Freitag 20. Dezember 2024

THEOCRACY – Mosaic

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Für die meisten von uns ist Heavy Metal Philosophie und Glaubensbekenntnis in Personalunion. Die schiere Kraft, die epische Erhabenheit, die Strahlkraft einer von Herzen kommenden Metal-Platte kann Berge versetzen und uns neuen Lebensmut verleihen. Für viele von uns ist Heavy Metal auch ein Schutzraum, ein Zuhause, ein Gesetz. Es ist kein Geheimnis, dass Matt Smith das auch so sieht. Seit über 20 Jahren hat der Gitarrist und Sänger all sein Herzblut in THEOCRACY gepumpt und ein Vermächtnis aufgebaut, das sich über bislang vier Alben erstreckt und ihm einen Rückzugsort für die Erfüllung seiner Vision bietet. Mit »Mosaic« liefert die fünfköpfige Band aus Athens, Georgia jetzt ihr bisher fesselndstes Werk ab – ein wilder Ritt durch jubilierenden Power Metal und progressives Muskelspiel, wie man ihn in der heutigen Szene selten erlebt. Ein echtes Juwel, kurz gesagt, das entdeckt werden möchte und nicht untergehen darf.

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„Diese Band ist mein Lebenswerk“, sagt Mastermind Matt Smith über THEOCRACY„Alles, was ich seit meiner Kindheit tun wollte, war Songs zu schreiben. THEOCRACY existierte in meinem Kopf also schon viele Jahre vor dem ersten Album. Es ist das Vehikel, das mich um die ganze Welt gebracht und mir erlaubt hat, meine kühnsten Träume zu übertreffen. Dafür bin ich zutiefst dankbar.“Seine Saga beginnt 2003 mit der Veröffentlichung des selbstbetitelten Debüts. Seitdem konnten THEOCRACY eine treue Fangemeinde aufbauen und Metal-Fans rund um den Globus mit kraftvollen Hymnen und sagenhaften Liveshows geschlossen hinter sich vereinen.

THEOCRACY ist Matts Möglichkeit, mit sich selbst und der Welt um ihn herum zu kommunizieren. Kein Wunder, dass er da sehr streng mit sich selbst ist, wenn es um seinen Output geht. „Es gibt zu viel von allem da draußen, deshalb führe ich beim Komponieren immer öfter einen gnadenlosen inneren Dialog mit mir selbst: ‚Mann, braucht die Welt das wirklich? Wird das Leben ein wenig besser, ein wenig schlechter oder gar nicht anders sein, wenn es diesen Song gibt?‘ Aus diesem Grund“, sagt er mit einem Lächeln, „werden die meisten Dinge, die ich anfange, verworfen. Die Songs, die es dann doch schaffen, sind diejenigen, die ich wirklich für hörenswert halte.“

Das sind sie. Matt (Haupt- und Hintergrundgesang), Ernie Topran (Schlagzeug), Jared Oldham (Bass/Hintergrundgesang), Jonathan Hinds(Gitarre/Hintergrundgesang) und Taylor Washington (Gitarre/Hintergrundgesang) kanalisieren die Essenz STRATOVARIUS‘SONATA ARCTICAs und SYMPHONY-X‘ und liefern moderne, bombastische, blitzschnelle Hymnen für ein besseres Morgen. Aber machen wir uns nichts vor: »Mosaic« ist immer noch ein ziemlich düsteres Album geworden. „Es geht darum, dass wir nur die einzelnen Szenen unseres Lebens sehen können, uns aber die Perspektive fehlt, um das Gesamtbild zu betrachten, das jene Szenen letztendlich ergeben“, erklärt Matt„Die guten Zeiten, die schlechten Zeiten, die Dinge, von denen wir wünschten, sie wären nicht passiert… Das sind alles Teile, die das formen, was wir am Ende werden“, erklärt das Mastermind. „Es finden sich also ein bisschen Psychologie, eine Menge Spiritualität, etwas Nostalgie und eine gesunde Dosis Wehmut und Staunen auf dem Album wieder.“

Vor allem aber gibt es eine kriminell hohe Dichte an epischen Knallern, die gekonnt zwischen epischem Power Metal, Prog-Magie, östlichen Einflüssen und einigen heftigen Thrash-Elementen changieren. „Ich denke einfach nicht darüber nach“, so Matt über die eklektische Natur »Mosaic«s. Geschrieben und produziert zwischen September 2020 und September 2022 von Matt Smith selbst, stellt dieses fünfte Album einen großen Wendepunkt für THEOCRACY dar. „Ich mache mir vorher keinen Kopf über die Ausrichtung. Ich kann lediglich die offensichtlichen groben Züge erkennen. Ich denke zum Beispiel, dass das letzte Album mehr von meinen frühesten Einflüssen geprägt war, während dieses Album stellenweise eine ordentliche Thrash-Kante aufweist. Trotzdem gibt es immer bestimmte musikalische Dinge, die ich bewusst umsetzen möchte. Gegen Ende des Albums wurde mir zum Beispiel klar, dass wir einen hymnischen Midtempo-Song brauchten, um alles ein wenig auszubalancieren. Also schrieb ich ‚Return To Dust‘.“ Ganz klar eines der Highlights der Scheibe.

Natürlich ist da dann noch ‚Red Sea‘, das atemberaubende Magnum Opus »Mosaic«s, das ganz am Ende lauert und nach knapp 20 Minuten ins Ziel kommt. „Dieses Stück vergleicht und kontrastiert die antike Geschichte Moses‘ und des Roten Meers mit einer persönlicheren und moderneren spirituellen Parallele. Ich habe den Song geschrieben, als ich 19 war, also Jahre vor dem ersten THEOCRACY-Album“, blickt Smith zurück. Frisch umgeschrieben und von jahrelanger Erfahrung genährt, wird er zum Höhepunkt am Ende eines Albums, das von einem ziemlich düsteren und doch unausweichlichen Thema beherrscht wird: „Wenn ich so darüber nachdenke, zieht sich der Tod wie ein roter Faden durch die Songs, was jetzt natürlich erst einmal wie das allergrößte Metal-Klischee klingt“, grinst er. „Aber das resultiert eben aus den Ereignissen, die ich in den letzten Jahren durchgemacht und beobachtet habe: Der Verlust von Großeltern und anderen Familienmitgliedern, Corona, aber auch das Nachdenken über Vermächtnisse, über das, was wir hinterlassen und was das alles bedeutet.“

Mit bockstarken Hymnen wie diesen werden THEOCRACY verdientermaßen zu einer festen Größe. »Mosaic« ist ein Füllhorn überlebensgroßer Melodien, donnernder Riffs und beschwörender Refrains. Vielleicht wissen wir immer noch nicht, was das alles zu bedeuten hat, nachdem wir dieses Album gehört haben, aber wir fühlen uns auf jeden Fall ein bisschen weniger allein da draußen. Und manchmal ist das ja schon genug.

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