Dienstag 23. April 2024

„Доброго вечора! Ми з України“ (Guten Abend! Wir sind aus der Ukraine) im Offenbacher Capitol

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Am Abend des 20. März führte mich mein Weg zum Benefiz-Konzert „Доброго вечора! Ми з України“ (Guten Abend! Wir sind aus der Ukraine) nach Offenbach. Das durch die Tickets dieser Veranstaltung gesammelte wurde an die Hilfsorganisation „Mascha“ gespendet. Diese Organisation kümmert sich um die Versorgung von Müttern mit Kindern und älteren Leuten, die nicht aus den Kriegsgebieten der Ukraine fliehen konnten oder wollten. Die Gründerin dieser Organisation ist Mascha Efrosinina, die auch an diesem Abend als Moderatorin auf der Bühne zu sehen war. Aber Eines nach dem Anderen.

Am 24. Februar 2022 hat sich das Leben der gesamten ukrainischen Nation verändert unabhängig davon, ob in der Ukraine oder im Ausland lebend. Krieg verändert alle! Deswegen war es kein Wunder, dass die Konzerthalle voll war. Die Leute, die keine ukrainischen Symbole dabei hatten, konnten sich bei ukrainischer Musik welche in der Eingangshalle kaufen. Fast alle Songs dieser Playlist sind in Zeiten des Kriegs erstanden oder hatten damit zu tun. 

Um 20:30 Uhr kam Yuriy Karagodin auf die Bühne und bat das Publikum um eine Schweigeminute für alle Verstorbenen. Danach wurde das Video des Pink-Floyd-Songs „Hey Hey Rise Up“ mit Andriy Khlyvnyuk von der Band Boombox und anderen ukrainischen Musikern gespielt. 

Danach sind, die Moderatoren auf die Bühne gekommen. Leider konnten die geplanten Moderatoren Olena Kravec und Dmitro Tankovic aus unterschiedlichen Gründen nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen, und so haben Mascha Efrosinina und Yuriy Karagodin übernommen, die über den Zweck von dieser Veranstaltung berichteten und auch zum Spenden zur Unterstützung des ukrainischem Militär aufriefen. Danach wurde der erste Gast präsentiert – Sergey Babkin, Mitglied der Band 5’nizza. Der Text des ersten Songs „Я Солдат“ (Ich bin ein Soldat) wurde entsprechend der Situation in der Ukraine angepasst. Ich habe Sergey noch nie live gesehen, aber das möchte ich gerne mal wieder. Er ist so ein sonniger Mensch, dem man ewig zuhören kann. Leider war sein Auftritt ziemlich kurz.

An diesen Abend wurden noch viele Künstler über Video dazu geschaltet, alle hier aufzulisten, würde den Rahmen meines Berichts doch zu sehr ausdehnen.

Als nächste kam die Komikerin Viktoria Bulitko auf die Bühne und erzählte uns über die Dinge, die wir jetzt während des Kriegs anders sehen. Mit Hilfe von Eugen Smoligin hatten uns die beide, die Szene gezeigt, wie man einer russischsprachigen Person, die richtige Aussprache des ukrainischen „Паляниця“ (paljanica) beibringt. Als nächstes widmete man sich der Erklärung der richtigen Müllsortierung in Deutschland, eine Sache, die für Geflüchtete aus der Ukraine sozusagen Neuland sind.

Danach brachte Garipova die Leute mit ihrer Stand Up Comedy über die Flucht aus der Ukraine und das Leben als Flüchtling zum Lachen. Konoval hat danach die Linie von Stand Up Comedy weitergeführt. Das Publikum hat Sie gefeiert und gelacht, aber es war trotzdem Lachen mit Tränen. Alle verstanden, welcher Schrecken hinter diesen Auftritten steht, den viele in dieser Halle selber erlebt haben.

Weiter ging es mit Musik: Jerry Heil kam auf die Bühne, ein zartes, hübsches Mädchen mit wunderschöner Stimme und viel Energie. Ihre Lieder „Геть з України москаль некрасивий“ und „Putin go home“ wurden von allen in der Halle mitgesungen. 

Savian präsentierte humorvolle Lieder in Begleitung seiner Gitarre. Sein Lied „Habibi“, das letzte des Abends, war sein erster Versuch, Ukrainisch zu singen, bei dem Jerry Heil ihn geholfen hat. Laut Moderatoren ist dieses Lied während der letzten Tage erstanden, es war also eine Premiere.

Die nächste Künstlerin, Alina Pash, hat mir den Atem geraubt. Ihre Lieder in traditionellem ukrainischem Stil sind einzigartig. Alina hat uns erzählt, dass ihr Vater zum Militär gegangen ist, und auch dass sie seit heute auf der Liste der Feinde Russlands steht, die nächsten 50 Jahre nicht in Russland einreisen darf. Um das zu feiern, hat sie sich eine Tätowierung in Form eines Dreizacks mit Schwert in die Mitte machen lassen. Auch hier gab es eine Song-Premiere. Alina schrieb das Lied nach dem Bombenanschlag auf die Entbindungsklinik in Mariupol geschrieben und widmete es den Kinder. Die Reaktion des Publikum hat Alina zu Tränen gerührt.  

Bevor der Hauptakt auf die Bühne kam, lief das Video „Ich bin Ukraine“ von Jamala, und obwohl ich es schon mehrmals gesehen hatte, berührt es mich immer wieder zutiefst. 

Dann kam Monatik auf die Bühne und hat uns sein Herz geschenkt. Es war nicht die lustige Tanzshow, die man gewohnt war, sondern eine tiefer, herzzerreißender Auftritt. Man konnte Monatik ansehen, wie sehr ihn dieser Krieg quält und weh tut, wie auch allen anderen in dieser Halle. Beim letztem Song von Monatik sind noch mal alle Teilnehmer der Veranstaltung auf die Bühne gekommen. Das Publikum wollte sie partout nicht wieder von der Bühne lassen, deswegen hatten sie vorgeschlagen, zusammen noch paar ukrainische Lieder zu singen. Zum Abschluss hatte ganze Halle die Hymne der Ukraine gesungen und dabei Schmerz, aber auch Hoffnung und Stolz ausgestrahlt. 

Das war eine wunderschöne Veranstaltung, obwohl es sehr oft Lachen durch Tränen war, gab es den Besuchern das Gefühl von Zusammenhalt. Die Muttersprache zu hören, zu singen und zu lachen tat gut. Es heilt nicht die Wunden, aber es macht vieles erträglicher. 

Mein großer Dank an den Veranstalter, dass ich diese Veranstaltung begleiten und dabei sein dürfte.

Text & Fotos © by Daria

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