All Is Love and Pain in the Mouse Parade – das mag zunächst ungewöhnlich klingen, doch Titel und Herzschlag des vierten Albums der isländischen Indie-Folk-Band Of Monsters and Men kommen emotional näher, als man denkt.
Das Album ist ein Mosaik aus Geschichten, Momenten und Gesprächen, eine Reflexion darüber, wie Liebe und Schmerz untrennbar miteinander verwoben sind. Zwei Gefühle, die oft als Gegensätze erscheinen, aber gleichzeitig existieren und einander bedingen. Die Band erzählt große wie kleine Geschichten. Von Einsamkeit und Sehnsucht im anonymen Wohnblock, über verpasste Begegnungen im Supermarkt bis hin zum Leben und Sterben einer Mäusegemeinschaft in einem verlassenen Haus im Winter.
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Mehr InformationenNanna Hilmarsdóttir und Ragnar Þórhallsson fanden sich oft in unterschiedlichen Perspektiven wieder. „Es geht um die Dualität der Dinge – wo Liebe ist, ist Schmerz nicht weit. Ohne das eine gibt es das andere nicht“, erklärt Nanna. „Das Album ist inspiriert von unserem Leben, unserer Familie, unserer Gemeinschaft und den Generationen vor uns. All das ergibt die ‚Mouse Parade‘.“ „In gewisser Weise ist es ein Album über das Erwachsenwerden und gleichzeitig über das Zurückkehren, über das Frieden-Schließen mit der Vergangenheit“,ergänzt Ragnar.
Sechs Jahre sind seit dem letzten Longplayer Fever Dream vergangen. In der Zwischenzeit: Tour bis zur pandemiebedingten Zwangspause, eine EP, eine Doku, Soloprojekte und Nachwuchs. Die Pause war willkommen, nach zehn Jahren im permanenten Album-Tour-Rhythmus. „Es war ein Moment der Neuorientierung“, sagt Nanna. „Plötzlich wurde uns bewusst: Wir sind jetzt Erwachsene. Es ging darum, ein Leben jenseits der Band zu finden. Es war definitiv Zeit für ein Umdenken.“
In Island, wo die Community klein und eng vernetzt ist, blieb die Band auch privat verbunden. Für das neue Album entschieden sie sich, ihr Umfeld zu wechseln, ohne Label zu arbeiten und zurück zu den Anfängen zu finden. Der Sound folgte dieser Rückbesinnung – verspielt, energiegeladen, mit dem Ziel: „Spaß haben und den ursprünglichen Bandgeist wiederfinden“,wie Ragnar sagt. „Wir trafen uns morgens gegen zehn im Studio, machten einen schlechten Kaffee und redeten über alles und nichts, bevor wir mit der Musik begannen.“
„Insgesamt hat die Aufnahme etwa zwei Jahre gedauert“, erzählt Ragnar. „Wir arbeiten im Studio langsam, weil wir gern Songs überarbeiten, neue Versionen ausprobieren, Schichten hinzufügen. Uns ist wichtig, dass man das Vergehen der Zeit in der Musik spürt.“ Nannaergänzt: „Wir wollten, dass sich das Album wie eine Band anfühlt, die zusammenkommt und spielt – mit all dem kreativen Chaos, das dazugehört. Es war wichtig, zusammen am Boden zu sitzen und zu spielen.“ Diese rohe Bandchemie bildet das Fundament von All Is Love and Pain in the Mouse Parade – mit viel Offenheit und Raum für die Songs, sich organisch zu entwickeln. „Wir haben gelernt, Imperfektionen zuzulassen, nicht alles zu zerdenken“, so Ragnar. „Wir wollten etwas schaffen, das Hoffnung gibt, während die Welt sich gefühlt immer weiter ins Chaos stürzt“, fährt Nanna fort. „Island ist ein starker Anker für uns, auch auf diesem Album. Es hat uns erlaubt, in unsere eigene Welt einzutauchen, zurückzukehren zum Kern dessen, was es bedeutet, eine Band zu sein. Es erinnerte uns an die Anfangszeit, nur eben heute mit Familie und einem Leben, das in verschiedene Richtungen zieht.“

Of Monsters and Men
All Is Love and Pain in the Mouse Parade
Label: ℗© 2025 Skrimsl ehf. t/a Skarkali Records under exclusive licence to Virgin Music Group
VÖ: 17.10.2025
Genre: Alternative
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Dieser organische, fast schon intime Ansatz zieht sich durch das gesamte Werk, durchzogen von „Gesprächen, die sich über Zeiträume hinwegziehen“: über Einsamkeit, Beziehungen und die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Produziert wurde das Album größtenteils von der Band selbst, mit Unterstützung von Josh Kaufman (The National, Bonny Light Horseman) und dem langjährigen Weggefährten Bjarni Þór Jensson.
Ein Paradebeispiel ist die majestätische erste Single Television Love. „Wir haben immer wieder an dem Song gearbeitet, ihn dann liegen gelassen und zu einem anderen Zeitpunkt in unserem Leben wieder aufgenommen“, erzählt Nanna. Ragnar vergleicht es mit dem Briefeschreiben früherer Zeiten: „Du schreibst alles in einen Brief, stellst Fragen – und ein Jahr später kommt die Antwort. Es hat etwas Romantisches.“
Andere Songs befassen sich mit Isolation und verpassten Chancen (Tuna in the Can), innerem Chaos (Kamikaze), Sommersehnsucht (Ordinary Creature) oder der Suche nach Heimat (Styrofoam Cathedral). Immer kreist alles um Gemeinschaft, Zugehörigkeit und darum, was uns als Menschen verbindet. „Die Welt geht tatsächlich unter – und wir leben einfach weiter“, sagen sie über den finalen Track The End. Amen.
Ein zutiefst persönliches, aber auch episches Werk von einer Band, die ein neues Kapitel aufschlägt, ohne zu vergessen, woher sie kommt. Noch immer sind sie die Freunde, die einst mit Little Talks einen Indie-Welthit schrieben. „Wir haben alle Emotionen durchlebt, was diese Phase angeht. Manchmal will man sich davon abgrenzen, aber jetzt sind wir einfach dankbar, dass wir dieses Erlebnis hatten“, sagt Nanna über die frühen Jahre der Bandgeschichte. „Es gibt eine treue Community, die mit uns aufgewachsen ist und eine tiefe Verbindung zu unserer Musik hat“, schließt Ragnar. „Wir begleiten einander durchs Leben. Und wenn jemand sagt, es fühlt sich an, als würde man einen alten Freund wiedertreffen – dann geht es mir genauso, wenn wir wieder neue Songs veröffentlichen.“



