heilkundigen schon seit Jahrtausenden klar.

Als Mittel bei Halsschmerzen ist Salbei wohl den meisten bekannt, dabei kann die Pflanze so viel mehr. Bei welchen Krankheiten und Beschwerden kommt Salbei noch zum Einsatz?

Barbara Simonsohn: Das Wirkspektrum ist sehr breit, und dies ist auch der Grund, warum Salbei zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt wurde. Als Antioxidantien-Star schützt uns Salbei vor freien Radikalen, wirkt stark gegen Pilze, Viren und Bakterien jeder Art, bremst Entzündungen aus, hilft bei Diabetes, schützt Nerven und Gehirn vor degenerativen Prozessen, hemmt eine zu starke Schweißbildung, entspannt Magen und Darm, gleicht den Blutdruck aus und schützt vor Herz- Kreislauf-Erkrankungen. Ob Lippenherpes, Mundgeruch, Stress oder Wechseljahresbeschwerden: Für eine Vielzahl von Krankheiten ist dieses eine Kraut gewachsen!

Zahlreiche Studien bestätigen inzwischen die seit Jahrtausenden bekannten Wirkungen, und unglaubliche 160 medizinisch wirksame Inhaltsstoffe sind identifiziert. Welche sind dies beispielsweise, und wie wirken diese sich auf Gesundheit und Wohlbefinden aus?

Barbara Simonsohn: Bisher wurden tatsächlich mehr als 160 medizinisch wirksame Inhaltsstoffen im Salbei identifiziert, die allermeisten davon gehören zu den bioaktiven Substanzen, den Polyphenolen. Salbeitee hat das Doppelte an antioxidativem Potenzial wie Grüntee und das Dreifache wie Schwarztee. In der Pflanze finden sich wertvolle Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Zink und Mangan, welche das Immunsystem sowie das Herz stärken. An Polyphenolen sind zu nennen: Rosmarinsäure, Carnosolsäure, Kaffeesäure und Cirsimaritin. Diese Polyphenole beugen nachweislich Krebs vor, unterdrücken das Wachstum von krankmachenden Bakterien, Viren und Pilzen, verhindern die Oxidation von Fetten und Cholesterin im Körper, beugen Blutgerinnseln vor, stärken das Immunsystem, hemmen Entzündungen, regulieren den Blutdruck und normalisieren den Blutzuckerspiegel.

Salbei soll sogar als Krebsheilpflanze untersucht worden sein und wurde nicht zuletzt aufgrund der vorbeugenden Wirkung gegen Demenz und Alzheimer als „Arzneipflanze des Jahres 2023“ ausgezeichnet. Was macht Salbei so wertvoll im Kampf gegen diese Krankheiten, und wie wird er therapeutisch verwendet?

Barbara Simonsohn: Das Flavonoid Quercetin schützt am stärksten vor Krebs, aber auch die Phytoöstrogene in Salbei halten Tumorwachstum in Grenzen und beugen gleichzeitig hormonell bedingten Krankheiten wie Brust-, Gebärmutter- und Prostatakrebs vor. Ebenso hemmen die Triterpene in Salbei wie Ursolsäure und Oleanolsäure die Tumorentwicklung. Die Ballaststoffe im Salbei beugen vor allem Dickdarmkrebs vor. Die Anti-Krebs-Wirkung von Salbei beruht außerdem darauf, dass Salbei direkt die DNA von Krebszellen schädigt. Salbei-Extrakte wirken zelltoxisch selektiv auf Krebszellen: Diese können sich nicht mehr vermehren, und die Apoptose der Krebszelle – das Selbstzerstörungsprogramm – wird gefördert, ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen. Polyphenole wie Carnosol und Luteolin aktivieren die Natürlichen Killerzellen NKZ, welche eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von Krebszellen spielen, und behindern die Migration der Letztgenannten, damit also die Metastasierung. Ich würde zur Krebsprophylaxe täglich auf Salbeiprodukte wie Tee, Salbeiöl oder Salbeiextrakte zurückgreifen, die man selbst herstellen kann, die aber auch von vielen Firmen angeboten werden.

Sie schreiben in ihrem Buch, dass Salbei von innen und außen schön macht und ganzheitlich auf Körper, Geist und Seele wirkt. Wie ist das zu verstehen?

Barbara Simonsohn: Salbei verbessert das Gedächtnis und die Konzentration und beugt degenerativen Gehirnerkrankungen wie Demenz und Alzheimer vor, wie Studien bestätigen. Das ätherische Öl des Muskatellersalbeis wirkt stimmungsaufhellend und wird bei leichten bis mittleren Depressionen eigesetzt. Naturkosmetik auf Salbeibasis verschönt die Haut, lässt das Haar glänzen und hilft auch bei Hautproblemen wie Akne, bei Fußpilz und bei Insektenstichen.

Salbei wird nicht nur als Gewürz, in Kosmetika und als Duftöl oder als Arznei verwendet, sondern kommt sogar bei der Konservierung von Lebensmitteln oder in der nachhaltigen Landwirtschaft zum Einsatz. Welche Rolle spielt Salbei hier, und welche Bedeutung kann diese Allzweck- Arzneipflanze in der Zukunft noch gewinnen?

Barbara Simonsohn: Schon die alten Römer haben Fleisch und Fisch in Salbeiblätter gewickelt, um sie länger haltbar zu machen. Chemische Konservierungsmittel können zwar Lebensmittel länger haltbar machen, sind aber ungesund. Hier, so vermuten die Forscher, werden Salbeiextrakte künftig eine größere Rolle spielen, weil immer mehr Verbraucher auf ihre Gesundheit achten. In der Landwirtschaft sind Agrargifte wie Insektizide, Herbizide und Fungizide ein großes Problem. Sie tragen maßgeblich zum Artensterben bei, gefährden unsere Gesundheit, führen zu Resistenzen und schädigen Bodenlebewesen wie Regenwürmer und Springschwänze. Salbeiextrakte haben sich im Gartenbau und in der Landwirtschaft zur Vorbeugung von Insektenfraß und zur Eindämmung von Pilzkrankheiten bewährt. Ich bin mir sicher, dass Salbeipräparate in Kürze auch in der Regenerativen Landwirtschaft einen festen Platz einnehmen werden.

Salbei stammt zwar aus dem Mittelmeerraum, doch findet er sich heute in fast jedem Garten Europas. Was sollte man beim Selbstanbau und bei der Anwendung von Salbei für Körper und Küche beachten?

Barbara Simonsohn: Die Sorte mit dem größten Heilwert – der Echte Salbei, Salvia officinalis, auch Gartensalbei genannt – ist Gott sei Dank frosthart bis minus 18 Grad und daher heute auch in Süd- Skandinavien und Irland zu finden. Die Salbeipflanze besitzt eine große ökologische Anpassungsfähigkeit, stellt keine hohen Ansprüche an den Boden und gehört zu den Klimagewinnern. Mit Trockenperioden und Hitze kommt die Pflanze aufgrund der wachsartigen Beschichtung der Blätter bestens klar. Andere Salbeisorten, wie Ananassalbei, Spanischer Salbei, Muskatellersalbei und viele Zierformen des Gartensalbeis, sind allerdings nur bedingt winterhart. Daher sollte man beim Kauf danach fragen, ob die Salbeisorte frostresistent ist. Nach dem vierten Jahr nimmt der Gehalt an ätherischen Ölen und weiteren wertvollen Inhaltsstoffen wie Polyphenolen ab; man sollte daher die Mutterpflanze durch Stecklinge vermehren und durch Jungpflanzen ersetzen. Summa summarum: Der Gartensalbei ist eine sehr pflegeleichte Pflanze!

Barbara Simonsohn
Salbei – Mutter aller Heilpflanzen

Verlag: mankau
Veröffentlichung: 07.2023
ISBN: 978-3-86374-706-0
Genre: Heilpflanzen
Preis: 12,00 €
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Barbara Simonsohn (geb. 1954) ist Ernährungsberaterin und Reiki-Lehrerin. Seit 1982 gibt sie Seminare im In- und Ausland, vor allem über das authentische Reiki mit sieben Graden, aber auch in Azidose-Therapie und -Massagen nach Dr. Renate Collier sowie in Yoga. Darüber hinaus befasst sie sich intensiv mit dem Thema „gesunde Ernährung“ und gilt als Expertin für „Superfoods“. Regelmäßig reist die Hamburgerin nach Indien, wo sie meditiert und ehrenamtlich als Englischlehrerin für Waisenkinder arbeitet; außerdem fördert sie Moringa-Projekte und hat im Rahmen ihrer Entwicklungsarbeit auf Haiti Fruchtbäume gepflanzt und Bio-Gärten angelegt. Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht; die Gesamtauflage ihrer Bücher beläuft sich auf etwa 580.000 Exemplare.

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