Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im Vorfeld des Festaktes zur Übergabe der Unesco-Welterbeurkunde für die SchUM-Stätten gemeinsam mit Innenminister Ebling und OB Kessel die jüdischen Monumente in der Stadt Worms besichtigt.
Einziges jüdisches Weltkulturerbe auf deutschem Boden
Innenminister Michael Ebling führte den Bundespräsidenten gemeinsam mit dem Wormser Oberbürgermeister Adolf Kessel, der Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Maria Böhmer, sowie dem Rabbiner der jüdischen Gemeinde Mainz-Rheinhessen, Aharon Ran Vernikoysky, über den Jüdischen Friedhof Heiliger Sand, in die Synagoge Worms und in das historische Raschi-Haus.
„Rheinland-Pfalz ist stolz darauf, mit den SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz das erste und einzige jüdische UNESCO-Weltkulturerbe auf deutschem Boden zu beherbergen. Diese jüdischen Stätten stehen sinnbildlich für die hellen und dunklen Seiten der über tausendjährigen Geschichte des jüdischen Lebens nördlich der Alpen. Es ist uns Ehre und Verpflichtung zugleich, mit dem Schutz und Erhalt dieses Welterbes und damit eines herausragenden Stücks jüdischer Kultur betraut zu sein“, sagte der für das kulturelle Erbe zuständige Innenminister Michael Ebling.
Es unterstreiche den hohen Stellenwert der SchUM-Stätten, dass der Bundespräsident nicht nur der Verleihung der Welterbeurkunde beiwohne, sondern auch den Wormser Synagogenbezirk besuche. „Die UNESCO attestiert den Gemeindezentren und Friedhöfen der SchUM-Stätten einen maßgeblichen Einfluss auf jüdische Architektur, Ritualbauten und Bestattungskultur in ganz Mitteleuropa und darüber hinaus. Die Bedeutung dieses Erbes für die Bundesrepublik Deutschland wird durch die Anteilnahme des Staatsoberhauptes deutlich zum Ausdruck gebracht“, so Ebling.
Sein Besuch in Worms führte den Bundespräsidenten zunächst auf den alten jüdischen Friedhof, der vom 11. bis ins 20. Jahrhundert durchgehend als Begräbnisstätte genutzt wurde. Die fast 2500 erhaltenen Grabsteine, davon über 800 aus dem Mittelalter, sind mit ihren Inschriften eine einzigartige Quelle jüdischer Sozialgeschichte. Im Anschluss ging es in die Synagoge, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde und mit anderen Bauwerken des Gemeindezentrums wie Fraunschul und Mikwe in charakteristischer Wechselbeziehung steht. Abschließend führte der Besuch in das historische Raschi-Haus, von wo aus 1942 die letzten Wormser Juden deportiert wurden. Das Haus dient heute als Begegnungs- und Gedenkstätte.
„Die UNESCO hat den jüdischen Stätten mit dem Titel ‚Weltkulturerbe‘ eine unvergleichliche Anerkennung verliehen, die auch für unsere Stadt von herausragender Bedeutung ist. Wir sind mit unserem jüdischen Erbe in Hochachtung verbunden und es erfüllt mich mit Stolz, dass wir dem Bundespräsidenten heute einen Eindruck von der Einzigartigkeit dieser Stätten vermitteln konnten. Der Friedhof ‚Heiliger Sand‘, die Synagoge und auch das Raschi-Haus zeugen von der großen Bedeutung des Judentums in unserer langen und bewegten Stadtgeschichte. Ich freue mich, dass der Bundespräsident mit seinem Besuch dieses einzigartige Erbe gewürdigt hat“, sagte Adolf Kessel, Oberbürgermeister der Stadt Worms.
Die UNESCO hatte die SchUM-Stätten am 27. Juli 2021 zum Welterbe erklärt. SchUM ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen hebräischen Städtenamen Speyer (Schpira, ש), Worms (Warmaisa, ו) und Mainz (Magenza, מ). Die eng miteinander verflochtenen jüdischen Gemeinden dieser drei Städte bildeten im Laufe des 12. Jahrhundert einen einzigartigen Verbund. Der UNESCO zufolge kann an keinem anderen Ort ein vergleichbares Spektrum jüdischer Gemeindezentren und Friedhöfe die kulturellen Leistungen europäischer Jüdinnen und Juden in der Formationsphase der lebendigen Tradition des aschkenasischen Judentums bezeugen.
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