Dienstag 11. November 2025

Zwischen Schatten und Glanz – Mono Inc., Soulbound und Alienare im Schlachthof Wiesbaden

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Wiesbaden, 30. Oktober 2025.


Halloween steht vor der Tür, doch im Schlachthof Wiesbaden spukt es schon einen Tag früher. Zwischen dunklen Synthies, dröhnenden Gitarren und flackernden Lichtstrahlen versammelten sich an diesem Donnerstagabend Hunderte Fans der schwarzen Szene, um drei Formationen zu feiern, die Gothic, Dark Rock und elektronische Melancholie zu einer energiegeladenen Nacht verschmolzen: Alienare, Soulbound und als Headliner die unangefochtenen Meister der Düsternis, Mono Inc.

Alienare – Licht und Hoffnung im Neonlicht

Den Auftakt des Abends machten Alienare, das Hamburger Electro-Pop-Duo um Frontmann T. Green. Schon beim ersten Stück, “Perception”, zeigte sich, dass Alienare keine bloße Vorband sind, sondern ein eigener Kosmos aus treibenden Beats, pulsierenden Synthflächen und charismatischer Bühnenpräsenz. Der Saal war von Anfang an in Bewegung – die Fangemeinde der Band, mit blinkenden Accessoires und leuchtenden Armbändern, brachte den Saal wortwörtlich zum Strahlen.

Mit “Emerald” und dem emotionalen “Glaub an dich” bauten Alienare eine Brücke zwischen melancholischer Elektronik und mitreißender Hoffnung. T. Green animierte das Publikum immer wieder, mitzusingen und zu springen – mit Erfolg. Besonders “To Whom It May Concern” entfaltete seine hypnotische Wirkung, als der Refrain kollektiv in die Halle schallte.

Bei “Lies, Lies, Lies” explodierte die Stimmung endgültig – eine tanzbare Abrechnung mit Täuschung und Maskerade, perfekt in Szene gesetzt durch das pulsierende Lichtspiel. Mit “#Neon” und dem abschließenden “Let This Moment Never End” endete der Auftritt in einem Meer aus Farbe und Klang – eine futuristische Vision inmitten eines Abends, der noch viele dunkle Facetten bereithalten sollte.

Alienare bewiesen erneut, dass sie die perfekte Schnittstelle zwischen Electro und Emotion sind – ein Auftakt, der elektrisierte und ein Publikum hinterließ, das gar nicht genug bekommen konnte.

Soulbound – Energie, Härte und kathartische Dunkelheit

Nach einer kurzen Umbaupause senkte sich ein anderer Schatten über die Bühne. Mit einem grollenden Bassintro und der explosiven Nummer “Toxic” betraten Soulbound die Szene. Die Bielefelder Band, bekannt für ihren modernen Industrial-Metal-Sound, verwandelte den Schlachthof in ein Inferno aus Energie.

Frontmann Johnny Steinhauser war ein Berserker aus Leidenschaft – zwischen den Songs wirbelte er über die Bühne, suchte den Kontakt zum Publikum und schrie seine Texte mit solcher Inbrunst, dass selbst die hinteren Reihen unwillkürlich nach vorne drängten.

“Insane” und “Paralyzed” jagten einander mit gnadenloser Präzision, während “Saint Sinner” die düstere Dualität der Band auf den Punkt brachte: rohe Wut und innere Zerrissenheit im Wechselspiel. Bei “Undone” entfaltete sich dann das volle Klangspektrum – von elektronisch-düsteren Passagen bis hin zu wuchtigen Gitarrenwänden.

Besonderes Highlight war “Lioness”, bei dem der Gesang in bittersüßer Melancholie schwebte, bevor “Alive” das Set mit einem kathartischen Höhepunkt beendete. Der Applaus war ohrenbetäubend, die Fans schrien nach mehr – doch die Bühne musste frei werden für das, worauf alle warteten: Mono Inc.

Soulbound hatten das Publikum vorbereitet – nicht als bloßer Support, sondern als Sturm, der die Dunkelheit heraufbeschwor, die nun folgen sollte.

Mono Inc. – Die Dunkelheit regiert

Kurz nach 21:30 Uhr verdunkelte sich der Saal endgültig. Blaue Lichter zuckten über die Bühne, während sich die Silhouette von Martin Engler abzeichnete. Mit “In My Darkness” eröffnete Mono Inc. ihr Set, das von der ersten Sekunde an Gänsehaut verursachte. Die Band, die längst zu den Leitfiguren der Gothic-Rock-Szene zählt, zeigte sich in Wiesbaden in bestechender Form.

“Louder Than Hell” folgte mit druckvoller Intensität – der Chor aus hunderten Stimmen machte klar, dass Mono Inc. hier unter Freunden spielten. “Ravenblack” und “Arabia” entführten das Publikum in cineastische Klangwelten, bevor “Lost in Pain” mit dramatischer Lichtregie und donnerndem Schlagzeug (gespielt von Katha Mia, die wie immer den Takt der Nacht vorgab) die Emotionen zum Überlaufen brachte.

Bei Klassikern wie “Voices of Doom” und “Welcome to Hell” verwandelte sich der Schlachthof in eine schwarze Kathedrale. Die Menge sang jedes Wort, die Hände erhoben sich im Takt – es war dieses Gefühl von Gemeinschaft, das Mono Inc. so einzigartig macht.

Ein besonderer Moment war “Abendrot”, eingeleitet durch ein Basssolo, das die Luft vibrieren ließ. Gänsehaut folgte bei “Together Till the End” und “When the Raven Dies Tonight” – zwei Hymnen, die in dieser Nacht wie Gelübde wirkten.

Doch die Band hatte noch mehr Überraschungen: “Kein Weg zu weit” erklang akustisch, fast intim – ein Moment der Ruhe, nur Martin am Klavier in Begleitung von Katha Mia, bevor das Publikum beim Cover “He’s a Pirate” in einen tobenden Percussion-Battle zwischen Ilja, Carl Fornia und Katha Mia eintauchte. Der Saal bebte, das Publikum tobte, und als schließlich “Lieb Mich” erklang, war klar: Mono Inc. hatten Wiesbaden in ihren Bann geschlagen.

Die Zugaben “Tag X”, “Heartbeat of the Dead” und schließlich das allseits geliebte “Children of the Dark” setzten den krönenden Abschluss eines Abends, der alles bot: Pathos, Kraft, Dunkelheit – und die unerschütterliche Botschaft, dass in der Finsternis auch immer Licht wohnt.

Der Abend im Schlachthof Wiesbaden war mehr als nur ein Konzert – es war eine Reise durch die Facetten der Dunkelheit. Alienare brachten Glanz und elektronische Sehnsucht, Soulbound entfesselten rohe Energie und Mono Inc. lieferten das emotionale Finale, das niemand vergessen wird.

Ein Konzertabend, der zeigte, dass die schwarze Szene lebendiger ist denn je – vereint im Takt von Bass, Licht und Herzschlag.

Bilder und Text by Jan Heesch

Alienare

Soulbound

Mono Inc.

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