Dienstag 23. April 2024

Roland Wolff – Kingdom Of Dale

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Reise ins Echo der Vergangenheit

Roland Wolff war schon mal Popstar. Das war in den Nuller Jahren, in Asien. Ausgerechnet ein japanisches Label nimmt ihn und seine Schwester Julia aus der nordrheinwestfälischen Provinz als Riviera unter Vertrag. Sie spielen elegant lässigen Sunshine-Pop im Sinne der Carpenters, nahe an den frühen Cardigans, im musikalischen Kosmos von Prefab Sprout und Burt Bacharach. Mit dem dritten Album „Mood Bazaar“ schaffen sie den Durchbruch in den japanischen Charts, hören ihre Musik in Werbespots großer Firmen, touren durch Japan, kreischende Menschen, Autogramme, nette Hotelzimmer, der ganze Spaß.

Auf seinem nun erscheinenden zweiten Soloalbum „Kingdom Of Dale“ hat Roland Wolff nun erstmals keine Popsongs für die Ewigkeit in Richtung Sonne geworfen, sondern auf den Mond gewartet. Es sind die traurigen Dinge im Leben, für die er einen melancholisch flirrenden Sound geschaffen hat, eine Reise ins Echo der Vergangenheit, die auch als verlorenes Beach Boys Spätwerk durchgehen würde.

Roland Wolff
Kingdom Of Dale

Label: Marina Records 
VÖ: 28.04.2023
Genre:  Moonshine-Pop 

Meist nachts, noch vor dem Lockdown, ging Roland Wolff in sein Studio, ließ das große Licht aus, warf mit einem Ölprojektor Muster an die Wand und kroch musikalisch in eine andere Welt hinein, die sich ihm als Kingdom of Dale offenbarte. Eine Reise ins Ich in der Mitte des Lebens, auf der Suche nach einem Gefühl für sich selbst. Eine Reise in die Vergangenheit, um sich selbst an die Hand zu nehmen, an der Stelle, wo man sich alt, leer und ausgelaugt fühlte, am Wegesrand stehenblieb und vergessen wurde.

Roland Wolff

1991 gründet Roland Wolff mit seiner Schwester Julia und ein paar Freunden eine erste Band. Aus 60ies-Gitarrenpop wird allmählich Britpop. Die Band heißt Riviera und wird 1997 bei einem Auftritt in einem Kölner Club von Produzent René Tinner entdeckt. Der hatte nach Soundexperimenten mit Lou Reed gerade das alte CAN-Studio übernommen. Aber keine deutsche Plattenfirma will die entstandenen Aufnahmen veröffentlichen.

Als der Traum von der Popkarriere ein Traum zu bleiben scheint, meldet sich plötzlich das japanische Label Philter Inc., die Rivieras Musik im Web gefunden hatte. Plötzlich geht alles sehr schnell, eine erste CD erscheint noch im Frühling 2001. Es geht auf die erste von drei Touren in Japan. Sony ist mit an Bord. Live-Bassist ist Louis Oberländer von der Band The Jeremy Days. In Deutschland erscheinen einige Stücke auf Compilations bei Edel und BMG – aber sonst passiert in der Heimat wenig.

In Asien hingegen verkaufen sich die Riviera Platten gut, auch in Korea und auf den Philippinen. Die Songs vertonen Werbeclips der Firmen LG Telekom, Ssang Yong Motors und Bodyshop. 2005 werden die Dinge jedoch komplizierter, Schwester Julia heiratet (Probyn Gregory, der damals in der Brian Wilson Band spielt), zieht nach Los Angeles, die Promotion läuft nicht rund und die Karriere so langsam aus. 2014 erscheint dann das erste Soloalbum „Feels So Easy Yeah“ von Roland Wolff.

Er macht darüberhinaus mit seiner Band, den Riviera Brothers weiterhin Musik, spielt auch auf Produktionen von Freunden wie Bernd Begemann, Timo Blunck oder Frank Schmiechen.

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