Sonntag 28. April 2024

Special: Artists and their Tattoos Interview with Alexander „Lex“ Wohnhaas from MEGAHERZ

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Jedes unserer Interviews hat seine eigene Geschichte und ist einzigartig. Bei diesem Interview mit Lex hat es fast 4 Jahre gedauert bis ich endlich alles, was ich brauche, beieinander hatte. Als wir uns beim „Volle Kraft Voraus „-Festival getroffen haben, war auch die letzte Hürde überwunden. Wir konnten ein Foto von Lex’ Tattoo machen. Ich musste dafür als Hintergrund dienen und man sieht es leider nicht komplett, aber man muss mit dem zufrieden sein, was man kriegen kann. Jetzt freue ich mich, dass ich euch unser Interview präsentieren kann. Genießt es:

Wann wurde das erste Tattoo bei Dir gestochen und für welches Motiv hast Du Dich entschieden? Wie lange musstest Du darüber nachdenken?

Lex: Tatsächlich habe ich mir mein erstes (und bisher einziges) Tattoo sehr spät stechen lassen. Ich glaube, ich war schon 35 oder sogar noch älter. Diese Entscheidung hatte jedenfalls einen längeren Reifeprozess.

Wie viele Tattoos hast Du insgesamt? Gibt es davon welche von denen Du eine Geschichte erzählen könntest/möchtest und was sie Dir insbesondere bedeuten?

Lex: Ich habe, wie bereits erwähnt, nur ein Tattoo. Einige kennen es vielleicht. Es ist ja durchaus auffällig. Ein sehr mächtiges Trible über meinen rechten Arm bis zum Schulterblatt hoch. Dazu gibt es zu sagen, dass ich schon sehr lange ein Tattoo haben wollte, mir aber immer unschlüssig war, was es genau sein sollte. Ich habe unzählige Magazine gewälzt, Tattos von Freunden gesehen. Nichts hat mich so angesprochen, dass ich davon überzeugt war, ein Leben lang damit herumlaufen zu wollen. Bis ich irgendwann mal in einem Film (kann mich nicht mehr erinnern, was für einer) einen Darsteller mit einem ähnlich mächtigen Trible gesehen habe. Bis dato kannte ich nur diese feinen, sehr diffizilen Trible a la „From Dusk till Dawn“, die mich nicht so angesprochen haben, aber dieses Trible hat mich fasziniert. Und da das Feuer mein Element ist, wollte ich es in Flammenform meinen Arm hochwandern lassen. 

Planst Du Dir weitere Tattoos stechen zu lassen?

Lex: Nein, ich fühle mich mit dem Tattoo komplett.

Wurden alle Tattoos bei demselben Tätowierer gestochen? Wie hast Du den Tätowierer ausgewählt und wer hat die Skizze(n) für Dich gemacht?

Lex: Da ich ja nur eins habe, ja. Es wurde vom Sonny bei Traitors Island in München gestochen, den ich nur empfehlen kann. Er hat es mit einer 13ner Nadel gestochen. Die Skizze kam auch von ihm. Er hat einfach frei Hand die Flammen an die Anatomie meines Armes angepasst, draufgezeichnet und sofort losgelegt. Auf ihn gekommen bin ich über einen Freund, der Gott sei Dank sehr viele, gute Tätowierer kennt.

Wie lange hat die längste Sitzung gedauert?

Lex: Das waren, soweit ich mich erinnere, drei Sitzungen mit jeweils vier Stunden.

Tattoos stechen zu lassen ist schmerzhaft. Wie kannst Du die Schmerzen während der Sitzung aushalten, was lenkt Dich ab?

Lex: Na ja, ich bin Gott sei Dank sehr schmerzunempfindlich. Zumindest bei Dingen, die ich unbedingt haben will. Außerdem sind die Schmerzen beim Tätowieren sehr unterschiedlich. Da kommt es ja auch auf die Körperstelle drauf an, wo man sich tätowieren lässt. Der Arm ist da nicht so schlimm. Brenzlig wurde es eigentlich nur direkt am Ellbogen und in der Achselhöhle, aber da habe ich einfach ein bisschen auf die Zähne gebissen, dann ging das schon.

Hast Du jemals bereut ein Tattoo stechen zu lassen?

Lex: Nein, dieses Tattoo gehört zu mir, wie mein rechter Arm.

Welche Arten von Tattoos sind für Dich tabu, welche würdest Du niemals stechen und Dir auch niemals stechen lassen?

Lex: Also, da ich ja keinen Wunsch mehr nach einem weiteren Tattoo habe, stellt sich die Frage mir nicht, aber ich würde mir niemals ins Gesicht oder auf die Hände etwas stechen lassen. Das sind für mich Tabuzonen und mir gefallen auch selten Tattoos bei anderen an diesen Körperstellen.

Es heißt, es macht süchtig, sich tätowieren zu lassen – hat man einmal damit angefangen kann man nicht mehr aufhören. Wie siehst Du das?

Lex: Ich kenne das Prinzip bei vielen meiner Freunde, die haben, glaub ich, alle mehr als eins. Da bin ich wohl die Ausnahme. Ich wollte ein Tattoo. Mit dem bin ich sehr zufrieden. Danach hat es mich nicht mehr gejuckt.

Im Moment ist es modern sich tätowieren zu lassen, viele Leute denken gar nicht darüber nach, dass sie das Tattoo das ganze Leben tragen müssen. Sie wollen cool sein und mit dem Strom schwimmen. Oftmals kommen sie zum Tätowierer mit der Aussage „zeigen Sie mir, was Sie haben“. Wie denkst Du darüber? Der Tätowierer arbeitet dann nicht mehr als Künstler sondern wird zum „Massenproduzenten“.

Lex: Da ich mir ja sehr lange Gedanken darüber gemacht habe, welches Tattoo ich haben will, kann ich das natürlich nicht verstehen. Obwohl ich als ganz junger Kerl, wenn ich damals noch genug Geld gehabt hätte, wahrscheinlich auch irgendeinen Mist aus dem Katalog gestochen hätte, weil ich einfach unbedingt ein Tattoo haben wollte. Gott sei Dank, das war glaub ich in irgendeinem Urlaub, hatte ich dafür nicht mehr genug Kohle. Denn das hätte ich Jahre später bestimmt bereut. Ich empfinde meinen Körper durchaus als ein von der Natur gegebenes Kunstwerk und wenn ich das „verschönern“ möchte, dann bitte doch mit Sinn und Verstand. Aber, na klar, wenn man jung ist und Bock drauf hat, macht man halt auch mal so einen Blödsinn, kommt vor.

Früher herrschte die verbreitete Meinung Tattoos seinen asozial – man hatte Schwierigkeiten eine Anstellung zu finden. Hat sich diese Meinung heute geändert oder muss man noch immer mit Vorurteilen rechnen?

Lex: Ich glaube, das ist heute überhaupt nichts mehr „Besonderes“, sondern absolut im Alltag der Menschen angekommen. Außer man ist vielleicht im Gesicht tätowiert, das schreckt glaub ich schon noch manche ab und macht es bei manchen Jobs schwieriger. Aber dann muss man halt mit seiner Persönlichkeit punkten, das ist eh immer am besten. 

Zu guter Letzt… was empfiehlst Du unseren Lesern, die ihr erstes Tattoo planen? Worauf sollten sie achten bzgl. Auswahl des Studios, des Tätowierers, der Stilrichtung… Welche Ratschläge hast Du?

Lex: Am Allerwichtigsten, seid euch im Klaren darüber, was ihr auf eurer Haut tragen wollt, denn ihr müsst, wenn ihr nicht noch viel mehr Geld ausgeben und Schmerzen ertragen wollt, indem ihr es euch später wieder entfernen lasst, ein Leben lang damit rumlaufen. Also finde ich es schon wichtig, dass man stolz auf sein Tattoo sein sollte. Und dann ist es natürlich genauso wichtig, einen guten Tätowierer zu finden, dem man bei seiner Arbeit vertraut. Nichts ist frustrierender, als sein Leben lang jeden Tag auf schiefe Linien oder verwaschene Konturen schauen zu müssen. In diesem Sinne, habt Spaß an den Bildern, die ihr tragt.

Zurzeit sind MEGAHERZ mit COMBICHRIST auf Co-Headliner-Tour unterwegs. Verpasst nicht die letzte Shows!

08-10-2023 Toulouse (FR) – Le Rex
10-10-2023 Barcelona (ES) – Salamandra
11-10-2023 Madrid (ES) – Mon
12-10-2023 Lyon (FR) – Ninkasi Kao
13-10-2023 Zürich (CH) – Komplex 457
14-10-2023 München (DE) – Tonhalle

Project by Daria Tessa and Daniela Vorndran, Interview by Daria Tessa

Tattoo Picture by Jaroslav, Concert Pictures by Daria Tessa 

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