Mittwoch 18. September 2024

Soukou – bloodline

Genre: Pop

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Die Berliner Sängerin und Songwriterin SOUKOU macht inzwischen seit mehr als 20 Jahren Musik und veröffentlicht jetzt mit ihrer EP bloodline ihr wohl persönlichstes Werk. Gleich mal ein kleiner Live-Eindruck, den Soukou unlängst beim Morgenmagazin im ZDF hinterlassen durfte.

Gestartet ist die Künstlerin in ihrer Heimatstadt Bochum mit Gospel und Hip Hop, um dann ab 2007 mit zarten 19 Jahren die Clubs von Berlin als ‚Ena Wild‘ mit Techno und Elektrobeats zu erobern. SOUKOUs musikalische Palette bleibt breit gefächert: Sie arbeitet als Songwriterin für Schlager- und Pop-Produktionen, tourte mit verschiedenen Zirkus-Produktionen, deren Soundtrack sie selbst geschrieben hat, auf internationalen Bühnen (Cirk la Putyka, Base Berlin, Analog the Company in AUS, CZ, GER, NL, AUT, DNK, IT) und brachte ein One-Take-Akustikalbum mit dem Titel „A Color“ raus. 2021 war ihr Song ‘Lucky To Be Alive’ der offizielle Titel der 360°- Werbekampagne des Beautyunternehmens Neonail. Und das alles macht SOUKOU self – published. Ihre Popwurzeln der 90er Jahre prägen SOUKOUs Stil noch immer und das Label Pop bleibt für die Berliner Sängerin ein Kompliment.

Mit der EP bloodline stimmt SOUKOU jetzt privatere Töne an: Hier haben wir es nicht mehr mit einem Mädchen zu tun, das mit dem Zirkus durchgebrannt ist, sondern mit einer Frau, die keine Angst hat, sich mit komplexen Themen auseinander zu setzen, Neues zu erschaffen und Altes zu dekonstruieren. Die Songs der EP drehen sich alle um ein Thema: Familie. Sie beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit wir uns von unserer Sozialisierung lösen können, wie Liebe ohne Kommunikation zu Hass wird und stellt die Frage, ob die nächste Generation freier sein kann, wenn wir es schaffen, uns heute von unseren Traumata lösen.
Die Auseinandersetzung mit sich selbst und den ganzen Heilungsprozess können wir hier hören. Für SOUKOU ist bloodline eine organische Entwicklung und der Befreiungsschlag nach fünf Jahren Psychotherapie, Erkrankungen, Panikattacken und der Suche nach sich selbst. Diese Songs sind die Aufarbeitung von Generationen von Traumata. Von Kriegsgeschichte, Misshandlung, Rassismus, Angst und Liebe.
Auch musikalisch hat sich SOUKOU neu gefunden. Mit einem avantgardistischen, Indie, Electronic Approach zu Popmusik, der manchmal an Solange erinnert, und mit seiner Instrumentalisierung doch eher klingt wie eine Mischung aus James Blake und Haim. Der Produzent Unik hat hier genau den Zeitgeist getroffen und einen Sound geschaffen, der SOUKOUs außergewöhnliches Songwriting und die lyrischen Texte perfekt miteinander verbindet.

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Stimmen über SOUKOU

SOUKOU ist mehr als nur Sängerin, denn in ihrer Kunst geht es vorrangig immer um die Freiheit, sie selbst sein zu können. Um die Person hinter der Kunst besser kennenzulernen, sprechen hier jetzt gesammelte Stimmen ihrer engsten Freunde, ihrer ausgesuchten Familie:

S.D.: Ena ist ein lebensbejahender, inspirierender, loyaler, kreativer Mensch. Wenn du jemanden brauchst zum Reden oder zum Zuhören, zum Tanzen oder zum Pferde stehlen, bis hin zum Rausboxen aus einem Konflikt: Ruf’ Ena an. Sie macht dein Leben lebenswert mit ihrem Sein.
C.D.: Ena is a clear ringing bell and an echo in the hall.
P.B.: Ena Soukou ist eine schimmernde Zauberkugel, die immer das reflektiert, was ihr begegnet – halt nur mit mehr Glitzer.
M.M.: Ena is the perfect mix between a strong and loving person, with a spicy scent. She’s a heartwarming person and while you’re blessed to have her as a friend you really don’t
want her to be your enemy.

L.O.: Du bist besonders klug, loyal und kreativ und von allen Menschen, die ich kenne, arbeitest du am härtesten an dir. Und du verlangst von niemandem etwas, was du nicht selber bieten kannst, deshalb bist du für mich so integer.

D.P.: Ena, eine liebenswerte Frau mit Charisma, die wild und ungezähmt, aber auch sehr
einfühlsam ist, und immer fleißig daran arbeitet, ihre Ziele zu verfolgen.

About the EP – bloodline

Bloodline ist ganz eindeutig das bisher persönlichste Werk der Berliner Künstlerin SOUKOU. Initialzündung für eine EP, die sich allein um ein Thema dreht, war der Song family. Diese Platte steht aber für viel mehr als nur die persönliche Auseinandersetzung der Künstlerin mit ihrer eigenen Familiengeschichte. Es geht ihr um eine ganze Generation von Erdenbürger*innen, die sich befreien wollen, die loslassen wollen, die eine neue Ära einleiten wollen.
In fünf Songs überdenkt SOUKOU ihren eigenen Begriff von Familie und untersucht, was ihr Liebe und Freundschaft im Leben bedeuten. Themen, die genauso universell wie intim sind. Wer ist für dich da, wenn es dir am schlechtesten geht? Wer akzeptiert dich mit allen Ecken und Kanten? Wer liebt dich auch in deiner schwersten Stunden, an deinem dunkelsten Tiefpunkt? Soukou untersucht in fünf radikal unterschiedlichen Songs, welche Glaubenssätze wir aus unseren Kindheiten und Familien mitnehmen und wie wir selbst mit unseren Wahlverwandtschaften unsere Leben lenken.
Sie stellt sich selbst und uns allen die Frage, ob Blut wirklich dicker als Wasser ist. Und stellt fest, dass jede Last leichter zu tragen ist, wenn man sie nicht den ganzen Weg alleine trägt.
Es geht darum, dass alle Menschen Familie sind – blutsverwandt oder nicht. SOUKOU plädiert mit ihren Songs für einen liebevollen Umgang miteinander. Egal woher du kommst, egal in welche Schicht du geboren bist und egal wie du aussiehst.
Bloodline verfolgt ein starkes Konzept: So war SOUKOUS Plan, dass alle Songs in enger
Zusammenarbeit mit nur einem Produzenten entstehen, dass alle Fotos in nur einem Shooting gemacht werden, dass alle Cover in einer Session fertig gestellt werden. Sie wollte, dass der blutrote Faden sich nicht nur musikalisch durchzieht.

About the songs from the artist herself

bloodline Vor Kurzem habe ich nach fünf Jahren meine Psychotherapie beendet und auf der Zielgeraden ist der Song bloodline entstanden. Ich hab mir all die Traumata angeguckt und analysiert, welche zu mir gehören und welche ich übernommen habe. Denn genau das passiert, wenn der Kreis nicht durchbrochen wird: Generative Trauma übernehmen die Überhand. Mein Großvater musste als junger Mann im Zweiten Weltkrieg kämpfen und saß in Bautzen in Kriegsgefangenschaft, meine Großmutter wurde in ein Arbeitslager geschickt. Mein Vater kam als Student alleine aus Benin nach Deutschland und meine Mutter wurde aufgrund der Tatsache, einen schwarzen Mann zu lieben und Kinder mit ihm zu kriegen, regelmäßig beschimpft. So viele Menschen haben sich aufgeopfert, um mir das Leben zu schenken und am Ende sitze ich mit Panikattacken und Depressionen in der Therapie.
Es geht mir um die Konflikte, mit denen ich aufgewachsen bin, die mich geprägt haben. Indem ich mich mit ihnen auseinander setze, versuche ich hier, mich für mich selbst zu definieren, geerbte Narben zu mildern und am Ende in Gold zu verwandeln.

family

Family ist ein Abschluss. Mit diesem Song fing alles an, aber er ist zugleich die harte und dennoch notwendige Trennung von meiner Familie. Er entstand an einem absoluten Tiefpunkt, an dem ich alleine da stand. An dem mir der familiäre Rückhalt komplett fehlte. Das Schöne aber war, dass mir in diesem Moment klar wurde, dass ich Familie habe, die da ist und zu mir steht. Dass meine Sicherheitsnetz an Freund*innen so dicht ist, dass ich nie ganz am Boden ankomme. Deswegen war genau dieser Song die Initialzündung für eine ganze EP zu dem Thema.

pick me up

Eine gute Freundin hat mir mal gesagt: ‚Gefühle kommen und gehen – auch die schlechten.‘ Und das stimmt so sehr. Pick me up ist nichts anderes als ein Liebeslied an meine Freund*innen. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass ich jede Unterstützung bekomme, wenn ich nur zeigen kann, wie es mir wirklich geht. Alleine hätte ich es nicht gepackt und meine Freund*innen bleiben meine Lebensrettungsinseln, die in schweren und in guten Zeiten einfach für mich da sind.
Manchmal gibt es keine schnellen Lösungen, aber das sichere Gefühl, mit allem nicht alleine zu sein. Und genau so bin ich auch für meine Menschen da. Es gibt, glaub’ ich, nichts, was ich für meinen inner circle nicht machen würde. Da wird jedes Meeting verschoben und ich bin sofort am Start, wenn was ist. Das sind Menschen, mit denen ich jeden Tag spreche. Über alles.

nickname

Nickname geht nicht um eine verflossene Liebesbeziehung, es ist kein romantischer Song. Eine Person, die mir extrem nahe gestanden hat, hat mich einfach blockiert. Hat so getan, als würde ich nicht mehr existieren. Hat mir die übelsten Worte an den Kopf geworfen. Nur um dann am Ende so zu tun, als wäre nie etwas passiert. Wenn keine Kommunikation stattfindet und alles einfach unter den Teppich gekehrt wird. Wenn der einst liebste Mensch auf einmal keinen Spitznamen mehr hat und dir fremd wird. Davon singe ich in nickname.

nest

Nest habe ich als Geschenk zur Taufe meines Neffen geschrieben. Ich hab’ mir vorgestellt, wie es sich wohl anfühlt, wenn die Eltern einen abends ins Bett bringen. Wenn du dich vollends geborgen, sicher und geliebt fühlst.
Ich wollte die EP mit der nächsten Generation abschließen. Es ist so abgefahren zu sehen, wie der kleine Bruder Vater wird. Wie die eigenen Eltern Großeltern werden. Wie ich selbst zur Tante werde. In der Hoffnung, dass diese neue Generation ohne die Traumata aufwachsen kann, die an uns alle weiter gegeben worden sind, habe ich dieses Lied aus der Perspektive des Kindes geschrieben, das alles hat, was es braucht. Liebe.

SOUKOU steht gern für Interviews zur Verfügung, in denen sie auch gern über das Verarbeiten der Traumata, ihre Rassismus-Erfahrungen und vieles mehr redet, denn hängt man einmal an ihren Lippen, bleibt man dran hängen.

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