Montag 23. Juni 2025

Oyster & Pearl: WellBad über Haltung, Hoffnung und harte Wahrheiten

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1. Daniel, deine neue Single „Murderers“ ist ein eindringlicher Weckruf gegen Gleichgültigkeit. Was hat dich dazu inspiriert, diesen Song zu schreiben?

Um ehrlich zu sein, leider ALLES, was so tagtäglich auf uns einströmt…

In den Nachrichten, im Netz, in den Zeitungen, in den Radiosendungen, wo man auch hinsieht, die gesamte Welt bewegt sich scheinbar in eine ungewisse und beängstigende Zukunft.

Als frischgebackener Vater macht man sich da natürlich sehr viele Gedanken, wie es mit unserer Welt weitergehen soll. 

2. Das Album Oyster & Pearl hast du als eine Art „Wegbeschreibung“ für deine Tochter beschrieben. Welche Botschaften möchtest du ihr – und euren Fans – damit mitgeben?

Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass der Ton zwischen uns Erdenbewohnern immer rauer wird. Die Ellenbogen werden ausgefahren, die Menschen isolieren sich, kapseln sich ab, bilden Bubbles und verlernen immer mehr das MITEINANDER, da viele hauptsächlich „soziale Kontakte“ weitestgehend übers Internet pflegen.

Das kommt mir irgendwie nicht so cool vor. Da müssen wir aufpassen!

Unser Album soll ein Aufruf für mehr Miteinander, mehr Gemeinschaft und für einen liebevolleren Umgang sein. 

Denn, ob wir es wollen oder nicht, aber wir sitzen nun mal alle im selben Boot und nur gemeinsam können wir es irgendwie halbwegs sicher durch die bewegten Meere dieser Zeiten schippern…Und wir dürfen niemals aufhören an uns zu arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen, auch wenn‘s vielleicht schwer ist und anstrengend. 

3. In „Murderers“ kritisierst du die zunehmende Egozentrik und Ignoranz in unserer Gesellschaft. Wo siehst du die größten Herausforderungen und was können wir als Einzelne dagegen tun?

Hingucken, hinhören, mit ECHTEN Menschen abhängen und nicht nur übers Netz kommunizieren.

Vielleicht sollten wir einfach mal das Handy weglegen.

Ich habe leider kein Allheilmittel für die Probleme dieser Welt und will mich auch nicht als „Besserwisser“ aufspielen, aber ich kann mir vorstellen, dass „Empathie“ ein wichtiger Baustein ist. 

Einfach mal in die andere Seite hineinversetzen, nicht nur an SICH selbst denken, versuchen zu verstehen, wieso der andere tut, was er tut, bevor man ihn dafür verurteilt.

Es kostet uns doch nicht so viel einfach mal freundlicher zueinander zu sein. 

4. Musikalisch klingt WellBad auf dem neuen Album kompromissloser und noch druckvoller als zuvor. Wie hat sich euer Sound im Vergleich zu den vorherigen Alben weiterentwickelt?

Da die Welt auch irgendwie druckvoller und kompromissloser geworden ist, mussten wir irgendwie mitziehen 😉 

Nein, im Ernst: Über die Jahre hat sich WellBad stets weiterentwickelt. Mir persönlich ist es sehr wichtig niemals still zu stehen und Veränderungen zuzulassen, auch wenn sie manchmal auf den ersten Blick beängstigend oder kraftraubend wirken.

Im Endeffekt lohnt es sich in den aller meisten Fällen.

„Leben ist Veränderung, Stillstand ist Tod“ hat ein bedeutender Bartträger-Kollege mal gesagt. Und ich stimme ihm zu.

Dieses Album liegt mir persönlich sehr am Herzen, da ich es für die beiden Menschen geschrieben habe, die mir am meisten bedeuten. 

Und in der Liebe bin ich genauso kompromisslos, wie in der Musik 😉

5. Live-Auftritte sind ein zentraler Bestandteil eurer Musik. Was macht für dich eine richtig gute WellBad-Show aus?

Das Bier danach 😉

Scherz. 

Obwohl, nicht ganz. Die Entspannung nach einem Konzert, wenn man langsam runterfährt und noch den Applaus in der Ohrmuschel ausbranden hört, ist schon sehr befriedigend und schön.

Für mich gehört zu einer guten Show das „Feuer“. 

„Man muss für die Dinge, die man liebt „brennen“, sagt mein Vater immer und das tun wir auf der Bühne. Eine Show ist eine Reise, eine Achterbahnfahrt, eine Geschichte, durch die wir das Publikum mitnehmen und selbst oft komplett überrascht sind, wo uns diese Reise hingeführt hat.

Es geht um Kontrollverlust, ums Abschalten, ums „sich verlieren“. Zumindest für einen wunderbaren, herrlich-brutalen Augenblick.

Live-Musik ist und bleibt für mich eine der großartigsten Erfahrungen, die man machen kann.

Einfach unvergleichlich.

6. Eure Tour im Herbst führt euch quer durch Deutschland. Gibt es eine Stadt oder einen Club, auf den du dich besonders freust – und warum?

Ich freue mich ganz besonders auf diese Tour, weil wir in jedem Club schon mindestens einmal gespielt haben und alle zu unseren Lieblingsvenues gehören.

Sehr lang verbandelt sind wir allerdings mit der Blues Garage in Isernhagen, die für mich ein ganz persönliches Standing hat. Hier war ich schon vor Millionen von Jahren mit Oli Brown auf Tour, ganz am Anfang meiner Musikkarriere, habe die ersten Schritte auf der Bühne gemacht und fühle mich dort immer wieder, wie in einem zweiten zu Hause.

Ein wirklich besonderer Club 😉 Und der einzige, in dem wir einen jährlich festen Gig-Termin haben und zwar den 2.10! 

7. Wie beeinflusst das Tourleben eure Musik und deine Songwriting-Prozesse? Entstehen neue Ideen eher unterwegs oder in Ruhephasen zwischen den Konzerten?

Sowohl, als auch 😉

Meistens sammelt man sehr viele Eindrücke und Ideen, kleine Riffs, Gedankenschnipsel, Notizen, Songphrasen, wenn man unterwegs ist und bringt sie dann gebündelt im Homestudio zusammen.

Für mich ähnelt Songwirting eher dem Schreiben einer Kurzgeschichte. Ich brauche eine Story, die mich fasziniert und aus der entwickelt sich dann der Song.

Das Gute ist: Auf Tour gibt’s meist genügend wahnwitzige Storys, aus denen sich schöne Songs schmieden lassen.

8. WellBad verbindet Retro-Blues, Rock und Soul auf eine besondere Weise. Gibt es musikalische Einflüsse oder Künstler, die dich aktuell besonders inspirieren?

Von Leonhard Cohen, über Gilbert Becaud, bis hin zu Chris Stapleton ist alles dabei.

In letzter Zeit höre ich sehr viel Americana, Country-Zeug. 

Country-Musik ist inhaltlich oft eine sehr von Geschichten angetriebene Musik und diese Erzählweise fasziniert mich.

Ich liebe es allerdings auch mit diversen Genres zu spielen und mich glücklicherweise musikalisch nicht festlegen zu müssen.

Schubladendenken bringt einen nicht weiter. Nicht im Leben und schon gar nicht in der Musik.

9. Die Welt ist gerade kein einfacher Ort – wie wichtig ist es dir als Künstler, mit deiner Musik Stellung zu beziehen und gesellschaftliche Themen anzusprechen?

Bitte lasst doch mal die Finger von den Handys und seid lieb zueinander. Das Leben ist schon schwer genug und darum sollten wir es uns nicht gegenseitig noch schwerer machen. Zieht die Ellenbogen wieder ein und lasst uns einen Weg für mehr Teamwork finden.

Die ganze Welt ist eine große Band und darum lasst uns das Beste aus dem Gig machen, solange er läuft 😉

10. Zum Abschluss: Wenn du Oyster & Pearl in drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das?

Wild – Warm – WellBad…hehe

Vielen Dank an Daniel Welbat und WellBad für das offene Gespräch und die wichtigen Impulse. Wir freuen uns auf das neue Album Oyster & Pearl und die kommende Tour – man sieht sich live auf der Bühne! 🎸🔥 CK 

Das hoffen wir auch!! Danke euch!!!

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