Mit ”who speaks your mind” veröffentlicht Coco Kopp aka Dolphin Love am 13. Oktober seine zweite EP über Jugendstil. In fünf Tracks schafft der Musiker ein konzeptionelles Werk über Ausbruch, Selbstfindung, Anecken und das Finden von Gleichgesinnten. Dolphin Love schreibt und produziert seine Songs in seinem Studio komplett selbst. Ganz intim. Diese konsequente Hingabe zur Musik, die wie ein Schutzschild für äußere Kräfte der Musikwelt wirkt, zahlt sich aus: Seine Musik ist authentisch, berührt, ist komplex und reduziert zugleich. Seine Texte sind ehrlich und so wenig aufdringlich, dass genug Platz bleibt, um die Musik für sich selbst sprechen zu lassen.
Das als erste Single gewählte Stück “sun” etwa thematisiert die innere Suche nach Glück und Freiheit und motiviert, bereitwillig Schritte zu gehen, die eigene Bestimmung zu finden und sich vom Schicksal führen zu lassen. Der Track ist von Dolphin Loves ganz persönlicher Handschrift geprägt: Ein eingängiges und verzerrtes Gitarrenriff legt sich über warme, sphärische Synthesizerklänge und einem pochenden Drumbeat. Ein Gefühl von Aufbruch, Geschwindigkeit und der Suche nach dem vollkommenen Licht. Seine Stimme wechselt im Song zwischen verträumt und energiegeladen und trägt so zur Intensität des Tracks bei. Inhaltlich handelt der Song von Selbstreflexion und innerem Wachstum und fokussiert sich dabei auf den Wunsch danach, dass dieser Prozess für einen selbst eintrifft. Die Suche nach der Sonne während man sich in der Dunkelheit befindet. Gepaart mit dem Vertrauen, dass das Licht zu einem selbst findet: “i’m waiting for a sign and all I want is hide“.
Zur EP-Ankündigung folgte mit “i see you” dann die zweite Vorab-Single: Ein eingängiges, mehrstimmiges, fast chorales Vocal-Motiv legt sich hier während des gesamten Stücks wie ein von Euphorie strotzendes Mantra über den gesamten Track. Inhaltlich handelt “i see you” davon, dem Hunger nach mehr nachgehen zu wollen, anstatt sich mit vorgelebten gesellschaftlichen Idealen zufriedenzugeben. Die Essenz des Songs liegt dabei in dem Wissen, dass dieses Gefühl auch in anderen innewohnt und diese Gemeinsamkeit verbindet.
“let you know my mind” greift die Dynamik der vorherigen Tracks auf und bringt uns in die für Dolphin Love typische sphärische und energetische Klangwelt. Ein repetitiver Drum-Delay-Beat gibt dem Song den Eindruck, dringend ankommen zu wollen. Der Song ist dynamisch und expressiv und charakterisiert von einer einnehmenden Gitarren-Motivik. Dolphin Love gibt Melodien den Raum, den sie verdienen. Die Botschaft des Songs braucht nicht nur Lyrics, sondern lässt sich meist besser über das nicht ausgesprochene deuten. Der Song steht für das Öffnen gegenüber einer anderen Person. Den Drang, einem Menschen jeden einzelnen Gedanken zeigen zu wollen. Alles, was in einem selbst vorgeht, ohne nur die positiven Dinge zu filtern.
“to me” ist der Instrumental-Track der EP und wirkt eher entschleunigend und erfüllend. Er beginnt mit sphärischen, abstrakten Gitarren und Synthesizern, die sich langsam zu einem Thema hin entwickeln. “to me” erinnert an den Blick aus dem Fenster bei einer Autofahrt, oder die Abschlussszene in einem Film, in der alles ausgeglichen und zeitlos scheint. Mit Audio-Snippets von Geräuschen oder Gesprächen von Personen bekommt der Song zum Ende hin eine persönliche und intime Note. Gelöst von Schwere und Dunkelheit in einem Moment der Ruhe und vollkommenen Glücks.
Der letzte Track der EP, “take me to light”, ist ein sieben-minütiges intensives Epos, das sich langsam aufbaut, Entwicklungen andeutet und in Kontraste wechselt. Musikalisch erinnernd an Pink Floyd oder The XX startet der Song mit einer Weite und einer schwebenden Atmosphäre, auf der ein Gitarrensolo liegt. Der Song vermittelt das Gefühl von Erhabenheit und Selbsterkenntnis, die die vergangene Schwere nichtig erscheinen lässt. Die unendliche Stille. Auf den Horizont gerichtet. Und die ersten Augenblicke vom Sonnenaufgang. Raus aus der Schwere, rein in die Leichtigkeit.
“who speaks your mind” ist Licht – für alle Menschen und niemanden zugleich. Zusammen auf derselben Welle. Und wir nehmen sie gemeinsam mit. In kompletter Fülle. Entstanden aus Dringlichkeit und Impulsen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu bündeln und das meist Unaussprechbare auszudrücken. Ein musikalischer Versuch, Gefühle in Worte fassen, für die es vielleicht nicht wirklich Worte gibt.
