Wir sind Fliegen sind nach einer Sommerpause zurück und haben elf Stücke im Gepäck, die eine Weiterentwicklung – oder besser eine Rückentwicklung – des Sounds der Anfangsphase sind. Wo andere über Preproduction, Mastering und Marketing sinnieren, hat das Zweiergespann alle Uhren zurückgestellt und den Sound neu gedacht. Kurze Stücke und eine simple Herangehensweise ließen eine Reihe von Songs entstehen, die so roh und spontan sind wie keine anderen vorher. Trotz der düsteren Gesamtstimmung standen Spaß und DIY an erster Stelle. So sind fast alle Songs in einem Take entstanden; kleine Fehler wurden bewusst drin gelassen, was den Stücken noch mehr Leben eingehaucht und ihnen noch mehr Charakter verliehen hat.
Thematisch geht es wieder viel um Persönliches und einen verärgerten Blick auf die Gesellschaft in einer digitalen Zeit, in der scheinbar alle so mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie taub und blind geworden sind und jeder Mist zum Hype erklärt wird.
Der bereits als Single veröffentlichte Titelsong beschreibt die aktuelle Stimmung und Teile des Musikbusiness recht gut: Die Menschen dürsten nach einzigartigen Dingen, Bands, Songs, die sie als Geheimtipp verehren und zelebrieren können. Das Business bedient die Nachfrage und spuckt vermeintliche Unikate aus dem selbst kreierten Underground, die dann zu einem brennenden Hype werden, der aber schnell in den eigenen Flammen untergeht. Die Spuren in der Asche sind meist umgehend da und der nächste Hype wird ins Rennen geschickt. Letztlich ist der Hype ein alter Mann mit langem Bart. Viel Spaß damit, lieber Underground.
Die zweite Vorabsingle „Schwindel“ setzt den neuen reduzierten Sound fort und handelt von dem Kampf im Alltag gegen den täglichen Wahnsinn aus Funktionieren und Weitermachen trotz Überforderung durch Schreckensmeldungen von Krieg, Rechtsruck und einem System am Rande des Kollapses. Typische Themen für das Electropunk-Duo aus Saarbrücken. Denn Wir Sind Fliegen sind Punk, wie er eigentlich sein sollte – und Punk ist bekanntlich das Geilste.
