Freitag 11. Juli 2025

Zwischen Spiegelbild und Strobo – Odde wagt mit „L’appel“ den leisen Aufstand

Meistgelesene Artikel

- Anzeige -spot_img
- Anzeige -spot_img

Es gibt diesen Moment – meist spät in der Nacht, wenn der Handyscreen zu grell leuchtet und unser Spiegelbild zu viel verrät – in dem man sich fragt: Was, wenn ich einfach rangehe? Nicht ans Telefon, sondern an das andere Klingeln – die Stimme in mir, die mich auffordert ganz und ohne Ausrede ich selbst zu sein. „L’appel“, die erste Solo-Single der in Paris lebenden Künstlerin Odde, setzt genau dort an. Kein Bassgewitter, sondern ein leiser Aufstand. Ein Track, der wie aus dem Nichts auftaucht, sich schleichend aufbaut – roh, elektrisch, seltsam tröstlich.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Apple Music. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Auf Apple Music anhören

Wie das erste Einatmen nach zu langer Zeit drinnen. Geschrieben mit Trotz auf Selbstzweifel und Altersgatekeeping in einer oft juvenile-zentrierten Musikszene, ist “L’appel” Odde’s Eintreten ins Rampenlicht – kein Knall, sondern ein Sog. Für alle, die sich zu spät fühlen. Unsichtbar. Zwischen allem.

Musikalisch oszilliert der Song zwischen schlichter Elektronik, cineastischer Melancholie und chansonhaften Schattenrissen – durchzogen von Odde’s Club-Sozialisation, die zwischen Pariser Nächten und Techno-Kellern changiert. Ihre Tracks sind gebaut für Herz und Hüfte, für den Moment vorm Spiegel und jenen auf dem Dancefloor. Der dramaturgische Aufbau von “L’appel” erzählt denselben inneren Riss, den der Text verhandelt: der Bruch, der zur Bewegung wird. Im letzten Drittel pulsiert der Track wie eine Entscheidung. Nicht laut, aber unumkehrbar.

Auch visuell bleibt Odde zwischen den Welten: Das Artwork mischt analoge Fotografie mit surrealen Zeichnungen – ein Blumenstrauß aus fliegenden Körpern, irgendwo zwischen Ernsthaftigkeit und Eskapismus. Musik als Ritual. Bild als Sprungbrett. Und das Uneindeutige als Haltung. Odde ist keine Unbekannte – arbeitete u.a. an der Musik der BBC-Serie “The Famous Five” und remixt für Acts wie Julian Winding, Larry Tee oder Love Bailey. Doch mit “L’appel” entsteht erstmals eine eigene Sprache: Für alle, die sich zwischen Genres, Identitäten und Rollen bewegen.

Ein Lied wie ein Mantra: Du bist nicht zu spät. Du bist nicht zu viel. Über Odde Odde (bürgerlich: Aude Claire Brisson) lebt und arbeitet in Paris. Sie ist Musikerin, visuelle Künstlerin und Illustratorin. Ihr Sound verbindet eerie Pop, rohe Elektronik, Techno-Einflüsse und cineastische Texturen zu emotional aufgeladenen Klangräumen. Ihre Debüt-EP “Illusions Sauvages” ist derzeit in Arbeit.

- Anzeige -spot_img

Neuste Artikel

error: Inhalt ist geschützt !!