Samstag 21. Dezember 2024

Erste Ergebnisse machen mögliches Nahwärmeprojekt in Heimersheim greifbar

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Teaser: Wie könnte die Wärmeversorgung im Stadtteil in Zukunft aussehen? Der Antwort auf diese Frage ist man einen Schritt näher gekommen. Vier mögliche Energiequellen sollen nun weiter untersucht werden. Welche das sind und warum dabei auch der Weinbau eine Rolle spielt.

Mehr als 70 Personen fanden sich Ende Februar in der Mauritiusscheune in Heimersheim ein, um sich über die Entwicklung eines möglichen Nahwärmenetzes im Stadtteil zu informieren. Die Stadtverwaltung Alzey hatte gemeinsam mit der beauftragten Transferstelle Bingen (TSB) und der Energieagentur eingeladen, um die ersten Ergebnisse vorzustellen, die nun die Richtung für den weiteren Projektverlauf vorgeben.

Bürgermeister Steffen Jung und Ortsvorsteher Olaf Wilhelm freuten sich über das große Interesse der Heimersheimer und waren gespannt, welche Möglichkeiten der Wärmeversorgung die Machbarkeitsstudie aufgezeigt hat. Diese und viele weitere Fragen beantworteten die Verantwortlichen in einem einstündigen Vortrag.

Welche Potenziale bietet nun Heimersheim mit seinen rund 800 Einwohnern und einem Wärmebedarf von etwa 6.000 Megawattstunden pro Jahr?

Windkraft ist in Rheinhessen allgegenwärtig. Die 14 Anlagen auf Heimersheimer Gemarkung produzieren fast sechsmal so viel elektrische Energie wie im Ort an Wärme verbraucht wird. Die Windenergie für die Nahwärmeversorgung könnte entweder aus einer Anlage stammen, die nicht mehr gefördert wird, oder aus einer neuen Anlage, die eine alte ersetzt. Nach Angaben des städtischen Klimaschutzmanagers Marcel Klotz zeigen die angefragten Anlagenbetreiber auch Interesse. Die stark schwankenden Strompreise an der Börse böten bei zeitlich flexibler Wärmeerzeugung eine wirtschaftliche Chance.

Als nächster Punkt wurde das Potenzial der Photovoltaik angesprochen. Dieses ist praktisch immer vorhanden, wie Marcel Klotz erläuterte. Hier stellt sich eher die Frage, welche größeren Potenziale in Heimersheim vorhanden sind. Aufgrund des bürokratischen Aufwands erscheint es nicht sinnvoll, mit hunderten von Privatpersonen einen entsprechenden Vertrag abzuschließen, um die über die Privatdächer gewonnene Energie in das Nahwärmenetz einzuspeisen. Diese Option sei daher nur für größere Gebiete sinnvoll, erklärt Klotz. Nicht zu unterschätzen ist aber, dass sich die Verfügbarkeit von Wind und Sonne gut ergänzen könnten, um ein Nahwärmenetz zu realisieren.

Eine ebenfalls sehr gut geeignete und zudem sehr regionale Energiequelle sind Trester und Rebschnitt, das so genannte Rebholz. Allein in Heimersheim gibt es rund 100 Hektar Anbaufläche. Das Potenzial in Deutschlands größtem Weinanbaugebiet Rheinhessen ist um ein Vielfaches größer. Der maschinell entwässerte Trester kann verbrannt werden, was aber wegen der hohen Feinstaubemissionen gesetzlich problematisch ist. Die Biogaserzeugung ist wegen des relativ geringen Wirkungsgrades nicht die bevorzugte Variante. Die Trocknung und Pelletierung des Rebholzes ist wahrscheinlich die attraktivste Variante der Tresterverbrennung. Aufgrund der verfügbaren Mengen in Heimersheim ist die Nutzung von Rebholz und Trester zur Abdeckung von Spitzenlasten denkbar.

Auch die Nutzung von Erdwärme ist möglich. Dabei wird Sole in ein bis zu 200 Meter tiefes Bohrloch geleitet, um vorgewärmt eine Sole/Wasser-Wärmepumpe sehr effizient zu betreiben. Die Nutzung von Abwasser und Brunnenwasser spielt dagegen aufgrund des zu geringen Energiepotenzials keine Rolle mehr.

Die Auswertung der bisherigen Untersuchungen hat ergeben, dass nun folgende vier Wärmeversorgungsvarianten näher untersucht werden sollen:

Dezentrale Luft/Wasser-Wärmepumpen (inklusive einer Vergleichsvariante, wenn jeder selbst die Heizung umbauen würde)Kalte Nahwärme mit dezentralen Sole/Wasser-Wärmepumpen und Geothermie als WärmequelleZentrale Großwärmepumpe in Verbindung mit saisonalem WärmespeicherZentrale Großwärmepumpe mit Tresterverfeuerung für SpitzenlastenBis zur nächsten Sitzung hat Julian Radler von der TSB die Heimersheimerinnen und Heimersheim eingeladen, das GebäudeEnergieKennzahlen (GEK)-Tool auszuprobieren. Durch das GEK-Tool erhalten die Teilnehmenden folgende Vorteile:

Anonyme Erfassung des eigenen Ist-Zustands, Sensibilisierung auf das Thema EnergieeinsparungÜberblick über Wärme- & Stromverbrauch sowie KostenGEK als Analyse- und Vergleichszahl mit anderen GebäudenCommunity: Austausch und gemeinsame ErfassungVerfeinerung der Ausgangsdaten im EnergiekonzeptDie einfache Eintragung der Werte geschieht über die folgende Webseite:

https://heimersheim.tsb-energie-daten.de/

Weitere Hintergrundinfos erhalten die Bürgerinnen und Bürger auf den folgenden Seiten:

GEK-ToolGEK-Tool Mainz-Bingen
Bei der Umsetzung eines Nahwärmenetzes in Heimersheim kommt es darauf an, die Leistungen und Querschnitte der Komponenten optimal zu dimensionieren. Um nicht unnötig große Anlagen zu schaffen und damit zu hohe Kosten in der Anschaffung und im Betrieb zu verursachen, hatte Kerstin Kriebs von der TSB Tipps und Anregungen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie der eigene Wärmebedarf ganz einfach gesenkt werden kann.

Wie geht es weiter? Nach der Ausarbeitung der vier Wärmeversorgungsvarianten wird die TSB mit der Stadtverwaltung Alzey und dem Ortsbeirat Heimersheim sprechen, um die erfolgversprechendste Variante zu ermitteln. Bei der nächsten Informationsveranstaltung, voraussichtlich im Mai, werden weitere Ergebnisse in Heimersheim vorgestellt. Im Detail arbeitet die TSB die erfolgversprechendste Wärmeversorgungsvariante aus und prüft, ob sie preislich mit Alternativen konkurrieren kann.

Die Fragen aus dem Publikum waren sehr vielfältig und zeigten, dass die Heimersheimer Bevölkerung sich sehr für das Thema Nahwärme interessiert. Die Fragen und ihre Beantwortung sind nachfolgend zusammen mit der Präsentation des Bürgerinformationsabends nachzulesen.

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