Östringen-Tiefenbach, 20. Februar 2025 – Die zweite BIODYNAMICA war ein voller Erfolg. Im VDP.Weingut Heitlinger kamen Sommeliers, Fachhändler und Gastronomen zusammen, um nachhaltige Ansätze der biodynamischen Landwirtschaft zu diskutieren. Dabei wurde deutlich: Winzer und Winzerinnen als wichtige Stimmen der Agrarwirtschaft tragen die Verantwortung mit, innovative und zukunftsweisende Anbaumethoden zu etablieren. Die Biodynamie liefert in diesem Zusammenhang zahlreiche interessante Ansätze.
„Die konventionelle Landwirtschaft stößt an ihre Grenzen – das ist unübersehbar. Irgendwann spüren Landwirte, dass etwas mit den Böden und Reben nicht stimmt. Ich bin nicht als Biodynamiker zur Welt gekommen, sondern habe Veränderungen im Weinberg vorgenommen und beobachtet, was passiert. Wer einmal realisiert hat, wie ein lockerer, gesunder Boden aussieht, der versteht: Biodynamie ist keinesfalls ein dogmatisches Regelwerk, sondern ein Weg zu mehr Balance, zu mehr Leben, zu gesünderen Pflanzen und letztlich auch zu besseren Weinen“, sagt Claus Burmeister vom Weingut Burg Ravensburg.
Die Zukunft gehört dem „Besser“: Achtsamkeit, Respekt und Qualität
„Wir stehen vor einer alarmierenden Realität: viele Böden sind heute durch Monokultur, Austrocknung und Überdüngung nicht mehr fruchtbar“, sagt Patrick Jacklin vom VDP.Weingut Heitlinger. „Es darf daher heute in der Landwirtschaft nicht mehr um das „Größer, Höher, Weiter“ und den maximalen Ertrag gehen. Die Zukunft gehört dem „Besser“ – mehr Artenvielfalt, mehr Achtsamkeit, mehr Respekt, mehr Qualität. Als biodynamisch arbeitende Landwirte liefern wir gerne Inspirationen und Best Practices für die konventionelle Landwirtschaft.“
Der Mensch als Bindeglied
Durch das Programm der BIODYNAMICA 2025 führten Georg Meissner von der Hochschule Geisenheim sowie die Gastgeber Patrick Jacklin und Claus Burmeister. Wertvolle Impulse aus der Praxis lieferten zudem Mathieu Kauffmann vom Weingut Karthäuserhof, Château Ollwiller und dem Sektgut Christmann & Kauffmann, sowie Jochen und Adrian Beurer des glachnamigen VDP.Weinguts aus dem Remstal und Fred Loimer aus dem österreichischen Kamptal.
Georg Meissner erläuterte die Grundlagen der biodynamischen Philosophie. Er betonte dabei die Rolle des Landwirts und den Faktor Mensch als Grundlage der biodynamischen Landwirtschaft. Zweifelsohne gibt es komplexe Verbindungen zwischen „Unten“ (Terroir, Boden, Stein, Bodenleben, etc.) und „Oben“ (Sterne, Mond, Sonne, Wolkenformation, Lichtverhältnisse, etc.) – es obliegt den Landwirten, solche Zusammenhänge zu verstehen, Verantwortung zu übernehmen und Impulse zu setzen, damit Fruchtbarkeit nachhaltig möglich ist. Im Fokus der biodynamischen Landwirtschaft liegt die Sanktogenese und damit die Gesunderhaltung eines landwirtschaftlichen Ökosystems – im Gegensatz zur Pathogenese, die Krankheitsbekämpfung in den Mittelpunkt stellt. Je mehr Maßnahmen zur Gesunderhaltung eingeleitet werden, desto weniger Krankheiten muss ein Landwirt bekämpfen, weil die Pflanzen resilienter werden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist Artenvielfalt – es geht vor allem darum, Monokultur aufzubrechen, Tier- und Pflanzenreichtum im Weinberg zu fördern und damit ein lebendiges Bodenleben zu erzeugen.
Hautnah: Workshop zwischen den Reben
In den Weinbergen vom Weingut Heitlinger erlebten die Teilnehmer des Workshops die kraftvolle Verbindung zwischen Böden, Himmel, Reben, Tieren und Menschen hautnah. Auf großes Interesse stießen Themen wie Bodenaktivierung, Pflanzenpflege mit natürlichen Heilmitteln und die Bedeutung von Vitiforst für nachhaltige Ökosysteme im Weinbau.
Ein weiteres Highlight war die Masterclass-Verkostung mit ausgewählten biodynamischen Spitzenweinen der teilnehmenden Weingüter. Hier zeigte sich eindrucksvoll, wie lebendige Böden und biodynamische Methoden einzigartige, charakterstarke Weine hervorbringen.
Die BIODYNAMICA hat sich damit als Plattform für den fachlichen Austausch rund um biodynamischen Weinbau etabliert und wird auch in Zukunft ein fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders bleiben.
Fotos: Catjana Bechtle