Am 13. Januar 2025 war die myticket Jahrhunderthalle Frankfurt Schauplatz eines einzigartigen Erlebnisses: Jan Böhmermann und das Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld (RTOE) machten im Rahmen ihrer „Eisern Ehrenfeld“-Tour Halt in der ausverkauften Halle. Das Publikum erlebte eine mitreißende Mischung aus satirisch-politischer Revue, subversiver Show, musikalischer Virtuosität und pointierter Lyrik – eine hochfest geschmiedete Unterhaltungslegierung, die ihresgleichen sucht.
Die Tour, die vom 13. Januar bis zum 1. Februar durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt, steht unter dem Leitspruch „Eisern Ehrenfeld“. Wie Böhmermann erklärte: „Eisen ist ein hervorragender Wärmeleiter, zieht magnetisch an, hat eine hohe Konduktivität, ist stabil und wenn es mit frischer Luft in Berührung kommt, passieren wundersame Dinge. In Eisen erkennen das Rundfunk-Tanzorchester und ich uns wieder, eisern ist unsere Entschlossenheit und ‚Eisern Ehrenfeld‘ ist unser Schlachtruf.“
Bereits mit den ersten Takten des Openers „Faschismus is back“ war klar, dass dieser Abend keine einfache Konzertnummer werden würde, sondern ein intelligenter und zugleich unterhaltsamer Rundumschlag. Musikalisch präsentierte das RTOE eine beeindruckende Bandbreite, von Jazz und Funk über Chanson bis hin zu Hip-Hop. Böhmermanns bissige Texte, unterstützt von seinem unverkennbaren Charme, rissen das Publikum immer wieder zu Beifallsstürmen hin.
Besondere Highlights waren das augenzwinkernde „Right Time to Thiel“, das hymnische „Herz und Faust und Zwinkerzwinker“ sowie das gesellschaftskritische „Wir sind Versandsoldaten – Kampflied der Paketkuriere“. Ein weiteres Glanzlicht des Abends war der Auftritt von Claus Weselsky, der persönlich als Dirigent bei der humorvollen Hommage „Claus Weselsky (ist immer noch da)“ mitwirkte und dabei vom Publikum gefeiert wurde.
Die Show lebte auch von ihrer Vielseitigkeit. Mal wurde mit „Warum hört der Fahrradweg einfach hier auf?“ der alltägliche Irrsinn thematisiert, mal mit „Das ist die Kunst“ gemeinsam mit den legendären Quietschbeus aus „Hallo Spencer“ nostalgische Erinnerungen wachgerufen. Und natürlich durfte der Klassiker „Ich hab Polizei“ nicht fehlen, der von der Menge euphorisch mitgesungen wurde.
Auch Dendemann, langjähriger Wegbegleiter und musikalischer Mastermind, sorgte mit zwei Stücken „Keine Parolen“ und „Alle Jubilare wieder“ für Begeisterung. Gemeinsam mit dem RTOE brachte er die Halle zum Beben.
Das Finale, bestehend aus „Wirf ein Ei“, „Allemagne Zero Points“ und „Böhmermann ist Schuld“, setzte den Schlusspunkt eines Abends, der weit mehr als nur Unterhaltung war. Böhmermann zeigte, dass er ein unerschütterlicher Chronist unserer Zeit ist, der mit Witz, Verstand und musikalischer Klasse gleichermaßen begeistert.
Mit stehenden Ovationen verabschiedete das Frankfurter Publikum Böhmermann und sein Ensemble. Die Kombination aus ironisch-bösem Humor, grandioser Musik und der mitreißenden Atmosphäre wird wohl noch lange nachhallen. Wer die Chance hat, einen der weiteren Termine der Tour zu besuchen, sollte sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen.
Text & Fotos © by Boris Korpak/bokopictures