Mannheim – Wenn Musik Geschichten erzählt, die tief berühren, wenn Stimmen Gänsehaut erzeugen und eine Bühne voller Emotionen erstrahlt, dann weiß man: Es war ein besonderer Abend. Genauso fühlte es sich an, als das Capitol am Gründonnerstag und Karfreitag seine Türen für die Rockoper „Jesus Christ Superstar in Concert“ öffnete.
Bereits beim Betreten des Saals lag eine spürbare Vorfreude in der Luft. Menschen unterschiedlichster Altersgruppen – von eingefleischten Fans bis hin zu neugierigen Neulingen – füllten die Ränge, um sich von Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices Meisterwerk verzaubern zu lassen. Die biblische Erzählung der letzten sieben Tage im Leben von Jesus von Nazareth zählt zweifellos zu den prägendsten Ereignissen der Menschheitsgeschichte. Und auch 54 Jahre nach ihrer Vertonung in einer Rockoper des britischen Komponisten Andrew Lloyd Webber und Textdichter Tim Rice, hat diese Geschichte nichts von ihrer Strahlkraft verloren. Besonders berührend: Die Mannheimer Inszenierung unter der künstlerischen Leitung von Doris Marlis legt den Fokus ganz auf die Musik – ohne pompöse Kulissen, aber mit umso mehr Gefühl und Hingabe.
Ensemble mit Herzblut und Talent
Die Aufführung lebte von einem Ensemble, das mit Herzblut und Talent glänzte. Sascha Krebs, der seit Jahren die Rolle des Judas verkörpert, begeisterte das Publikum mit seiner intensiven Darstellung. Jede Bewegung, jede Nuance seiner Stimme erzählte von Zerrissenheit und Emotion. Ebenso beeindruckend war Jakub Wocial als Jesus. Seine klaren, kraftvollen Töne – oft in höchsten Registern – verliehen der Rolle eine bemerkenswerte Intensität. Es war unmöglich, sich seiner Ausstrahlung zu entziehen. Ein weiteres Highlight bot Wietske van Tongeren als Maria Magdalena. Ihre Interpretation von „I don’t know how to love him“, war ein Moment voller Magie – zart, ehrlich und mit Gänsehautgarantie. Aber auch die anderen Rollen hinterließen bleibenden Eindruck. Darunter Sascha Kleinophorst und Daniel Würfel als Simon und Petrus. Sie waren eine Bereicherung des Ensembles. Zusammen mit Wietske van Tongeren als Maria Magdalena überzeugten sie bei einigen Songs im Duett, wie beispielsweise „Peters Daniel“. Thomas Simon (Annas) und Stephen Shivers (Kaiphas) fesselten mit ihren kraftvollen Stimmen, während Markus Beisel als glitzernder, charmanter Herodes die Bühne mit Humor füllte. Darius Merstein-MacLeod brachte als Pontius Pilatus die notwendige Ernsthaftigkeit und Tiefe ins Spiel.
Stimmgewaltiger Chor auch als Kulisse
Nicht zu vergessen: die stimmgewaltigen Leistungen des Celebration Gospel Choirs aus Mannheim, der mit seinen rund 50 Sänger*innen das Publikum förmlich überrollte – im besten Sinne. In ihren weißen Kutten schufen sie eine Atmosphäre, die an die spirituelle Wucht der ursprünglichen Geschichte erinnerte. Auch die „Soul Girls“ Jeannette Friedrich, Melanie Haag und Irena Müller brachten mit ihren Stimmen und ihrer Ausstrahlung eine besondere Note ins musikalische Geschehen.
Höchstes Lob gebührt den Musikern des Ensembles, die unter der Leitung von Marcos Padotzke ein wahres Feuerwerk der Klänge entfachten. Ob rockige Passagen, sanfte Balladen oder dramatische Begleitungen – sie meisterten jeden Ton mit Perfektion und Leidenschaft. Besonders auffällig war, wie gekonnt die Lichttechnik die Stimmung zu jedem Song unterstützte. Ohne aufwendige Kulissen wirkte die Bühne dennoch lebendig und emotional aufgeladen.
„Jesus Christ Superstar in Concert“ ist längst zu einem festen Bestandteil des Mannheimer Kulturkalenders geworden – und das aus gutem Grund. Die diesjährigen Aufführungen waren ein Fest der Musik, der Emotionen und des gemeinschaftlichen Erlebens. Man kann nur hoffen, dass dieses Meisterwerk auch in Zukunft viele Menschen berühren wird. Denn wie die überwältigende Resonanz zeigt, bringt diese Rockoper etwas in uns zum Klingen, das zeitlos und zutiefst menschlich ist. Ein Abend voller Herz und Leidenschaft – und eine Erinnerung, die noch lange nachklingen wird.
Tex und Fotos: Helmut Dell