Mannheim – Wenn sich ein Shanty Chor ansagt, dann sind normalerweise Lieder der Matrosen angesagt, die zu gemeinschaftlicher, harter Arbeit auf Segelschiffen in früheren Zeiten gesungen worden sind. Anders am vergangenen Samstag (20.04.2024) im Capitol. Der Odenwälder Shanty Chor präsentierte eine Mixtur aus lokalkoloriertem Seemannsgarn, Shanties, Seasongs, ins Ourewellerische übertragenen Welthits und Eigenkompositionen. Im Mittelpunkt des Abends war die Geschichte um den Helden der sieben Weltmeere aus dem Fränkisch-Crumbach, „Schann Scheid“. Sie handelte über sein Leben, als er in jungen Jahren zur See fuhr und überall auf der Welt Menschen traf, die mehr oder weniger aus dem Odenwald stammen. Manfred Maser schlüpfte in die Rolle des „Professor Dr. Alfon Netwohr“, der als vermeintlicher Wissenschaftler in einem großen Archiv stöberte. Als „Leiter des Instituts für spekulative Heimatgeschichte“ wurde er fündig und erzählte Geschichten, die sich vielleicht so zugetragen haben könnten. Erdacht oder entdeckt? Es wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Dazwischen war immer wieder der 20-köpfige Chor gefragt, der seine Begleitmusik gleichmit im Schlepp hatte. Die Lieder waren fein auf den jeweiligen Lebensabschnitt von Schan Scheid abgestimmt und amüsierten das Publikum. An dem Abend war das Capitol offenbar voll in den Händen der Odenwälder. Die meisten darunter waren offenbar bekennende Fans des Odenwälder Shanty Chors, denn bei manchen Sprechpassagen, die eigentlich nur Einheimische verstehen können, wurde der Text laut mit vorgetragen. Musikalisch waren die Künstler auch gut unterwegs. Shantys, Reggae, Folk und Rap begeisterten das Publikum.
Autor Manfred Maser gelang es, seine Rolle perfekt zu spielen. Mit unglaublich geschickten, betonenden und ausdrucksfähigen Wortspielereien, kombiniert mit dem Odenwälder Akzent, brachte er jede Pointe exakt auf den Punkt. An manchen Stellen wurde das eine oder andere Wort ausgetauscht und sofort springt das Publikum an. Wie beispielsweise, als Schann Scheid in Venedig unter der Rialto Brücke Louis Trinker traf, oder als er mit seiner Liebschaft in einer Gondel fuhr – also als die Gondeln Bauern trugen, sind nur einige der Szenen.
Für alle, die im Odenwald nicht heimisch sind, war der Abend spannend vom Anfang bis zum Ende. Ein kurzweilig, amüsant mit viel Humor sowie lebendigem Spaß auf der Bühne.
Text und Fotos: Helmut Dell