Freitag 26. April 2024

SARAH LESCH – Gute Nachrichten

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2024 krempelt Sarah Lesch ihr Liedermacherinnen-Image komplett um und läutet mit dem neuen Album „Gute Nachrichten“ und frischem Sound den Anfang einer neuen Ära ein. Die in Altenburg geborene und in Baden Württemberg aufgewachsene Song-Poetin klingt auf einmal ganz neu und doch vertraut. Punkig, rockig, bluesig, mit klassischem Instrumentarium, Bass, Schlagzeug, Gitarre und spärlich aber gezielt eingesetzten sehr groovigen Sounds. Konsequent hat sie die letzten Jahre abgestoßen, um Neues zu beginnen. „Für mich schafft Musik eine Verbindung zu den Menschen. Das hat mir in dieser Zeit gefehlt. Besonders nach der einsamen Corona-Zeit.“ Lesch fühlte sich gefesselt im Hamsterrädchen der Erwartungshaltungen: „Ich hatte genug geliefert von dem, was ich war. Es gab diesen Druck immer bringen zu müssen, was andere von mir erwarten.“ Nicht ihr Ding. Kreativ befand sie sich im freien Fall, wie sie selber sagt. Gefesselt und ein Stück weit kontrolliert. Sarah Lesch wollte ihre Autonomie zurück und trennte sich konsequent von ihrem bisherigen Umfeld. Ihr neues Team steht für Aufbruch, für nicht reinreden lassen, einfach machen.

„Gute Nachrichten“ ist ein Befreiungsschlag – und was für einer! Man hört, dass sie genau das machen wollte, wofür Rockmusik auch steht: Erzählen von Befreiung, Liebe, Respekt und Diversität. Die Songstruktur ist dabei zunächst zweitrangig. Es zählt das Gefühl, der Soundtrack zur Geschichte, das Kino im Kopf. Eine in der modernen Popmusik nahezu verlorene Perle.

„Die Texte fließen einfach aus mir raus und für dieses Album habe ich noch mehr auf den Punkt geschrieben“, sagt sie. „Ich habe mir quasi die „Balls“ eines Kerls angezogen, hier komme ich, ich mach das jetzt!“ Dabei wird sie stellenweise ziemlich laut, denn Sarah Lesch hat etwas zu sagen. Mit „Gute Nachrichten“ macht sie klar, wo sie sich einordnen möchte, nämlich ganz oben. So eine wurde vermisst in der deutschen Rock-Szene. Schon lange! Sarah Lesch geht neue Wege mit gewohnter Haltung. Sie singt über sich und erzählt damit viel über uns. Wie wir uns gerade selbst zerfleischen, Gräben hochziehen, trauern, lachen, sinnlose Diskussionen führen, verzweifeln an der Welt, uns fallen lassen, Liebe machen, verwirrt aufwachen und wie dann am Ende überhaupt mit dem ganzen Gefühlschaos umzugehen ist. Also das, was wir alle kennen, worüber wir aber nur ungern mit jemandem sprechen. Vielleicht weil wir keine Freundin wie Sarah Lesch haben, und uns deshalb gern nach den Erwartungen anderer ausrichten. An ihr und diesem Album kann man sich hochziehen. Lesch kritisiert, mahnt und gibt uns Orientierung. Nach dem Hören will man aufstehen und schreien: Hey, Gesellschaft, wo ist das Problem?

Bereits im Dezember ist die erste Single „Nie wieder“ erschienen. Ein Statement gegen den Zeitgeist und gleichzeitig ihr wohl persönlichster Song auf dem Album. Eine kalte Abrechnung, 2016 geschrieben und heute aktueller denn je. Entstanden ist er nachdem ihr Song „Testament“, den sie ihrem Sohn gewidmet hatte, von allen möglichen Strömungen vereinnahmt wurde. Das Lied – ihr Durchbruch – richtet sich gegen die Verrohung der Gesellschaft, hat bei YouTube über 10 Millionen Klicks und ist alles andere als falsch zu verstehen.

Was wurde nicht alles auf Sarah Lesch abgelegt, hineininterpretiert und projiziert: Identifikationsfigur des neuen rechten Liedguts, Ikone der esoterischen Mystiker, Sexobjekt. Alles das und viel mehr sollte sie versprechen und halten, Übermensch für diese Strömungen sein. Vor allem auf den sogenannten “Friedensdemos” der Impfverweigerer und Querdenker wurde “Testament” ungefragt vor den ideologischen Karren gespannt und Sarah Lesch unweigerlich dazu gesteckt. Mit dem bockstarken Schlussakkord von “Nie wieder” entledigt sie sich nun diesen vielen, vor allem politisch aufgeladenen Ketten, zeigt Haltung und hat eine unmissverständlich klare Botschaft an alle: “Wenn ihr meine Lieder spielt, macht ihr euch mit mir gemein. Und ich bin links, queer und feministisch! Deal with it!” Ein Song fast wie ein Epilog zu „Testament“, der viele Seiten der deutschen Seele beleuchtet. Mit einem lauten “Nie wieder, dass in Zeiten wie diesen schmerzhaft notwendig und charakterstark alles sagt. Bewusst als Letztes auf dem Album platziert, hallt er lange nach. Respekt für diesen Song! Gerade jetzt!

„Gute Nachrichten“ hat dabei immer etwas Leichtes und Ermutigendes. Sarah Lesch erzählt emphatisch, ironisch, mitunter leicht zynisch, aber wir verlieren beim Hören nie unsere Hoffnung.

Als Autodidaktin kam sie zur Musik, nachdem ihre Oma einem bis heute unaufgeklärten Verbrechen zum Opfer gefallen war. Mit Liedern und Texten hat sie diese Geschichte verarbeitet. Mit 17 Jahren wurde Sarah Lesch Mutter und begann in ihrer Küche erste Songs aufzunehmen, relativ schnell folgten Auftritte. Von Anfang an spricht sie Klartext, berührt mit ihrer Persönlichkeit, eben weil alles so authentisch daherkommt. Für viele wird sie zur Lebensbegleiterin und schnell bekannt in der Singer/Songwriter-Szene. Einige Preise folgen, darunter der Panikpreis der Udo Lindenberg Stiftung. Der Kultrocker nannte sie in seiner Laudatio eine „Klartextsprecherin, von denen unsere Bunte Republik Deutschland mehr braucht. Unterhaltung mit Haltung, yeah, das ist Sarah Lesch.“ Eben weil es nicht immer einfach ist, hilft es mitunter zu wissen, dass wir nicht alleine sind.

Nach ihrem, wie sie selbst sagt „vulnerablen Moment“ mit dem Album „Trigger Warnung“, ist Sarah Lesch mit „Gute Nachrichten“ voller Lebensfreude, Kraft, Stimme und Botschaft zurück. Das Album feiert das Leben! Doch wer den Hit im klassischen Sinn sucht, ist hier falsch. In guter Tradition großer Rockmusik erzählt sie Geschichten, trotz minimaler Instrumentierung mitunter episch. Da braucht es selten einen Refrain oder sich wiederholende Floskeln, sonst wäre es ja ein Hit am Reißbrett. Bei Sarah Lesch fließt jede Note und jede Zeile. Dank ihrer phantastischen Begleitmusiker, wird aus den Liedern mehr. Jeder Ton dient der Geschichte und bringt rüber, was der jeweilige Song will. Ein Album wie ein Bilderbuch.

Fazit: Auf so ein Statement haben wir gewartet. Gerade in diesen aufgeregten Zeiten, ist es erfrischend, dass es jetzt dieses neue Album von Sarah Lesch gibt. Es ist, als hätten sich endlich die richtigen gefunden: Sarah, Rock, Blues und Punk. Definitiv gute Nachrichten für 2024!

SARAH LESCH
Gute Nachrichten

Label: Meadow Lake Music/ Roughtrade 
VÖ: 22.03.2024
Genre: Indie-Pop
Bei iTunes kaufen

Listen on Apple Music

Das Video zu „Nie Wieder“ sieht man hier: https://youtu.be/Qk7wK88vmJw

NIE WIEDER IST JETZT! #niewieder

Sarah Lesch Live 2024
19.04.24 Friedrichshafen, Caserne
20.04.24 Tübingen, Sudhaus
26.04.24 Erfurt, HsD
27.04.24 Saarburg, Stadthalle
28.04.24 Darmstadt, Centralstation
02.05.24 Lüneburg, Kulturscheune
03.05.24 Magdeburg, Factory
04.05.24 Leipzig, Anker
05.05.24 Dresden, Alter Schlachthof
09.05.24 Berlin, Heimathafen
10.05.24 Lübeck, Rider Café
11.05.24 Wilhelmshaven, Pumpwerk
12.05.24 Hamburg, Fabrik
15.05.24 Nürnberg, Z-Bau
16.05.24 Potsdam, Waschhaus
17.05.24 Bischofswerda
18.05.24 Annaberg Buchholz,
23.05.24 Oldenburg, Kulturetage
24.05.24 Celle, CD Kaserne
31.05.24 Bonn, Pantheon
01.06.24 Köln, Kulturbahnhof Ehrenfeld
08.06.24 Karlsruhe, Tollhaus
09.06.24 Stuttgart, Wizemann
10.06.24 München, Backstage

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