Mittwoch 18. Juni 2025

Volbeat liefern ab: „God Of Angels Trust“ – Dänemarks Rockgiganten zwischen Dämonen und Erlösung

Meistgelesene Artikel

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -

CD-Kritik: Mit God Of Angels Trust schlagen Volbeat ein neues Kapitel auf – und doch klingt vieles so typisch nach Poulsen, wie man es von Dänen seit Jahren liebt: eine Mischung aus düsterem Rockabilly, eingängigem Metal und einer unterschwelligen Morbidität, die wie ein Comicstrip auf Speed wirkt. Das mittlerweile neunte Studioalbum pendelt zwischen introspektivem Schmerz, schwarzem Humor und apokalyptischer Metapher – und ist dabei vielleicht das persönlichste und verstörendste Werk von Michael Poulsen & Co. seit Beyond Hell / Above Heaven.

Volbeat
Album: “God Of Angels Trust”
VÖ: 06.06.2025
Vertigo/ Universal Music

GOD OF ANGELS TRUST” TRACK LISTING:

  • Devils are Awake
  • By a Monster’s Hand
  • Acid Rain
  • Demonic Depression
  • In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan’s Spawn in a Dying World of Doom
  • Time Will Heal
  • Better Be Fueled than Tamed
  • At the End of the Sirens
  • Lonely Fields
  • Enlighten the Disorder (By a Monster’s Hand Part 2)

Track-by-Track: Eine Reise durch die Schattenwelt

Der Opener „Devils are Awake“ startet mit Wucht: ein Stampfer, der lyrisch wie musikalisch keine Gefangenen macht. Poulsen rechnet mit Doppelmoral, Heuchelei und institutioneller Korruption ab – „die Regeln sind nur für Narren gemacht“, heißt es sinngemäß. Die menschlich geschaffene Hölle wird zur Realität, der Teufel trägt Menschengesicht. Ein typischer Volbeat-Track, der Wut mit Catchiness vereint.

„By a Monster’s Hand“ erzählt eine fiktive Serienkiller-Story, wie sie Stephen King kaum grausiger hätte schreiben können. Musikalisch wird’s hier schwerer, düsterer, fast schon doomig – eine morbide Parabel über das Böse im Menschen. Teil 2 folgt am Ende des Albums, doch die Saat des Wahnsinns wird hier schon gesät.

„Acid Rain“ ist das emotionale Gegengewicht: eine out-of-body-Erfahrung, ein Gespräch mit dem verstorbenen Vater. Ergreifend, fast balladesk und getragen von einer zerbrechlichen Melodie, die sich in ein hymnisches Finale steigert. Man spürt Poulsens Sehnsucht nach Versöhnung – mit sich selbst und der Vergangenheit.

Mit „Demonic Depression“ liefert die Band einen düsteren Rocksong über psychische Erkrankung, der vielen aus der Seele sprechen dürfte. Der Refrain ist eine Art Ruf in die Dunkelheit – mit Hoffnung auf Antwort. Vielleicht einer der ehrlichsten Tracks der Bandgeschichte.

Der Preis für den längsten und seltsamsten Titel des Albums geht zweifelsohne an „In the Barn of the Goat Giving Birth to Satan’s Spawn in a Dying World of Doom“ – ein musikalischer Horror-Trip zwischen Slayer-Riffs, satanischer Parodie und ironischer Überzeichnung. Wer hier keinen Spaß hat, hat das Konzept Volbeat nicht verstanden: übertrieben, theatralisch, stilisiert – aber technisch brillant und mit einem Augenzwinkern versehen.

„Time Will Heal“ ist das ruhigste Stück des Albums, getragen von einem cleanen Gitarrensound und einer tiefgründigen Message: Schmerz vergeht, die Zeit heilt – manchmal. Eine poetische Selbsttherapie, die trotz aller Melancholie Hoffnung atmet.

Mit „Better Be Fueled than Tamed“ wird das Gaspedal wieder durchgetreten. Ein Uptempo-Rocker über Lebenslust, Tatendrang und die Bedeutung des aktiven Handelns. Die Lyrics zitieren Poulsens Vater – ein starkes persönliches Element, verpackt in typischer Volbeat-Energie.

„At the End of the Sirens“ versprüht Western-Flair, erinnert stilistisch an ältere Songs wie The Hangman’s Body Count. Der Tod fährt mit Blaulicht vor – und niemand weiß, wen es treffen wird. Ein makabres Szenario, in Sound gegossen.

„Lonely Fields“ dürfte der emotionalste Track des Albums sein. Kindheitserinnerungen, Verlust, Geister der Vergangenheit – und eine Vater-Sohn-Beziehung, die posthum weiterlebt. Die Musik ist zurückhaltend, fast folkig, bis sie sich in einem bittersüßen Finale verliert. Große Kunst.

Den Abschluss bildet „Enlightening the Disorder (By a Monster’s Hand Part 2)“ – das groteske Finale des Killer-Diptychons. Die Inszenierung eines makabren Puppenspiels aus Leichenteilen, das in Selbstverstümmelung endet, ist lyrisch so over-the-top wie ein Tarantino-Film und musikalisch ein komplexes, vertracktes Metal-Monster.

Mit God Of Angels Trust liefern Volbeat ein kompromissloses, manchmal unbequemes Album voller Abgründe, Pathos und Menschlichkeit. Poulsen öffnet sich so sehr wie nie zuvor, gibt Einblick in seine Trauer, seine Wut und seinen Humor. Zwischen Todesritualen, psychischen Dämonen und Kindheitserinnerungen entwickelt sich ein Album, das genauso schwer wiegt wie es unterhält. Es ist kein Easy Listening – aber ein starkes Statement.

Wertung: 8,5 von 10 Punkten

- Anzeige -spot_img

Neuste Artikel

error: Inhalt ist geschützt !!